Edelsteine allüberall

Fährt man mit der Bahn nach Idar-Oberstein, so gelangt man in fünf bis zehn Minuten vom Bahnhof in die Fußgängerzone. Auf der großen Freifläche des Nahe-Zentrums begrüßt uns eine Bronzeplastik des Mainzer Bildhauers Reinhold Petermann, die Lorenzo, einen bekannten Obersteiner Eisverkäufer, darstellt.

Eismann Lorenzo (Bild: Federspiel)

Nur ein paar Schritte weiter, und wir sind auf der Hauptstraße, die sich durch den ganzen Ort zieht und die beiden Stadtteile Idar und Oberstein miteinander verbindet. Nun geht es nach rechts in Richtung Obersteiner Marktplatz. Der Weg dorthin dauert nur ein paar Minuten, in Wirklichkeit kann er aber auch Stunden in Anspruch nehmen, denn kaum jemand wird es schaffen, der Versuchung zu widerstehen, die die unzähligen Souvenirläden bilden, die auf beiden Seiten die Fußgängerzone säumen.

Unwiderstehlich (Bild: Thomas Tobaben / pixelio.de)

Edelsteine in allen Stadien der Verarbeitung sind hier zu bewundern: vom Rohmaterial über dekorative Drusen, im Ganzen oder in Scheiben geschnitten, bis hin zu Schmuck für jedes Budget. Schon für wenige Euro erhält man Halsketten aus echten Halbedelsteinen wie Amethyst, Bergkristall oder Rosenquarz. Für betuchtere Gäste steht Designerschmuck verschiedener Stilrichtungen zur Auswahl: folkloristisch, esoterisch, postmodern …

Natürliche Schönheit (Bild: Claudia Brefeld / pixelio.de)

Wer sich für die Verarbeitung von Edelsteinen interessiert, sollte sich den Deutschen Edelsteinschleifer- und Goldschmiedemarkt vormerken, der alljährlich am ersten Wochenende im August stattfindet. Hier lassen sich echte Kunsthandwerker bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen.

Wer nicht so lange warten will, besucht eins der beiden Idar-Obersteiner Museen: das Mineralienmuseum am Obersteiner Marktplatz oder das Deutsche Edelsteinmuseum im Stadtteil Idar. In beiden Museen erfährt man viel über die Geschichte des Edelsteinabbaus im Raum Idar-Oberstein und die Tradition der Schmuckherstellung. Alle auf der Welt vorkommenden Mineralien und kostbaren Steine sind hier zu bestaunen, dazu einige Nachbildungen berühmter Diamanten und Kronjuwelen. Das Mineralienmuseum legt den Schwerpunkt mehr auf regionale Themen, das Deutsche Edelsteinmuseum mehr auf die Systematik der Edelsteine und bietet darüber hinaus zeitlich begrenzte Sonderausstellungen zu speziellen Themen.

Durch den Felsen in die Kirche

Nach so viel weltlicher Augenweide wird es Zeit für etwas Abstand und Besinnlichkeit. Wir machen uns auf den Weg zur Felsenkirche. Der Legende nach wurde sie als Sühne für einen Brudermord in den Jahren 1482 bis 1484 in einer natürlichen Aushöhlung des Felsens erbaut.

Felsenkirche (Bild: Thomas Max Müller / pixelio.de)

Die Stadt Oberstein hatte von alters her das Problem, dass es kaum Platz zur Ausbreitung gab. Die Häuser im alten Kern der Stadt sind daher stufenförmig an den Felsen "geklebt". Zu erreichen sind die übereinandergeschachtelten Straßen teilweise nur über winzige schmale Treppenstufen. Wer mehr als die Fußgängerzone erkunden will, braucht also durchaus etwas Kondition.

Aufstieg zur Felsenkirche (Bild: Federspiel)

Zur Felsenkirche führen 230 Treppenstufen, aber der Weg dorthin lohnt sich. Wegen Steinschlag ist der unmittelbare Zugang zur Kirche gesperrt, man geht stattdessen durch einen extra dafür gebauten Tunnel. Die Kirche, von der Größe her eher eine mittlere Kapelle, beherbergt einige Kostbarkeiten aus dem Mittelalter: Gemälde, alte Möbelstücke, sakrale Gegenstände und – besonders schön – ein natürlich gewachsenes Achatkreuz:

Zugang zur Felsenkirche (Bild: Federspiel)

Laune der Natur (Bild: Federspiel)

Durch einen weiteren Tunnel gelangt man an einer rieselnden Quelle vorbei zu einer kleinen Aussichtsplattform:

Lohn der Mühe

Lohn der Mühe (Bild: Federspiel)

Blick auf Schloss und Burg

So eindrucksvoll der Blick von der Höhe der Felsenkirche auch ist, es geht noch höher hinauf. Blickt man von oben auf Idar-Oberstein, so sieht man, dass die Felsenkirche etwa auf halber Höhe zwischen Stadt und Schloss Oberstein liegt. Hier hausten ab etwa 1320 die Herren von Stein. Noch früher bewohnten sie die Burg Bosselstein, von der heute aber nur noch Ruinen übrig sind. Das Schloss hingegen wird zurzeit renoviert und auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Schloss Oberstein (Bild: Federspiel)

Blick auf die Felsenkirche (Bild: Federspiel)

Wer einmal die Höhe von Schloss Oberstein erklommen hat, schafft es auch noch weiter. Ganz in der Nähe beginnt ein einmalig schöner Rundwanderweg, eine der "Traumschleifen", die den Nahe-Hunsrück-Steig begleiten, der Nahe-Felsenweg. Er führt am oberen Rand der Felsen am Nahetal entlang in Richtung Osten und später durch den Wald zurück nach Idar-Oberstein. Selbstverständlich kann man ihn auch in umgekehrter Richtung begehen.

Orientierung (Bild: Federspiel)

Panorama (Bild: Federspiel)

Der Weg führt an einigen wundervollen Aussichtspunkten vorbei, die den Blick auf die einmalige Nahe-Landschaft freigeben. Getrübt wird die Aussicht nur dadurch, dass ab und zu statt idyllischer Städtchen und Landschaften auch Industrieanlagen zu betrachten sind.

Von der Länge her ist der Weg mit seinen elf Kilometern gut zu bewältigen, er besteht allerdings teilweise aus sehr steilen Auf- und Abstiegen, die einige Unerschrockenheit erfordern. An den schwierigsten Stellen sind sogar Seile zum Festhalten gespannt, die wirklich nützlich sind. Stabile Schuhe und Trittsicherheit sind unbedingt erforderlich. Ich bin den Weg selbst gewandert und hatte nach dem Beginn des "Kletterabschnitts" das Gefühl, dass ich jetzt keine Wahl mehr hatte als weiterzugehen, denn zurück wäre es noch viel schwieriger geworden. Wenn ich vorher geahnt hätte, was mich erwartet, weiß ich nicht, ob ich genügend Mut dazu aufgebracht hätte.

(Bild: Federspiel)

Federspiel, am 19.09.2013
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Bildquelle:
Federspiel (Wandern im Pfälzerwald – Erholung und Fitness)

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