Insekten essen - Europas eiweißreiche und nachhaltige Alternative zu Fleisch?

Entomophagie - das Kind hat einen Namen

Der Verzehr von Insekten durch den Menschen wird Entomophagie genannt.

Wo in der Welt werden gegenwärtig Insekten verzehrt?

Afrika: in vielen Staaten werden vor allem Termiten, Heuschrecken und Käferlarven verzehrt.

Asien: in Thailand, Japan und anderen Staaten ist die Zubereitung vieler Insektenarten verbreitet, z.B. Käfer- und Wespenlarven, Zikaden, Wanzen, sie werden als Take-Away-Food angeboten.

Mexiko und Süd- und Mittelamerika: Ameisenlarven und süße mit Schokolade überzogene Heuschrecken gelten als begehrte Süßigkeit.

Europa: Entomophagie ist ein Tabuthema. Nur ganz vereinzelt gibt es in Großstädten wie Berlin Restaurants, die Insekten mit auf der Speisekarte haben, z.B. das Never Never Land "Outback".

Ekel auf dem Teller?

Immer wieder hört man als Totschlag-Argument, dass Insekten auf dem Teller eklig aussehen. Das mag vielleicht bei lebendem Getier so sein. Aber die Insekten, die uns als Alternative zu Fleisch angeboten werden, sind mausetot und liegen unbeweglich auf dem Teller. Wie Shrimps. Wieso mögen wir dann die wirbellosen Shrimps, die ja auch ziemlich wurmartig anmuten? Schnecken sind nun auch nicht gerade so ästhetisch und werden trotzdem gegessen.

Sind nicht die Innereien von Schwein, Rind und Geflügel viel ekelerregender?

Die Vorzüge für unsere Ernährung

Insekten enthalten wertvolle Proteine, Mineralien, z.B. Zink und Eisen sowie Vitamine. Sie sind reich an ungesättigten Fettsäuren und essentiellen Aminosäuren. Außerdem sind sie fast völlig frei von Kohlenhydraten, fettarm und sehr cholesterinarm. Getrocknete Bienenlarven bestehen beispielsweise zu 90% aus Proteinen und nur zu 8% aus Fett. Das unverdauliche Chitin, das einige Insekten enthalten, muss entfernt werden, wie auch z.B. bei Garnelen.

In Asien boomt die Zucht

In Süd-Ost-Asien werden Insekten seit längerem in großen Farmen gezüchtet. Ob das jedoch auf unsere eher nördlichen Gefilde zu übertragen ist, ist fraglich. Da bei Insekten die Mastleistung von der Temperatur abhängt, ist es offensichtlich, dass sie in den Tropen und angrenzenden Regionen hervorragend gedeihen. Und wie bei jeder Massentierproduktion, werden jedoch auch bei der Insektenmast irgendwann Antibiotika oder andere Medikamente eingesetzt werden müssen.

Ob die Insektenmast sich auch bei uns irgendwann einmal als Alternative zur Massentierhaltung von Schweinen, Rindern, Schafen und Ziegen durchsetzt, ist noch offen. Von unserem Speiseplan sollten wir Insekten aber keinesfalls verbannen. Eine gute Möglichkeit, unseren Gaumen mit ungewöhnlichen und gesunden Leckerbissen zu verwöhnen - und gleichzeitig eine weitere Variante auf unserem täglichen Speiseplan. Sogar bei Amazon gibt es schon Insekten-Knabberspaß zu finden. Sehen Sie selbst!

Rezeptvorschlag für Insekten-Newbies

Wer sich nun an die Insekten-Küche heranwagen möchte, dem sei ein Einsteiger-Rezept empfohlen. Heuschrecken haben sehr gute Nährwerte und eignen sich sehr gut fürs "erste Mal", denn sie schmecken etwas nussig und nach Hühnchen. Die Amerikaner bezeichnen Heuschrecken übrigens als "Landshrimps".

Knusprig gebratene, scharfe Heuschrecken

Für 2 bis 3 Personen benötigen Sie:

• 50 große Heuschrecken
• 3 Knoblauchzehen, zerdrückt
• 4 EL Öl
• 2 EL Chilipaste
• 2 EL helle Sojasauce
• einige Basilikumblätter
• 500 ml Hühnerbrühe

Dazu schmeckt Reis als Beilage sehr gut.

Wissenswertes zur Vorbereitung bzw. Zubereitung

Die Heuschrecken waschen, anschließend Flügel entfernen und Sprungbeine abschneiden.

Das Öl in Wok oder Pfanne erhitzen. Heuschrecken und Knoblauch dazugeben, bis die Heuschrecken knusprig und leicht gerötet sind. Chilipaste und Sojasauce hineingeben. Alles gut vermischen und mit der Hühnerbrühe auffüllen. Erst zum Schluss wird das Basilikum eingerührt. Guten Appetit!

Wo kann man essbare Insekten kaufen?

Wer nicht weiß, wo er das exotische Food kaufen kann, das auch Europäischen Lebensmittelstandards entspricht, hier zwei gute Adressen:

http://www.insectable.de/

http://www.trau-dich-shop.com

Das esse ich NIE - Pech gehabt

Ohne es zu wissen verspeisen auch westliche Konsumenten jedes Jahr Insekten, denn Insektenbestandteile werden auch für die Herstellung von Marmeladen, Joghurt und Erdnussbutter verwendet. Und mit dem roten Farbstoff bestimmter Blattläuse werden auch viele unserer Lebensmittel und Kosmetika eingefärbt.

Insekten als Nahrungstabu

Warum wird das Essen von Insekten bei uns tabuisiert? Historische Quellen belegen, dass das nicht immer so war. In der Antike waren Heuschrecken als Nahrungsmittel weit verbreitet und die Römer aßen die Raupen eines Schmetterlings. Noch zu Beginn des 20 Jh. soll auch in deutschen Töpfen die Zubereitung einer Maikäfersuppe gang und gäbe gewesen sein.

Es gibt einige Erklärungsversuche, warum Insekten zum Verzehr tabuisiert wurden bzw. werden. Eine Erklärung hängt damit zusammen, dass viele Insekten in der Landwirtschaft als Schädlinge angesehen werden, weil sie die pflanzliche Nahrungsgrundlage des Menschen zerstören. Allerdings werden auch Insektenarten tabuisiert, die keine Schädlinge sind, wofür es keine rationalen Argumente gibt.

Möglicherweise ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch in Europa Insekten als Nahrungsquelle populärer gemacht und allseits akzeptiert werden. Angesichts des stetigen Anstiegs der Weltbevölkerung und der Versorgungsengpässe mit Fleisch können Insekten auf jeden Fall zu einer echten Option werden.