Kriegsende und Währungsreform

1945 begann die schlimmste Zeit in Barbaras Leben. Würzburg war völlig zerstört. Sie war mit ihren Kindern allein in einem winzigen Dorf bei Bamberg gelandet. Sie besaß noch ein paar Kleider und Babysachen sowie einen

Bald, nachdem Franz fort war, bombardierten die Amerikaner Nürnberg. Die Granaten flogen über das kleine Dorf hinweg. Die Amerikaner warfen viele Deutsche aus ihren Wohnungen, so auch Barbara. Sie musste sehr zufrieden sein, als sie mit ihren beiden  Kleinkindern einen Verschlag im Boden eines Bauernhauses zugewiesen bekam.

Eine Maus im Babyfläschchen!

 Es war dreckig, es gab Spinnen, Käfer und Mäuse, aber zumindest hatte man ein Dach über dem Kopf. Holz zum Schüren musste Barbara selbst im Wald holen, für entsprechende Hilfe bei der Feldarbeit bekam sie etwas Milch für den Säugling und ein paar Kartoffeln.

Das volle Milchfläschchen stellte sie immer auf den Schrank, weil die Hauskatzen ihr ab und zu Besuch abstatteten.

Als Barbara Jutta ein Fläschchen machen wollte – steckte eine Maus darinnen! Nur der Schwanz sah noch heraus! Mit geschlossenen Augen zerrte Barbara das Tier aus dem Fläschchen und kochte es mehrmals aus.

 

Andenken an die Landser

Als der deutsche Rückzug rollte, kamen fast täglich abgerissene Landser durch das Dorf.

Landser auf dem Rückmarsch

Die Bäuerin musste ihnen Quartier geben – und anschließend stapelte sie die schmutzigen Betten wieder auf dem Boden – neben Barbaras Verschlag!

Als sie Jutta wieder einmal ins Bettchen brachte, entdeckte sie auf dem Holz und an der Wand darüber eine ganze Straße von komischen schwarzen Käfern. Ein Andenken an den Durchzug der Landser! Als Barbaras Vater nach der jungen Familie sah, stellte er entsetzt fest, dass das ganze Babybett voller Wanzen war. Er nahm es völlig auseinander und goss ein paar Mal kochendes Wasser darüber. Dann nahm er den Lötkolben und fuhr damit die Wände entlang. Danach war der Boden voller toter Wanzen.

Franz ist zurück!

Als der Winter kam, konnte Barbara in ihrem Verschlag das Eis von den Wänden kratzen. Das wenige Holz reichte kaum und die kleine Jutte erfror sich im Zimmerverschlag die Backen. Sie war verzweifelt!

Doch plötzlich, am 30. Dezember 1945 stand Franz vor der Tür. War das eine Freude!  Er war mit seinen Leuten in Frankreich in amerikanische Gefangenschaft geraten und hatte Arbeit beim Straßenbau verrichten müssen.

Eine Stelle als Hilfsarbeiter

Nach der Wiedersehensfreude tauchte die bange Frage auf, wovon die Familie leben sollte. Da Franz noch nicht entnazifiziert war, durften sie kein Geld von ihrem Sparkonto abheben, Franz bekam aber auch kein Geld von seiner Dienststelle bei der Wehrmacht, weil diese nicht mehr existierte. Außerdem war es Franz höchstens erlaubt, eine Hilfsarbeitertätigkeit anzunehmen. Tatsächlich fand er eine Stelle in einer Färberei in Bamberg, die Armeedecken und –wäsche umfärbte. Bamberg war nur wenige Kilometer entfernt, so dass Franz seine Arbeitsstelle gut zu Fuß erreichen konnte.

Es geht bergauf!

Mit dieser Arbeitsstelle ging es mit der Familie aufwärts. Bisher hatten Barbara und Norbert in erster Linie von Löwenzahngemüse und Kartoffeln gelebt und ganz selten einmal ein paar Waldfrüchte oder einen Apfel erwischt. Nun erhielten sie einige Lebensmittel von den Bauern, die Armeedecken von fraglicher Herkunft eingefärbt haben wollten.

 Trotz etwas Brot und einmal sogar einem mageren Hähnchen litt Barbara schrecklich unter den Lebensbedingungen. Die Bauern sahen in der kleinen Familie nur "Leute, die dem lieben Gott die Zeit stehlen, während die anderen arbeiten müssen."

 Franz machte seine Arbeit so gut, dass man ihm bald Millionenabschlüsse anvertraute. Die Firma hätte ihn gerne behalten, aber Franz träumte von der Schule.

Entnazifizierung

Franz hatte zwar als angehender Lehrer der Partei beitreten müssen, um unterrichten zu dürfen, als er aber zur Heeresfachschule kam, musste er zu seinem Glück wieder von der Partei weg. So wurde er  dann als Mitläufer eingestuft. Trotzdem dauerte es noch ewig, bis er seine Entnazifizierungspapiere bekam.

Währungsreform in Deutschland

40 Mark "Kopfgeld" pro Person!

1948 - wieder Lehrer!

Danach bemühte er sich nach Kräften wieder in seinem Beruf eingesetzt zu werden. Endlich, im Juli 1948, nach der Währungsreform, bekam Franz einen Einstellungsbescheid für eine schwäbische Oberschule, an der gerade das erste Nachkriegsabitur abgehalten wurde. Man begegnete ihm mit großer Vorsicht, weil sich niemand vorstellen konnte, warum er zum Schuljahresende eingestellt worden war.

In den Ferien durfte dann Franzens Familie nachkommen. Als erste Wohnung diente ein abgetrennter Bodenraum im Schulhaus. Das erste Geschirr kam aus Wehrmachtsbeständen. Da man keine Möbel besaß, betätigten sich die Eheleute im August handwerklich. Barbara bekam einen Webstuhl, auf dem sie "Flickerlteppiche" webte, und gemeinsam schreinerten sie ihre ersten Möbel. Sie hatten kaum Geld, sie wohnten mit zwei lebhaften Kindern sehr beengt in einem Raum mit wenigen Möbeln, aber es war ein neuer hoffnungsvoller Anfang.

1950 bekamen sie eine Staatsdienerwohnung und von da an ging es langsam aber stetig bergauf!

 

Mit dem Neubeginn nach den beiden Weltkriegen möchte ich meine Geschichte beenden.

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