Warum die kindliche Fantasie abhanden kommt...

Immer häufiger lässt sich beobachten, dass die kindliche Fantasie bei vielen Kindern fehlt, oder schlimmstenfalls unterdrückt wird. Die Kinder werden zu schnell erwachsen und erwachsen gemacht. Kein Wunder, wenn Mutti der sechsjährigen Tochter schon Stiefel mit hohen Absätzen, Miniröcke und Trägertops anzieht. Der Gedanke: "Wenn ich mich kleide wie Erwachsene muss ich mich auch so benehmen. Fantasiewelten haben da keinen Platz."

Sowohl das Abhandenkommen der kindlichen Fantasie wie auch eine blühende kindliche Fantasie wird von den Eltern angelernt. 

Beispiele: Der fünfjährige Tim spielt Feuerwehr. Rast wie ein kleiner Wilder über den Spielplatz. Ein Stock in seiner Hand stellt den Feuerwehrschlauch dar. Immer wieder ruft er: "Tatütata die Feuerwehr ist da!" Mama und Papa ist das peinlich. Sie weisen Tim in die Schranken und sagen, er solle nicht so einen Blödsinn machen, sondern sich benehmen. So reagieren Mama und Papa auch in zahlreichen anderen Situationen. Das Ende vom Lied: Tim merkt sich, er solle nicht so einen Blödsinn machen und beginnt seine kindliche Fantasie zu unterdrücken. Immerhin soll er auf Mama und Papa hören und möchte sie nicht enttäuschen. Demzufolge kann die kindliche Fantasie nicht ausgelebt werden, weil Mama und Papa sich "schämen". 

Vor einigen Jahren noch war es nicht denkbar, dass sich Eltern jemals für die kindliche Fantasie ihrer Kinder geschämt hätten. Es war selbstverständlich, dass Mama und Papa mitgemacht haben und, wie im Beispiel, den zweiten Feuerwehrmann gespielt hätten. In unserer heutigen Gesellschaft kaum denkbar. Machen die Eltern mit, ernten sie hämische Blicke der Beobachter. Und das, obwohl die Gesellschaft angeblich aufgeschlossener geworden ist. 

Warum die kindliche Fantasie so wichtig ist...

Viele Eltern vernachlässigen, dass die kindliche Fantasie ein wichtiger Bestandteil der kindlichen Entwicklung ist. Sowohl die sozialen wie auch die emotionalen Kompetenzen können gestärkt werden, die Kreativität wird entwickelt. Außerdem werden über die kindliche Fantasie Flexibilität, Spontanität und die konstruktive Vorstellungskraft erlernt. Entscheidend ist aber, dass die kindliche Fantasie sich voll entfalten kann und möglichst gemeinsam mit den Eltern oder Bezugspersonen ausgelebt wird. 

  • Gemeinsame Fantasiespiele: Bei gemeinsamen Fantasiespielen wird die soziale Kompetenz immens gestärkt. Außerdem hat das Kind die Möglichkeit, seine Gefühle auszudrücken. Alternativ kann auch ein Rollentausch gemacht werden, damit Gefühle klar und deutlich werden. 
  • Fantasiegeschichten: Eltern können die kindliche Fantasie auch durch Fantasiegeschichten fördern. Beispielsweise selber welche erzählen oder aber die Kinder erzählen lassen. Handpuppen, Teddybären, Autos, Püppchen und so weiter sind hervorragende Hilfsmittel für Fantasiegeschichten. (Übrigens können auch Jungs mit Puppen spielen - dann sind sie halt nicht Mama aber Papa)
  • Kinderbücher: Besonders wertvoll sind Kinderbücher. Geschichtenbücher können angelesen und von den Kindern zu Ende erzählt werden. Bilderbücher können komplett von den Kindern erzählt werden. Hierbei kann die kindliche Fantasie hervorragend unterstützt werden.
  • Gute-Nacht-Geschichten: Nicht nur als wundervolles Ritual, sondern ebenso zur Förderung der kindlichen Fantasie, eignen sich Gute-Nacht-Geschichten. Dabei bleibt es den Eltern alleine überlassen, ob welche ausgedacht oder vorgelesen werden. Auch hier können die Kinder zu Ende oder weiter erzählen. 

Abschließend Informatives...

Bei der Fantasie handelt es sich um eine kreative Fähigkeit des Menschen. Die Fantasie kann sowohl mit bildhaften, wie auch mit sprachlichen und logischen Leistungen verknüpft werden. Im engeren Sinne gilt die Fantasie als Vorstellungskraft. Im psychologischen Bereich ist die Fantasie eine Vorstellungskraft, die das Erinnern und auch das Denken in allen Formen ermöglicht. Dahingegen tritt die Fantasie im psychodynamischen Sinne dann auf, wenn die inneren Triebe in der Realität nicht ausgelebt werden können. Nach psychodynamischen Vorstellungen stellt die Fantasie also ein Ventil dar, welches es ermöglicht, die eigenen Triebe zu befriedigen. 

Die kindliche Fantasie ist besonders im fünften Lebensjahr sehr ausgeprägt. Spätestens von diesem Moment an, besser noch vorher, sollten Eltern die Fantasie der Kinder unterstützen. Dank der Fantasie lassen sich auch Aggressionen abbauen, wie unterschiedliche Studien bereits bewiesen. 

Bildquelle Vorschaubild: Christiane Fengler  / pixelio.de:  

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