Fast zwei Wochen nach der Koranverbrennung des radikalen amerikanischen Predigers Terry Jones starben in Afghanistan auch Samstag deswegen wieder neun Menschen.

 

Man beachte: Als "radikal" gilt nicht der protestierende Mob, sondern der Koranverbrenner, der anscheinend an den Ermordungen (mehrere Opfer sollen geköpft worden sein!) - die übrigens in den Medien nicht als solche bezeichnet werden, ganz so, als habe es sich um bedauerliche Unfälle gehandelt - die Schuld trägt. Die Rolle des 2001 von den USA zum afghanischen Präsidenten erklärten Hamid Karza, der die Koranverbrennung als "Verbrechen gegen die Religion" bezeichnete und somit wohl erst überhaupt ins Bewusstsein der Afghanen trug, wird gleichfalls nicht eingehender beleuchtet. Weshalb auch? Terry Jones eignet sich als Sündenböck einfach zu gut, um ihn nicht genüsslich medial und politisch zu schlachten!

 

Barack Obama: Heuchler

Für US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama eröffneten die Ausschreitungen natürlich eine dankbar angenommene Möglichkeit, sich erneut als Moralapostel zu profilieren.So heißt es in einer Aussendung des Weißen Hauses:

 

"Die Schändung von jedem heiligen Text, einschließlich des Koran, ist ein Akt extremer Intoleranz und Bigotterie"

 

Daraus ergeben sich für Menschen, die zumindest über Restbestände an Vernunft verfügen, interessante Fragen: Wer definiert eigentlich, was ein heiliger Text ist, und kann nicht prinzipiell jede menschenmögliche Handlung als Intoleranz ausgelegt werden? Ist es folglich "extrem intolerant" im Beisein eines Vegetariers ein Schnitzel zu verzehren?

 

Politische Korrektheit: In Wahrheit intolerant

Offenbar handelt es sich bei der vielbeschworenen Toleranz aber ohnehin um eine Einbahnstraße. Denn beispielsweise ist das im Islam und dem Judentum gängige Schächten von Tieren kein Akt der Intoleranz gegenüber Vegetariern oder Tierfreunden im Allgemeinen, während Tierquälerei im Westen - berechtigterweise - scharf kritisiert wird.

Die Folgen der Koranverbrennung durch Terry Jones sollten uns zu denken geben. Wie viele Freiheiten sollen wir auf dem Altar der politischen Korrektheit noch opfern, um ausgerechnet den intoleranten Kreisen unsere Toleranz zu beweisen? Denn tatsächlich handelt es sich bei eben jener "political correctness" um ein Instrument extremer Intoleranz. Sie legt die Freiheit der Gedanken in Ketten und schnürt uns ins Korsett verlogener Toleranz.

Gestatten Sie mir diese persönlichen Worte: Ich möchte nicht gegen meinen Willen tolerant sein müssen! Ich möchte bestimmte Menschen, gewisse Ideologien und manche Einstellungen von Herzen verabscheuen dürfen, ohne hierfür gebrandmarkt oder gar von Staats wegen bestraft zu werden. Ich möchte meine Feinde weder lieben, noch ihnen gegenüber tolerant sein müssen.

Allein: Diese fundamentalen Freiheiten sind mir und Ihnen längst genommen worden.

Autor seit 13 Jahren
815 Seiten
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