St. Peter Port (visitguernsey.com)Die winkeligen Gassen wiederum, die teilweise Fußgängerzone und englisch plus französisch beschriftet sind, beherbergen Shops beider Welten. Zu mäßigen duty-free-Preisen findet man französische Gourmandisen und englische Tweed- und Shetland-Garderobe, französische Parfüms und Old-England-Antiquitäten. Die French Halles, die buntesten aller Obst- und Fischmärkte, darf man genauso wenig versäumen wie das festungsartige Schloß Cornet. Dieses den Hafen beherrschende Fort, das während der deutschen Besetzung 1940-45 zur Schlüsselstellung ausgebaut wurde, entpuppt sich als interessantes Relikt der jüngsten Kriegsgeschichte. Neben ehemaligen Unterkünften, Geschützen und Wehranlagen ist hier ein Museum der deutschen Okkupation zu besichtigen, das ein wahrhaft lückenloses Bild der kurzen 1000jährigen Herrlichkeit bietet. Es verdankt sich einem damals 12jährigen Bauernjungen, der stillschweigend alles sammelte, was die Soldaten mehr oder weniger freiwillig zurückließen: alte Uniformen, deutschsprachige Zeitungen, Waffen, Orden, Befestigungspläne.

Guernsey scheint die Widersprüche gepachtet zu haben. Das Eiland ist total überlaufen und total einsam zugleich. Es verströmt ebenso wonnige Tropendüfte wie miserablen Benzingestank. Es züchtet unförmig dicke Tomaten und zierliche Kühe. Es ist ein berühmter Nistplatz von seltenen Vögeln und auch von weniger seltenen - den Steuerflüchtigen der halben Welt. Ferner wird Guernsey von Briten bewohnt, die einander mit Monsieur anreden. Es betitelt die englische Königin als französische Herzogin.

Dennoch: Auf Guernsey ergibt der Widersinn einen Sinn. Zumindest für den Urlauber. Neben vielen interessanten Dingen, die aus solchen Gegensätzen resultieren, bietet ihm die Insel durch ihre Lage quasi zwei Kontinente. Mit einem Bein steht er im 130 Kilometer entfernten England, mit dem ändern im nur 50 Kilometer entfernten Frankreich. Er kann also nicht bloß seine anglophilen, sondern auch seine frankophilen Gelüste befriedigen. Das Französische an Guernsey beginnt schon beim Essen. Keine Rede von buntgefärbten Puddings und fadem Gemüse! Jede Mahlzeit ist ein lukullisches Fest. Es werden herrliche Crepes serviert, Miesmuscheln in französischer Senfsauce, Langusten, Salate mit raffinierten Dressings, frische Himbeeren.

Französisch, sogar südfranzösisch, ist auch das Klima. Der milde Golfstrom macht aus Guernsey eine englische Cote d'Azur. Palmen und Schirmföhren gedeihen, Mohnfelder, Blumenwiesen, Rosenplantagen überziehen das Eiland, und im Norden blendet Glashaus neben Glashaus das Auge. Hier wachsen die Tomatenstauden bis zu zwei Meter hoch und liefern riesige Früchte, das Hauptexportgut der Insel. Frankreichs Einfluss dokumentiert sich ferner in den Namen der meisten Orte, im Dialekt der Landbewohner, die das Patois (ein englisch durchsetztes Altfranzösisch) sprechen, und in urtümlichen Bräuchen. Letztere reichen weit zurück - bis ins 13. Jahrhundert, da der englische König gleichzeitig französischer Herzog der Normandie war und die Kanalinseln zu Frankreich gehörten, sich aber von der englischen Krone nicht ganz trennen wollten.

Kreuzfahrtschiff vor GuerneyAn der Ost- und Westküste gibt es vollgerammelte schicke Badeorte mit langen Sandbeaches und abgeschlossenen Buchten, z. B. Petit Port, Grand Havre, Chouet, Vazon, L'Eree. Die Südküste zwischen Petit Bot und Portelet hingegen ist felsig, bestückt mit winzigen Badebuchten für gute Schwimmer und einsam. Das Küstengebiet um La Corbiere etwa bietet den Ruhesuchenden eine zerklüftete Idylle. Sehr zu empfehlen wäre ein Herbsturlaub auf Guernsey. Ende August wandern die Briten ab, dafür kommen neue Gäste: die Zugvögel, die auf ihrem Weg nach Afrika die Insel zu ihrem Rastplatz gewählt haben. In Scharen schwirren sie über die Felsen und Riffe.

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