Konfessionelle Spannungen seit fast 200 Jahren sorgen für Misstrauen.

Die osmanische Herrschaft dauerte von 1517 bis 1860. Drusische Emire gewannen großen Einfluss und regierten das Land als weitgehend eigenständiges Emirat. Ab 1800 stieg der Einfluss der Maroniten durch ihre Handelsbeziehungen. Die wirtschaftliche Entwicklung der Levante weckte aber auch die Begehrlichkeiten der Europäer. Hier besonders die der Engländer und Franzosen. Frankreich unterstützte die Christen, England die Drusen. Die Intrigen dieser beiden Mächte, die um ihren Einfluss bangten, führten 1820 zu den ersten konfessionellen Zusammenstößen. Eine ägyptische Invasion unter Ibrahim Pascha verschärfte diese Situation. Mit Hilfe europäischer Nationen (sauf la France) gelang die Rückeroberung und erneute Herrschaft des Osmanischen Reiches. Im Laufe einer Reform entstanden zwei Gebiete. Das Nördliche bekam einen maronitischen Gouverneur, das Südliche einen Drusen als Stadthalter. Es begann die konfessionelle Aufteilung der Ämter, die bis dato fortbesteht. Zeitgleich kam es zu Bauernaufständen gegen die Feudalherrschaft.

 

Der maronitische Bischhof von Beirut hetzte gegen die Drusen, deren Obrigkeit schürte Ängste vor einem christlichen Emirat. Franzosen und Engländer verschärften diese Ressentiments. Osmanische Truppen hielten einseitig zu den Drusen. Es kam zu bewaffneten Konflikten. Ganze Städte (wie Dair al-Qamar) wurden gebrandschatzt und die Bevölkerung massakriert. Durch Eingreifen Frankreichs wurden weitere schwere Massaker verhindert.

 

 

Antiker Tempel bei Biblos mit Zedernbaum

Beirut vor dem Bürger-Krieg 1970 - 1989

Nach den Pogromen 1860 wurde der Libanon zur selbstständigen Großprovinz Beirut unter einem osmanischem Gouverneur.

Ein wackliger, dünngestrickter Friede brachte dem Land von 1860 bis 1915 ein wirtschaftliches und kulturelles erblühen. Die Autonomie wurde von einer internationalen Kommission überwacht. Der Gouverneur musste ein Christ, aber kein Libanese sein. Das von französischer Kultur geprägte Beirut wurde zum Schmuckstück des osmanischen Reiches und begründete seinen Ruf als "Paris des Nahen Ostens". Man spezialisierte sich auf Luxusprodukte, wie teuren Wein und die Seidenraupenzucht. Die Schönen und Reichen trafen sich in den Luxushotels der levantinischen Küste. Dichter und Intellektuelle erlangten Weltruhm. Doch der Erste Weltkrieg beendete diese glückliche Phase. 1915 bekam der Libanon eine türkische Militärverwaltung. Da die Besatzungsmächte durch ihren Krieg in Europa geschwächt waren, erwachte der Wunsch auf wirkliche Eigenständigkeit. Starke Nationalbewegungen in Kairo, Damaskus und auch Beirut wurden von den Türken blutig unterdrückt. 1916 wurden auf dem Paradeplatz (Place des Canons) Menschen hingerichtet. Seitdem nennt sich dieser blutige Ort "Place des Martyrs" - Platz der Märtyrer!

Britische Seeblockade und Lebensmittelrequirierungen deutscher und türkischer Truppen begründeten die große Hungersnot, der fast ein Viertel der Bevölkerung zum Opfer fiel. Viele Libanesen flohen. Man schätzt ca 6 Millionen Maroniten weltweit, die ursprünglich aus dem Libanon kamen. Deutschland hat sich damals nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Den protestantischen Preußen ging das Schicksal der katholischen Maroniten am hinteren Zipfel ihres Uniformrockes vorbei. Auch das war ein Grund zum Kriegseintritt der Amerikaner.

Libanon, vom Ersten in den Zweiten Weltkrieg

Nach Kriegsende bekam Frankreich vom Völkerbund 1919 - 1943 das Mandat für Syrien und den Libanon. General Gouraud teilte das Gebiet in sechs Staaten auf. Aber die nationalen Kräfte waren erwacht! Aus dem 1920 proklamierten Großlibanon wurde der moderne Libanon. 1925 begann ein drusischer Aufstand, dem sich die Maroniten im Kampf um Unabhängigkeit anschlossen. 1926 wurden die Grenzen des Zedernstaates bestätigt, er bekam eine eigene Verfassung. Von 1929. 1931 bildete Charles de Gaulle in Beirut Offiziere aus. Der Libanon unterstützte das Freie Frankreich, kam aber unter das Vichy-Regime, welches wohl notgedrungen mit Deutschland kooperierte. Deutscher Nachschub rollte über Syrien und den Libanon gegen die Engländer im Irak. Diese besetzten daraufhin beide Länder. Libanesische Freiwilligenverbände (Troupes Spéciales du Levant) kämpften erfolgreich mit hohen Verlusten unter de Gaulle gegen Rommel in Libyen bei Bir Hakeim und bei Monte Cassino.

Nach einigen Querelen wurde im November 1943 die Unabhängigkeit des Libanon von Frankreich akzeptiert. Frankreich ist heute der Fürsprecher und ein wichtiger Unterstützer auf internationalem Parkett.

Place des Martyrs vor 1970

Places des Martyrs nach dem Krieg

Libanon,Gründungsmitglied der vereinten Nationen wird instabil.

Der Libanese Charles Malik, Doktorand der Philosophie, spielte eine wichtige Rolle bei der Ausarbeitung der UN-Charta! Beirut der Banker, wirtschaftlicher Aufschwung führte dazu, dass der Libanon das kommerzielle Zentrum der Region wurde. Aber die Spannungen in der Bevölkerung blieben nicht nur bestehen, sie wuchsen durch den Zustrom palästinensischer Flüchtlinge. Der Anteil der Muslime stieg gegenüber anderen konfessionellen Gruppen.

Der Libanon war anfangs neutral, wie die Schweiz. Selbst zionistische Führer wie Ben Gurion nutzten den internationalen Flughafen von Beirut. Aber von dort aus operierende palästinensische Freischärler zogen das Land immer mehr mit in den Schlamassel. 1958 kam es zur großen Krise. Befürworter prowestlicher und proarabischer Politik bekamen sich in die Haare. Und das ist in der Region immer blutig. Amerika intervenierte. Fouad Chehab wurde Staatspräsident. Dieser war Kampfgenosse von Eisenhower und de Gaulle, und damit seinen Widersachern Gemayel und Jumblatt nicht genehm.

Aber er war ein Staatsmann, der das Wohl der Republik im Auge hatte. Er wollte die Staatsraison durchsetzen, und die Freischärler entwaffnen. Das Gewaltmonopol des Staates sollte wieder hergestellt werden. Auch andere bewaffnete Gruppen sollten ihre Waffen abgeben. Das führte zu Widerstand und man hetze gegen ihn. Der Libanon wurde instabil, zudem auch einige Großbanken in den Konkurs gingen. Die libanesische Wirtschaft lahmte.

Ende 1968 bombardierte Israel den Zivilflughafen von Beirut als Rache für Aktionen der Palästinenser.

Hotel vorher

Hotel nachher

Bürgerkrieg im Libanon

Es gab bereits große Spannungen in der Bevölkerung. Verschiedene Glaubensrichtungen in den Konfessionen und politischer Druck von der einen oder anderen Seite. In Ägypten herrschte Gamal Abdel Nasser, der sich als Blockfreier dennoch Moskau im Kalten Krieg annäherte und den ägyptischen Nationalismus voran trieb. Das beflügelte Nationalisten im ganzen arabischen Raum. Syrien näherte sich ebenfalls Moskau an. Stellte auch im Libanon mehrfach eine Art Friedenstruppe für die einen, Besatzung für die anderen. Also auch der Kalte Krieg zwischen den Blöcken hatte Auswirkungen.Nach dem sogenannten Schwarzen September (Vertreibung der PLO aus Jordanien) kamen diese bewaffneten Gruppen in den Libanon, und bildeten einen Staat im Staate. Unterstützt wurden sie von muslimischen Nationalisten. Einige grausame Anschläge und Massaker gingen dem Bürgerkrieg voraus.

Anfangs ging es zwischen den nationalen Bewegungen aus muslimischen, palästinensischen und linken Kräften und den maronitischen Gruppen (Phalangisten). Viele bis an die Zähne bewaffnete Bevölkerungsteile und ein schwacher uneinheitlicher Staat. Syrien intervenierte zugunsten der Maroniten. Es kam parallel auch noch zu Kämpfen zwischen sunnitischen (Murabitun-Miliz) und schiitischen Milizen, sowie libanesischen und palästinensischen und natürlich prosyrischen (Amal-Miliz) und proiranischen Gruppierungen, der Hizbollah. Das sind unterprivilegierte arme Schiiten aus dem Süden. Die wurden aus dem Iran unterstützt. Da war ja auch noch eine kleine Revolte gegen den Schah, und Ayatollah Chomeini ließ 1982 iranische Truppen im Libanon mitmischen. Israel drang 1978 und 1982 in den Libanon ein, um die PLO zu zerschlagen. 1983 wurde eine multinationale Friedenstruppe unter US-Führung in den Libanon entsandt. Bombenanschläge auf diese und die US-Botschaft führten zum Abzug dieser Truppe.

Der Bürgerkrieg wurde 1990 durch das Abkommen von Taif offiziell beendet.

 

Friede vermehrt, Unfriede verzehrt!

Trotz Krieg, ein unbändiger Lebenswille.

Demographisch hat sich die Macht zu den Sunniten verschoben. Präsident Hariri, ein Sunnit, wurde 2005 ermordet. Die Hizbollah-Miliz wurde auch nicht zerschlagen. Hat enormen Zulauf. Der konflikt zwischen Israel und den Palestinensern schwelt weiter. Syrien zog sich auf Druck hin aus dem Libanon zurück. Zumindest auf dem Papier ist der Zedernstaat nun wieder souverän. Parlamentswahlen brachten eine heterogene Koalition verschiedener Parteien. Der Friede ist aber brüchig und steht auf wackligen Füßen. Es kam bereits zu Kämpfen zwischen sunnitischen und alawitischen Gruppen. Die wirtschaftliche Situation ist auch nicht besonders.

Dieses traumhaft schöne Land wurde von Gott gesegnet und vom Teufel verflucht. Ich wünsche dem Libanon Friede, Wohlstand, Freiheit und Stabilität.

Aber ich befürchte das Gegenteil.

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