Liebe, das unfassbare Phänomen

Ihr einzig ernsthafter Konkurrent scheint das Geld zu sein. Das hat für viele Menschen eine noch grössere Bedeutung. Zumindest so lange, bis auch sie von der Allmacht der Liebe überwältigt werden. Einer Liebe, die jeden anderen Gedanken zum Verstummen bringt, weil nun nichts mehr wichtiger ist als der geliebte Gegenstand. 

Liebe, gegen die es keine Gegenwehr gibt. Die auch den nüchternsten Menschen im Handumdrehen in einen süssen Taumel versetzt. Was sich problemlos bis zum Wahnsinn steigern kann. Zu einer manischen Paralyse, in dem der Betroffene einer normalen Lebensführung nicht mehr gewachsen ist.

Die kleine Schwester der Liebe ist das Mitgefühl. Um sie wird kein so grosses Aufheben gemacht. Dabei könnte man sagen, dass Mitgefühl eine Vorstufe der Liebe ist. Dass man ohne die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, nicht lieben kann. 

Es sei denn, man baut sich ein Luftschloss, in dem man den geliebten Gegenstand ansiedelt. In dem man ihm alle möglichen Eigenschaften andichtet. Weil man die Illusion der Wirklichkeit vorzieht. 

Mit der Liebe bewegen wir uns auf unsicherem Terrain. Nie können wir uns ihrer sicher sein. Wir können sie nicht kontrollieren. Weder bei uns noch bei dem Geliebten. Ein Gutteil der Liebe besteht aus Wunschvorstellungen, Projektionen und Hoffnungen. Nichts beschäftigt unsere Phantasie mehr. Nichts versetzt unsere Gefühlswelt in grösseren Aufruhr. 

Die Liebe macht keinen Unterschied. Sie kennt nicht hoch oder niedrig. Nicht arm oder reich. Sie schenkt sich jedem. Sie verknüpft alles mit allem. Verspielt und unsere Hierarchien gern auf den Kopf stellend, schmiedet sie die aberwitzigsten Allianzen. 

Liebe hat Facetten ohne Ende. Jeder lebt sie auf seine Weise aus. Wird von ihr anders berührt. Deshalb ist es so schwer, allgemein verbindliche Aussagen über die Liebe zu machen. 

Liebe wirft auch Schatten. Sie kann negative Emotionen entfachen, vor allem Eifersucht. Neurosen wie Kontrollzwang, Realitätsverlust und Stalking. Nicht erwiderte Liebe kann schwere Depressionen auslösen. Enttäuschte Liebe in Hass umschlagen.

Ist Liebe eine Fähigkeit?

Kann man Liebe lernen? Ist sie eine Fähigkeit? Oder ist sie etwas, das unabhängig von uns Menschen besteht und von dem wir ohne unser Zutun ergriffen werden? 

Kann Liebe ohne einen Gegenstand, auf den sie sich bezieht, existieren? Muss so ein Gegenstand ein anderes Lebewesen sein oder kann es z.B. auch eine Landschaft sein, eine Idee oder ein Stuhl? Was löst Liebe in uns aus? Wodurch wissen wir, dass wir lieben? 

Kann man sich Liebe auch nur einbilden? Autosuggestiv sich in etwas hinein steigern, das mit der Realität nichts zu tun hat? 

Worin unterscheidet sich das Gefühl, geliebt zu werden von dem Gefühl zu lieben? Gehört zur Liebe die Erfüllung oder ist sie sich selbst genug? 

Wenn man erst einmal anfängt, sich mit der Liebe ernsthaft zu beschäftigen, stellt man schnell fest, dass es mehr Fragen als Antworten gibt. 

Obwohl gefühlt jeder zweite Schlager sie zum Thema hat. Es kaum einen Film oder ein Buch gibt, in dem die Liebe nicht abgehandelt wird. Ganze Branchen ihre Existenz auf sie gründen. Millionen von Menschen mit Produkten um und über die Liebe ihren Lebensunterhalt verdienen. Love sells.

Was auf jeden Fall beweist, dass es für die Liebe ein riesiges Interesse gibt. Immer schon und weiterhin. In nicht nachlassender Intensität. In all ihren Spielarten.

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