Marseille-Panorama
Blick über Marseille

Blick über Marseille (Bild: Marseille Tourisme)

Bewegte Geschichte der Stadt

Gegründet wurde Marseille als Massalia von den Griechen im 7. Jahrhundert vor Christus. Sie ist heute Frankreichs zweitgrößte Stadt mit 1,4 Millionen Einwohnern, mit einer Universität benannt nach Paul Cezanne, der die Stimmung Südfrankreichs so unvergleichlich in seinen Bildern festhielt. Die französische Nationalhymne, die Marseillaise, ist nach ihr benannt. Die gegenüberliegende Festung Chateau Íf ist aus Dumas' Roman "Der Graf von Monte Christo" ein Begriff. Marseille ist auch das Zentrum des Islam in Frankreich, geprägt von Einwanderern aus Algerien und anderen französischen Kolonien. Die Hafenstadt, das Zentrum der Provence, hat eine lange Tradition als Zufluchtsort für Flüchtlinge und Migranten. Doch geht man hierorts gelassener damit um als anderswo.

Viele von den Nazis verfolgte Deutsche und berühmte Literaten von Lion Feuchtwanger bis Thomas Mann emigrierten zunächst nach Marseille, bis auch hier die SS die Macht an sich riss und sie weiterflüchten mussten. Die deutschen Truppen sprengten 1943 einen Großteil der historischen Altstadt, weil sie als Zentrum der Resistance galt. Noch bis in die 80er Jahre konnte es einem deutschen Touristen passieren, dass man ihm in Marseille oder Umgebung die Reifen seines PKW mit deutschem Kennzeichen zerstach.

Stadtrundgang

 "Der Moment, in dem die Luft durchsichtig wurde und in dem, wie durch ein Wunder, die Dächer blau und das Meer rosig werden." So beschreibt der Journalist und Krimiautor Jean-Claude Izzo sein Marseille, wenn der Tag anbricht. So gehört am frühen Morgen der Besuch des berühmten Fischmarktes am Alten Hafen zum Muss eines Marseille-Besuches, auch wenn es früh aufstehen heißt, denn um sechs Uhr und früher wird fangfrischer Fisch lautstark am Vieux Port von den Marktfrauen angeboten.

BouillabaisseDie berühmte Bouillabaisse soll übrigens ursprünglich von den Fischern aus nicht verkauften Fischen, Muscheln und anderen Meeresfrüchten gekocht worden sein. Bei der Küche Marseilles dreht sich alles um die Erzeugnisse aus dem Meer, außerdem wird wie überhaupt in Frankreich nur frisches Gemüse verarbeitet. Die Einflüsse aus dem gesamten Mittelmeerraum, vor allem auch italienische durch das benachbarte Ligurien, sind unverkennbar, die arabischen Bewohner hinterließen zudem ihre kulinarischen Spuren. Nicht zu vergessen zum Schluss eines herrlichen Essens den Minzsirup auf Eis in einem der Straßencafes kosten.

Altes und Neues - spektakulär aber nicht immer harmonisch

Im Anschluss an den Hafenbesuch spaziert man die alte Prachtstraße La Canebiere durch die Altstadt hoch. Allerdings ist sie, die einst den Pariser Champs Elysées Konkurrenz machen sollte, schon sehr in die Jahre gekommen, die alten Prachtbauten verblichen und vernachlässigt. Sie ist auch sehr befahren, so dass es sich empfiehlt, lieber parallel den steilen Weg durch Marseiller Gassen zu Notre-Dame-de-la-Garde hoch über der Stadt zu nehmen, von wo aus man mit einem fantastischen Blick über die ganze Stadt belohnt wird.

Die Stadt weist auch spektakuläre Neubauten auf wie die Maisonette-Wohnmaschinen von Le Corbusier, wurde in den 90er Jahren in Teilen aber auch kaputt saniert. 2013 ist Marseille europäische Kulturhauptstadt und verwirklicht in diesem Zuge visionäre Bauprojekte, denn man will weg kommen vom Schmuddel- und Kriminalitätsimage.

Marseille ist auch Ausgangspunkt für empfehlenswerte Ausflüge etwa zu den zerklüfteten Felsformationen von Cassis oder ins nahe Aix-en-Provence. 

Europäisches Hiphop-Zentrum

Der nächste Besuchspunkt sollte Cours Julien sein, eine Straße, in der sich neben Blumengeschäften, Bäckereien und Boutiquen  Marseilles angesagteste Bars und Clubs befinden, ein vibrierender Schmelztiegel aller Kulturen, Anziehungspunkt für junge Urlauber. Hier spielt die Musik eine große Rolle, hier hört man algerische Gitarren, kreolische Trommler und vor allem Hiphop aus allen Ecken und Enden. Wussten Sie, dass Marseille nach New York das zweitgrößte Hiphopzentrum ist?Marseille Gasse

Wie schrieb schon Walter Benjamin: "Marseille, 29. Juli. Erste Station das Cafe Ecke Cannebiere und Cours Belsunce... die Erwartung, Leute einem freundlich entgegenkommen zu sehen. Das Gefühl der Einsamkeit verliert sich recht rasch." Kein Wunder, denn hier fühlt man sich wie auf dem Schwarzen Kontinent: jede Menge Stände mit afrikanischen Stoffen, Messing- und Holzarbeiten.

Zum Schluss noch einmal Jean-Claude Izzo, der in seiner Marseille-Trilogie seine Liebe zu dieser Stadt feiert: "Eine morbide, illusionslose Stadt. Und unvergleichlich schön."

Oben: in den Gassen von Marseille

Reisetipps - Anreise

Der französische Schnellzug TG bringt immer noch die meisten Besucher aus dem eigenen Land und die Touristen aus Spanien, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland in die Stadt, dem Tor zur  Cote d´Azur. Günstige Flüge gibt es auch mit Ryanair von Düsseldorf-Weeze aus. Man kann auch über die Linie ein Kombiangebot für ein Gourmetwochenende, Golf oder Radfahren in der Provence buchen.

Übernachtung

Das 5-Sternehotel Sofitel am Vieux Port bietet einen unglaublichen Blick über Hafen und Festung. Unter 100 Euro übernachtet man im kleinen hübschen St-Ferréol, zentral aber in einer ruhigen Fußgängerzone gelegen.

Mitbringsel: Seife, Kräuter der Provence.

Bildnachweis: www. marseille-tourisme.com

Arlequina, am 10.08.2013
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