Nein, meine Suppe ess' ich nicht!

Schimpfen kostet in einem solchen Fall mehr Nerven als es Abhilfe schafft. Ein Hinterfragen der Gründe für dieses merkwürdige Essverhalten kann ein Einsehen bringen. Schließlich steckt bei den wenigsten Kindern böse Absicht dahinter, wenn sie kein Gemüse essen. Oft liegt der Grund in der Entwicklungsgeschichte des Menschen. Die Kinder folgen unbewusst ihren angeborenen Verhaltensweisen.

Essen und Evolution

Der Mensch ist seit Anbeginn darauf ausgerichtet, sich sein Essen zu organisieren und dabei auch neue Nahrungsquellen zu erschließen. Das kann ein gefährliches Unterfangen werden, denn man weiß ja vorher nicht, was genießbar, was ungenießbar oder gar giftig ist. Im Babyalter sind die Kleinen noch fast permanent bei der Mutter, werden gestillt und mit Nahrung versorgt. Das Kind muss noch nicht zwischen genießbar und giftig unterscheiden können - die Mutter tut das für das Baby. Das ändert sich, wenn die Kinder laufen lernen und sich dann auch mal von der Mutter entfernen. Diese kann dann nicht immer hinterher sein und schauen, was sich der Nachwuchs so alles in den Mund steckt. In diesem Alter prägen sich dann die Vorlieben für spezielle Speisen aus, und zwar nach dem Muster der Evolutionstheorie.- Und Gemüse gehört nicht dazu...

Vorliebe für Süßes

Angeborene Präferenzen erleichtern das Auffinden von genießbarer Nahrung. Süßes, Eiweißhaltiges und Fettes stellt eine energiereiche und oft auch risikolose (weil ungiftige) Nahrung dar. Bitteres wird naturgemäß erst einmal abgelehnt, da Bitterstoffe oft Bestandteile von giftigen Pflanzen sind. Saures ist ebenfalls nicht im Fokus, denn Saures weist oft auf Vergorenes oder Schlechtgewordenes hin. Wenn die kindlichen Organe im Laufe der Entwicklung reifen, entwickeln sie auch eine robustere Haltung gegenüber Bitterem und Saurem. Solange die Geschmacksnerven der Kinder aber noch zu empfindlich sind, schmecken sie auch in Gemüse noch die Bitterstoffe heraus, die wir als Erwachsene gar nicht mehr wahrnehmen. Die ablehnende Haltung dem Gemüse gegenüber ist quasi ein Selbstschutzmechanismus der Kinder, der nicht willentlich beeinflusst ist.

Neophobie - Abneigung gegenüber unbekannten Nahrungsmitteln

Was der Bauer nicht kennt..... Das Thema kennen wir ja. Der Nachwuchs ist dem neuen Essen gegenüber skeptisch. In den Urspüngen der Menschheit half diese angeborene Angst vor Neuem vor Vergiftungsunfällen. Was man nicht kannte und von dem man nicht wusste, ob es giftig war oder nicht, das hat man eben nicht gegessen - und die Kinder mit ihrem unausgereiftem Abwehrmechanismus schon gar nicht. Das erklärt die Skepsis der Kinder gegenüber Neuem. Erst wenn sie sehen, dass man die Nahrung gefahrlos verzehren kann, können sie diese als potenzielles Nahrungsmittel ausmachen. Eltern kommt dabei die Vorbildfunktion zu. Noch größer ist der Nachahmungsdrang aber, wenn die Kinder diese neue Verhaltensweise bei einem Gleichaltrigen sehen. Daher kommen viele Kinder mit neuen Essgewohnheiten aus dem Kindergarten heim. Andere Kinder suchen sich andere Vorbilder, zum Beispiel aus den Medien.

Kindern Gemüse schmackhaft machen

- Vormachen ist besser als Schimpfen. Wer selber keinen Spinat mag und bei dessen Anblick schon angewidert das Gesicht verzieht, kann nicht erwarten, dass sein Kind ein zweiter Popeye wird.

- Nörgeln und Drohen beim Essen baut einen unnötigen Druck auf, der das Risiko der Essensverweigerung noch weiter verstärkt.

- Neue Lebensmittel sollten immer und immer wieder angeboten werden, mehrmals an mehreren Tagen hintereinander.

- Lassen Sie das Kind zusammen mit anderen Kindern essen. Das kann den Speiseplan ungemein erweitern, da sie sich auch gerne an Gleichaltrigen orientieren.

- Geben Sie dem Kind eine Stunde vor der Mahlzeit keine kalorienhaltigen Getränke oder Süßigkeiten mehr. Wer großen Appetit hast, probiert auch leichter mal etwas Neues.

- Lassen Sie Ihr Kind neues Nahrungsmittel nicht nur mit dem Geschmackssinn erkunden. Etwas Neues wird eher probiert, wenn das Kind es vorher befühlen oder daran riechen darf. Natürlich soll das nicht in Spielerei ausarten, dass das Essen ewig herumgeknetet wird. Vielmehr soll das Verlangen entstehen, etwas probieren zu dürfen, was sich so toll anfühlt.

 

Es wird auch besser...

Im Alter zwischen acht und zwölf Jahren ändert sich das Essverhalten häufig wieder. Der kindliche Körper ist robuster geworden und die Geschmacksnerven können auch bittere oder saure Stoffe akzeptieren, ohne gleich verdorbene Nahrung damit zu assoziieren. Irgendwann wird das Kind auf den Geschmack kommen und auch andere Dinge essen.

Sonja, am 04.02.2012
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