Mythos oder Wahrheit, gab es wirklich einen Merlin?

Eins ist sicher, Merlin, oder wie auch immer sein Name lautete, war ein Druide.

Einer von diesen schreibfaulen Kelten, die wir nur durch Ausgrabungen oder Beschreibungen von außen (Bello Gallico von Caesar höchstpersönlich) kennen.

Erwähnt wird er erstmals in dem Werk "Historia Britonum" bei Nennus aus dem 8 Jahrhundert. Dabei wurde er mit dem König Vortigern in Verbindung gebracht. Durch eine Weissagung konnte er sich vor dem sicheren Opfertod retten. Um 1135 stellt Geoffrey von Monmouth Merlin Ambrosius an die Seite von König Artus. Anscheinend verschmelzen hier zwei inselkeltische Mythologien. Er erscheint nun als weiser, erfahrener Zauberer. Aber Zauberer trifft nicht den Kern. Gajus Julius Caesar bescheinigt den Kelten eine tiefe Religiosität. Und Druiden waren die religiösen Führer. Meist gehörten diese zur Oberschicht. Sie waren Lehrer, Ärzte, Berater, Gelehrte, Forscher und standen in hohen Ehren. Und das Beste, sie waren von Steuern und Kriegsdienst befreit! In Irland gibt es Steine, die sind wie Kimme und Korn bei einem Gewehr ausgerichtet. Zu Frühlingsbeginn schien dann die aufgehende Sonne auf einen Punkt. Das waren Kalender. Danach konnte man die Aussaat bestimmen. Den Kalender anhand der Astronomie zu bestimmen, war eine ihrer Aufgaben. Sie gaben die Feiertage, Opferfeste vor. Alle Völker hatten ihre Medizinmänner, Schamanen, Druiden.

Und Merlin war vermutlich der oberste Priester. Gab es einen Papst? Niemand würde so etwas fragen. Möglicherweise doch, in zwei – dreitausend Jahren.

 

Blaue Steine aus der Sieg.

Hier bei uns in der Sieg findet man heute noch kleine blaue Steine.

Das sind Schlackereste aus früher Eisenerz-Gewinnung. In unseren Laubwäldern lebten vor ca 3000 Jahren keltische Stämme, die Erz schmolzen.

Dazu erzeugten sie Buchenholz-Holzkohle. In einfachen Öfen an den diversen Nebenflüssen und Bächen erreichten sie durch Zufuhr von Luft (Sauerstoff) ausreichende Temperaturen, um Eisenerz zu schmelzen.

Die Kelten lebten in Stämmen. Sie waren Bauern, Handwerker, Künstler und vor allem die besten Söldner der Antike. Sie kannten den Pflug, Ackerbau aber auch das Schwert. Die Stämme waren weit verbreitet. Der Begriff Kelten geht auf den Griechen Herodot 6. Jahrhundert v. Christus zurück. In Schriften werden die Stämme hinter Massila (Marseille) als Keltoi bezeichnet.

Es gab aber kein keltisches Reich, wie z. B. Rom. Es waren halt verschiedene Stämme.

Das zeigt ein wenig die Ausbreitung. Es waren aber auch Händler, die mit allen Angrenzenden Kulturen Verbindung hatten.

Ihre Anführer, Fürsten wurden gewählt, Genanalysen zeigen uns, dass Titel damals nicht erblich waren. Die Frauen waren gleichberechtigt. Als Hochzeitsgabe bekam der Bräutigam ein Joch und die Gattin ein Schwert.

Gefährten im Kampf und bei der Arbeit. Es gab auch Anführerinnen und weise Frauen. Im Mythos um Merlin wird ihm Vivianne die "Dame des Sees" zur Seite gestellt. Demokratie, Gleichberechtigung vor 3 Jahrtausenden, waren halt Heiden unsere lieben Vorfahren.

Hallstatt Kultur leitet sich vom Fundort am Hallstätter See in Österreich ab.

Ob es eine einheitliche keltische Sprache gab oder es unterschiedliche Dialekte waren, ist nicht genau bekannt. Es war wohl eine kehlige Sprache. Ob Gallier in Frankreich, Galicier in Spanien, Galater in Anatolien, Sprachforscher fanden Reste im Irischen, Walisischem, Gälischem, Schweizerischen. Alles deutet daraufhin, dass die Kelten als Überlebensstrategie das Integrieren in bestehende Volksgruppen exerzierten. Sie sind nicht verschwunden, sie leben in uns weiter.

Als Krieger lehrten sie Rom das Fürchten. Als Söldner waren sie begehrt. Aber niemals treu. War der Auftraggeber schwach, wurde der auch noch ausgeraubt. Die Schweizer sind auch heute noch ein wehrhaft Völkli, die Iren sind genauso bissig wie ihre Terrier, die Gallier kennen wir seit Asterix. Aber auch die Windecker haben 892 die damals überlegenen Wikinger verhauen. Nicht zu vergesse, die Österreicher besiegten die Osmanen vor Wien. Steckt nicht in uns allen ein kleiner Kelte?

Dazu kommt, sie waren auch erstklassige Kunstschmiede. Ihr Schmuck ist nicht nur einmalig schön, sondern auch noch tiefsinnig.

Der "Keltische ineinander verschlungene Endlosknoten" symbolisiert fortwährende ewige schöpferische Kraft und dauernde nie endende Liebe.

Als Handwerker erfanden sie die Drehschemellenkung und Federung bei Wagen. Mit ihrem Damaszenerstahl waren sie sogar den Römern überlegen. Ihre Waffen waren teilweise Bestandteil der römischen Armee.

Als Händler waren Kelten mit allen bekannten Völkern der europäischen Antike verbunden. Reise- und Abenteuerlust scheint eine ihrer Merkmale zu sein. Von Besitz und Macht hielten sie wohl nicht viel. Denn nachdem sie Rom einmal erobert hatten, gaben sie es gegen Lösegeld zurück.

Der unten aufgeführte Link führt zu dem Artikel Hunnenring. Lesenswert, da er die Schaffenskraft der Kelten zeigt. 

 

http://pagewizz.com/der-hunnenring-ein-keltischer-ringwall-im-saarland/

Neuheidentum - Neo Keltismus - Die Ausbildung zum Druiden dauerte oft mehr als zwanzig Jahre.

Heute wird oft versucht die Vergangenheit als traditions- und identitätsstiftend für moderne Nationen zu nutzen. Meist wird aber die historische Realität verfälscht. Z. B. wird Vercingetorix als urfranzösischer Nationalheld dargestellt.

Auch im sogenannten Neuheidentum ist es chic sich germanisch, keltisch oder gallisch zu geben. Esoteriker berufen sich oft auf den Druiden-Kult.

Ob Merlin wirklich gelebt hat, kann ich nicht sagen. Aber mit Miraculix aus der Comic-Serie Asterix hat er absolut nichts zu tun.

Wenn überhaupt, war er ein geistiger Führer, Astronom, Heiler, Berater (Seher) aber kein Zauberer im Sinne von Houdini.

Denn die gibt's nur im Varieté oder auf Mittelaltermärkten.

Bei manchen Artikeln über Naturheilkunde auf PW befürchte ich, Ihr seid mehr Merlin als ich.

Macht weiter so.

Autor seit 12 Jahren
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