The 1950s-1955 catalogue (Bild: april-mo / Flickr)

Damenmode Anfang der 50er Jahre

 

Um 1950 gab es Mode nur auf dem Laufsteg - es waren die Jahre nach dem Krieg und die meisten Menschen trugen das, was sie hatten. Für Damen gab es noch einfach geschnittene Hemdblusenkleider oder Prinzeßkleider. Diese waren mit Abnähern versehen, leicht tailiert, die Ärmel gerade geschnitten und man trug schmale Gürtel dazu, Strickjacken und selbstgemachte Hüte.

 

 

Fast das ganze Jahrzehnt bevorzugten deutsche Frauen Kostüme mit einem schmalen, stark taillierten Rock (Bleistiftröcke) und einer passenden Jacke oder Kleider in unterschiedlichen Ausführungen. Farbenfrohe, vielseitige Looks setzten sich Mitte der 50er Jahre durch. Die Modewelt orientierte sich dabei an einem Designer, der schon 1947 mit seinem "New Look" für Aufsehen sorgte: Christian Dior.

 Kleid Anfang 50er Jahre

 

Der französische Designer entwarf unzählige Looks und setzte mit seinen "Linien" neue Maßstäbe. Dank neuer Kunstfasern wurde modische Kleidung für fast jeden erschwinglich und in großen Kaufhäusern angeboten.

 

Schon 1947 gab Dior eine neue Rocklänge von 30 cm über dem Boden vor. Die ersten Jahre verlängerten die Damen ihre Kleider noch, schon bald gab es sie in der neuen Länge überall zu kaufen.

 

Bild: Roger und Renate Rössing, Deutsche Fotothek via wikimedia commons

Damenmode in den 50er Jahren: Diors Linien

Die Vertikallinie

Sie wurde hauptsächlich von eleganten, erwachsenen Frauen getragen: Der Rock war sehr schmal, dazu trug man ein tailliertes Oberteil. Die "enge Linie" (bereits in den späten 40ern entworfen) war um einiges schmäler, was die Bewegungsfreiheit enorm einschränkte. Man konnte in den engen Bleistiftröcken kaum richtig gehen - sitzen war eine Herausforderung. Damit die Damen wenigstens noch tippeln konnten, entwarf Dior einen Gehschlitz an der Rückseite der Röcke, der den passenden Namen "Diorschlitz" trug.

 

Die Schlangenlinie

Weich und geschmeidig fielen die wadenlangen Kleider die an die 30er Jahre Mode erinnerten. Von der Taille bis zum Saum fielen die Kleider gerade, das Oberteil war weit geschnitten und fiel im Rücken sehr locker, fast blousonartig.

 

Die Tulpenlinie

Sie sollte der Trägerin die Form einer Tulpe verleihen und wurde für das Frühjahr 1953 vorgestellt. Der Rock war auch bei diesen Modellen sehr schmal mit einer engen Taille. Das Oberteil wirkte mit vielen Abnähern, einem tiefen Ausschnitt und effektvollen Drappierungen wie eine Tulpenblüte. Die Brüste wurden dabei sehr stark betont.

Brüste und Po: Die Frauen passten sich an die Mode an

Überhaupt war die Damenmode in den 50er Jahren extrem Brustfixiert. Da nicht jede Frau über eine Figur wie Sophia Loren oder Marylin Monroe verfügte, wurde das Korsett wieder eingeführt und mit spitzen, gepolsterten BHs, die an einen Trichter erinnerten, nachgeholfen.

Die Kuppellinie - Bauwerke als Vorbild der Mode

Extravagant und stoffaufwändig war die Ligne Vivante - zu deutsch: Kuppellinie. Der weite Rock wurde etwas unterhalb der Taille angesetzt, das Oberteil war einfach und schmal. Mit mehreren gestärkten Unterröcken wurde das Ganze sehr voluminös und sollte eine Kuppel darstellen. Es gab sogar passende Mäntel zu den weit ausgestellten Kleidern und die Rocklänge betrug nur noch 40 cm über dem Boden. Trotzdem blieben die Frauen bei ihrer gewohnten Rocklänge. Auch wurden diese aufwändigen Kleider nur von wohlhabenden Damen und Filmstars getragen.

 

Die Champagnerform

Kleider in Form eines Champagnerglases präsentierte der Designer Belmain: ein enger Rock mit einem Oberteil, das an den Schultern sehr breit wurde. Diese Champagnerform drehte er bei den Abendkleidern um: Hier waren die Kleider oben sehr eng und sprangen am Rocksaum weit auf. Diese Modelle wurden oft in Filmen der 50er Jahre getragen.

Die Maiglöckchenlinie

Auch diese Stilrichtung bekommen wir häufig in Filmen der 50er Jahre zu sehen: weite, lange Plisseröcke mit einer Bluse und einem Boleroartigen Jäckchen. 1954 brachte Dior die Maiglöckchenlinie heraus, die von Frauen fast jeden Alters getragen werden konnte.

Die H-Linie - es gab auch bequeme Mode in den 50er Jahren

Eigentlich wollte er den Frauen doch nur bequeme und praktische Kleider anbieten, für die kein Korsett erforderlich war und die man auch mit einer "normalen" Figur tragen konnte. Doch viele Männer sahen das anders: Sie beschimpften Dior und warfen ihm vor, die Frauen in Säcke zu hüllen. Alles war damals auf die Brüste und den Po fixiert, Tragekomfort war nebensächlich.

 

Die lockeren, geraden Kleider der H-Linie wurden lediglich an den Hüften mit einem Gürtel etwas betont und waren sehr angenehm zu tragen. Die Optik hatte allerdings etwas von einem formlosen Sack. Neben heftigen Kritiken erhielt Dior aber auch etwas Anerkennung. Die Zeitschrift Burda lobte diese Kleider wegen ihrer Natürlichkeit.

 

Kurz darauf brachte der Designer Balenciagas die I-Linie heraus. Wie der Name schon sagt, sollten die Kleider wie ein I wirken. Sie waren so eng geschnitten, dass die Damen nur noch darin tippeln konnten. Von sitzen war keine Rede mehr.

 

Die A-Linie

Als wollte Dior das komplette Alphabet auf den Laufsteg bringen, sahen die Frauen 1955 häufig aus, wie ein großes A. Tief unterhalb der Hüfte angesetzte Röcke, die zum Saum hin sehr weit wurden. Dazu gab es die passende Jacke, die ebenfalls die Form eines A`s hatte und schon von den Schultern abwärts sehr weit wurde. Die Jacken wurden - wie bei einem Kostüm - aus dem gleichen Stoff wie das Kleid gefertigt und waren ungewöhnlich lang, bis zur Mitte der Oberschenkel.

 

Die Pfeilinie - Empirekleider der 50er Jahre

Damit sich nicht alle Damen in den 50er Jahren täglich einschnüren mussten und dennoch weiblich wirkten, entstand 1956 die Pfeillinie. Vor allem für Frauen mit kleinen Brüsten eine sehr vorteilhafte Mode. Dior orientierte sich dabei am Empirestil: Der Rock wurde knapp unterhalb der Brust angesetzt und fiel gerade. Dazu trug man eine Tunika oder Bolero-Jäckchen.

Modervorschriften in den 50er Jahren


Es war enorm wichtig, dass die Damen immer passend angezogen waren, damenhaft und elegant wirkten. Die in den 20er Jahren abgebauten Kleidervorschriften wurden in den 50ern wieder eingeführt. Die Vorstellungen der Designer und Modezeitschriften waren dabei sehr realitätsfremd, fast schon kurios: Es wurden genaue Anleitungen veröffentlicht, was die Damen, zu welcher Uhrzeit, zu welchem Anlass tragen sollten. Die moderne Frau hätte sich demnach am Tag achtmal komplett umziehen müssen und natürlich zu jedem Outfit ein anderes Parfüm auflegen.

Hier ein kleiner Auszug aus einer solchen Anleitung

Was tragen Sie, wann, wozu

 

Anlass/ Uhrzeit

Verabredung Mittagessen 13 Uhr

zu Hause, 14 Uhr

Verabredung in einem Cafè, 16 Uhr

Sie tragen

Flanellkleid, karierter Paletot

weicher Hausmantel

ruhiges Kostüm mit langer, modischer Jacke, Bluse aus Organza mit gerafftem Kragen

Material

Flanell/ Mohair Flausch

Wollflausch

Flausch, Organza mit Spitzen

Farbe

Steingrau/Pistolenblau/ Grün

Zitrone

marine/écru

Kopf / Frisur

kleiner Hut, flach aufgesetzt

trotzdem frisiert

Risbandkappe, einseitig auf dem Ohr

Halspartie

hochgeschlossen

Kragen

Rüsche der Bluse mit blauem Samtband

Bis zur Taille

Paletot gerade, Kleid mit Gürtel

Gürtel

schlank, leicht tailliert

Farbe

Grau/ Grün/ Pistolenblau

Zitrone

marine

Ab Taille

Paletot bin zu den Knien, Kleid mit Gehschlitz

lang, weit, glockig

enger Rock, mit Taft gefüttert

Farbe

Steingrau

Zitrone

marine

Schuhe/ Strümpfe

Pumps

Pantöffelchen

Samtcalf

Farbe

Grau

Orange

marine

Handschuhe

graues Wildleder

keine

marine, Wildleder

Handtasche

grauer Lack

keine

Wildlederbeutel

Parfum

reizvoll

letzter Hauch

"sein" Lieblingsduft

Zubehör

schlanker, grauer Schirm

die Boulevardzeitung

ein Armband über dem Handschuh

Gute Ratschläge

behalten Sie die Handschuhe zur Begrüßung an

Mittagsruhe ist das beste Schönheitsmittel

ein bisschen soll man merken, dass sie sich extra schön gemacht haben

 

Entnommen aus dem Buch "Mode im 20. Jahrhundert" von Ingrid Loschek, Bruckmann-Verlag, München

Die Liste setzt sich fort mit 6 weiteren Kleidungswechseln bis Abends um 21 Uhr. Die Realität sah natürlich etwas anders aus: zu Hause trug man jeden Tag das älteste Gewand, meistens mit einer Kittelschürze. Man besaß 1 Parfum und zog sich höchstens um, wenn man zum Einkaufen ging. Am Sonntag oder bei Festen trug man das "Sonntagsgewand", Kinder besaßen oft nur drei Kleidungsstücke. Trotzdem versuchten die Damen so gut es ging, zum jeweiligen Anlass passend gekleidet zu sein. Ganz wichtig waren dabei die Accesoires: Handschuhe wurden zu jedem Anlass getragen und mussten farblich zu Handtasche, Hut und den Schuhen passen.

 

In Deutschland waren die Mäntel bis Mitte der 50er Jahre im "Redignote-Stil" - stark taillierte Mäntel die glockig fielen, Ende des Jahrzehnts wurden dann Mäntel in der "Sacklinie" bevorzugt.

Während Berlin bis in die dreißiger Jahre zu den Modemetropolen zählte, gaben in den 50ern Frankreich und Italien den modischen Ton an. In Deutschland war die Kleidung sehr viel gemäßigter als es die französischen Designer vorgaben.

 

Cocktailkleider - der letzte Schrei der 50er Jahre

 

Alles war plötzlich "Cocktail" - von Cocktailpartys bis zu Cocktailkleidern. Der größte Witz waren vermutlich die Cocktailschürzen: Damit die Damen beim Hausputz und Toilettenschrubben gut aussahen, wurden in Katalogen und Zeitschriften winzige Schürzchen präsentiert, die knapp den Schoß bedeckten, evtl. noch mit einem kleinen Lätzchen. Damit waren dann maximal 50 cm der Kleidung vor Schmutz und Fettspritzern geschützt. - Die Wahrheit sah natürlich etwas anders aus: Hausfrauen trugen zum Schutz der Kleidung große, sackartige Kittelschürzen. Falls überraschend Besuch kam, zog man eine saubere Schürze an.

 

Was ist ein Cocktailkleid?

Es gab wohl nichts, das man nicht mit dem Begriff "Cocktail" kombinierte. Unter einem Cocktailkleid verstand man ein "kleines Abendkleid". Sie waren genau so lang wie die Tageskleider und wurden zu Tanzveranstaltungen, Partys oder ins Theater getragen. Frauen über dreißig bevorzugten schmal geschnittene Modelle mit einem tiefen Ausschnitt, für junge Mädchen gab es Kleidchen mit Schleifen, Bändern und allerlei Aufputz. Die Röcke waren weit ausgestellt - die bekannten Petticoats - und wurden an der Taille mit einem breiten Miedergürtel betont. Auch Ballonröcke zählten zu den Cocktailkleidern.

 

Rock und Bluse - in den 50er Jahren neu entdeckt

Nach langer, modischer Abstinenz wurde die Kombination Rock und Bluse wieder aus der Versenkung geholt. Im Büro trug man pflegeleichte, schlichte Blusen, für den Abend gab es edle Modelle aus schönen Stoffen.

Die Sacklinie/ Tonnenlinie - Doris Day lässt grüßen

Wer sich wundert, warum Doris Day in einigen Filmen diese grauenvollen Mantel-Säcke trug, die einer Geschmacksverirrung gleichkommen: Es war der neueste Modetrend im Jahr 1957. Der Name sagt alles, die Sack- und Tonnenlinie muss man nicht näher beschreiben. Ein italienischer Designer ging sogar noch einen Schritt weiter und entwarf die Maiskolbenlinie - ein Jutesack hätte nicht schlimmer ausgesehen.

Pierre Cardin Women's Voluminous Coat (Bild: 9359762)

Petticoats und Fischerhosen - Mode für Teenager in den 50ern

 

Die Jugend wurde in den 50er Jahren als neue, konsumstarke Zielgruppe entdeckt. Sie orientierten sich in der Mode an ihren Film- und Fernsehidolen wie James Dean, Marilyn Monroe oder Audry Hepburn, hatten einen eigenen Musikgeschmack und verdienten ihr eigenes Geld. So wurden Zeitschriften und Modejournale für die Jugendlichen herausgebracht und die entsprechende Mode kreiert.

10-21-1955_13638D Gina Lollobrigida (Bild: IISG / Flickr)

 

Junge Mädchen trugen hauptsächlich Petticoats in allen Variationen: Als Rock mit einer Bluse, Hemdblusenkleid oder Cocktailkleid - alles wurde weit ausgestellt. In Deutschland wurde der Petticoat als Wipprock bezeichnet. Für die Freizeit gab es bunte Caprihosen, die bis zu den Waden reichten und nach unten enger wurden. Da Hosen damals noch nicht gesellschaftsfähig waren, wurden passende Wickelröcke dazu verkauft. Es gab bereits erste Jeans in Deutschland, diese wurden aber nur von modemutigen Frauen getragen und waren nicht gerne gesehen. In der Schule oder bei der Arbeit waren sie verboten.

 

Diese junge Mode wird heute noch von vielen Rockabilly Fans getragen. Mehr dazu:

 

Die Hüte in den 50er Jahren

 Was viele Frauen der 50er Jahre im Übermaß besaßen: Hüte. Die Hutindustrie florierte wie noch nie. Wahrscheinlich ist das Wirtschaftswunder zu 90% der Hutindustrie zu verdanken. Es gab sie in vielen Farben, Formen und passend zu jeder Stilrichtung.

Mode 50er Jahre Hut

 

Allerdings waren die Hüte der 50er Jahre etwas eigenwillig: Kleine, flache Deckelchen wurden auf die Kurzhaarfrisur gesetzt oder mittelgroße, Blumentopfartige Gebilde zum Kleid getragen. Für den Sommer gab es Tellerhüte.

 

Mit einfachen aber wirkungsvollen Slogans wie "Ohne Hut ist eine Dame nicht angezogen" sorgten die Huthersteller für reißenden Absatz. Wenn es mit Deutschland wirtschaftlich noch weiter bergab geht, sollte man überlegen, die Modevorschriften und speziell den Hutzwang wieder einzuführen....

 

Foto: Archives of Marie-Jacques Perrier via wikimedia commons

 

Unterwäsche für Damen in den 50er Jahren

Trotz dem Aufschrei vieler gesundheitsbewusster Menschen wurde das Korsett wieder eingeführt. Zwar wurde es nicht mehr so eng geschnürt wie in früheren Jahrhunderten und die dehnbaren Stoffe waren angenehmer zu tragen als Fischbeinkorsagen, doch blieb es nach wie eine Einschnürung. Die schmale Taille bei den meisten Kleidern und Röcken dieser Zeit erforderten eine Anpassung des Körpers an die Mode. Wem das Korsett zu unbequem war, konnte als alternative BHs in Trichterform und Miedergürtel tragen. Die Miedegürtel wurden über den - für heutige Verhältnisse - großen Unterhosen getragen und reichten von oberhalb der Taille bis zu den Oberschenkeln.

Strumpfhosen gab es noch nicht, stattdessen griffen Frauen und Mädchen zu Strapsen. Während moderne Strapse sehr erotisch sein können, waren sie damals in Kombination mit der Kiloschweren Unterwäsche einfach nur unbequem. Viele Frauen und Mädchen nähten sich die Hüftgürtel selbst, sogar Schnittmuster für Büstenhalter gab es. Im Winter wurden dann noch schöne, große Liebestöter über die Strapse gezogen um sich vor der Kälte zu schützen.

Wie Petticoats gemacht wurden, das war ein Geheimnis der Stoffhersteller. Einige Mädchen trugen sogar mehrere Unterröcke (natürlich gestärkt) übereinander.

Das Babydoll

Nachdem der Film "Babydoll" mit der gleichnamigen Hauptfigur in die Kinos kam, witterten die Modeschöpfer 1956 einen neuen Trend: Ein Nachthemd für Teenager kam auf den Markt - das Babydoll. Es war ein sehr kurzes, weites Hemdchen mit Puffärmeln das zusammen mit einem kurzen, Spitzenbesetzten Pumphöschen getragen wurde.

Grace, am 18.07.2011
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