Suizid unter Kindern und Jugendlichen

Gerade in unserer Zeit ist eine starke Zunahme an Selbstmorden zu verzeichnen. Die Gründe für einen solch endgültigen Schritt sind vielfältig und nur selten macht sich die Absicht eines Menschen, aus dem Leben zu scheiden, nach außen hin bemerkbar. Wenn ein Mensch seinem Leben durch Suizid ein Ende setzt, dann ist dies eine extreme Grenzsituation, in der bei Verwandten und Freunden oft die Frage nach dem Warum bleibt. Was bewegt Menschen heute, Suizid zu begehen?

Familiäre Sorgen können Gründe für Selbstmord sein

Immer wieder wird in den Medien über Selbstmorde berichtet, deren Hintergründe im Bereich von familiären Sorgen liegen. Sehr oft wird über Probleme in der Ehe berichtet. Eine anstehende Trennung oder Scheidung kann ebenso ein Grund für einen Suizid sein, wie ein bevorstehender Sorgerechtsstreit. Vor allem, wenn Beziehungen nach vielen Jahren auseinandergehen, empfinden viele Partner dies als besonders belastend, weil vielleicht gemeinsam geplante Ziele und damit das eigene Leben plötzlich in Scherben liegen. Häufig stellt sich ein extrem empfundenes Gefühl der Einsamkeit ein und alles erscheint sinnlos. Ohne den Partner bzw. die Partnerin, mit dem/der man sein Leben verbringen wollte, macht ein Weiterleben scheinbar keinen Sinn mehr. Das gleiche Phänomen rufen sehr oft Streitigkeiten um das Sorgerecht für gemeinsame Kinder hervor. Die Befürchtung, seine Kinder teilweise oder gar ganz zu verlieren, lässt bei vielen massive Verlustängste entstehen. Nicht immer können Menschen mit dieser Angst umgehen oder auf Dauer mit ihr leben. Auch in diesem Fall empfinden viele das Leben als nicht mehr lebenswert und entschließen sich, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen.

Der erweiterte Suizid

Ein Phänomen, das vor allem bei zerbrochenen Partnerschaften zu beobachten ist, ist der so genannte "erweiterte Suizid". Die Entscheidung, sich selbst das Leben zu nehmen, wird sozusagen ausgeweitet auf die Menschen, die man liebt, also den Partner oder die eigenen Kinder. Sehr oft wird dieser Schritt von Betroffenen in Abschiedsbriefen damit begründet, dass sie die Situation, die zum geplanten Selbstmord geführt hat, ihren Partnern oder ihren Kindern nicht zumuten möchten und es deshalb besser sei, dass diese mit in den Tod genommen werden. Durch einen erweiterten Suizid wollen sie also neben sich selbst auch den Partner und/oder ihre Kinder vor weiterem Schaden bzw. vor der durch den Suizid entstehenden Schande bewahren.

Finanzielle Notlagen sind häufig Auslöser für Suizid

Ein weiterer Grund für Suizide können finanzielle Sorgen sein. Sehr häufig geraten gerade junge Menschen, selbstverschuldet oder schuldlos, in finanzielle Notlagen und sind auf Dauer nicht in der Lage, sich selbst wieder aus einer solchen Situation zu befreien. Dadurch verschlechtert sich die Lage immer weiter und irgendwann erscheint sie ausweglos. In extremen Situationen droht der Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund von Lohnpfändungen, das Haus soll zwangsversteigert werden und die gesamte Familie droht in die Armut abzurutschen. Auch hier ist wiederum eine Grenzsituation entstanden, an der viele verzweifeln. Das Wissen, aus einer finanziellen Notlage nicht mehr herauszukommen, ist dann sehr häufig der Auslöser für die Entscheidung, Suizid zu begehen, um auf diese Weise der Notlage zu entfliehen.

Depressionen als Auslöser für Suizid

Die Selbstmorde des Torhüters Robert Enke oder des Schauspielers Robin Williams zeigen, dass sehr häufig Menschen Suizid begehen, die unter Depressionen leiden. Diese psychische Erkrankung ist leider noch zu oft ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Auch die Betroffenen selbst sprechen nur sehr ungern über die Erkrankung und versuchen sie zu verbergen, so dass selbst das engste Umfeld sehr oft nicht über den Gesundheitszustand bescheid wissen. Deshalb sind sehr häufig Depressionen Auslöser für Suizide.

Suizid unter Jugendlichen – Ursachen und Auslöser

Verschiedene Studien belegen, dass die Zahl von Jugendlichen, die Suizid begehen, in den letzten Jahren drastisch angestiegen ist. Die Ursachen für den Suizid von Jugendlichen sind vielfältig und liegen sehr häufig in der frühen Kindheit. Vor allem gestörte Familienverhältnisse, sexueller Missbrauch, Angst verursachende Erziehung oder auch entgegengebrachtes Misstrauen können zu psychischen Problemen führen. Eine wichtige Ursache für den Anstieg von Selbsttötungen unter Jugendlichen ist vermutlich im Leistungsdruck, unter dem heute viele Heranwachsende zu leiden haben, zu suchen. Schon früh werden heute an Kinder hohe Anforderungen gestellt, sei es in der Schule, in der Ausbildung oder in der Familie. Mit solchem Leistungsdruck kann nicht jeder gut umgehen und Jugendliche geraten dadurch in eine extreme Drucksituation, aus der sie sich selbst nicht mehr zu befreien vermögen. In vielen Fällen können sie die entstehenden Versagensängste gegenüber anderen nicht äußern, so dass der innere Druck immer stärker wird, bis der Gedanke der Selbsttötung aufkeimt. Wenn Jugendliche durch die genannten Ursachen in ihrer Psyche ohnehin schon geschädigt sind, bedarf es sehr häufig nur noch eines Anlasses, um diesen Gedanken in die Tat umzusetzen. Solche Anlässe können Verlusterlebnisse sein (z.B. Tod eines Elternteiles), Drogen- bzw. Alkoholprobleme oder auch Liebeskummer.

Hohe Suizidrate unter homosexuellen Jugendlichen

Eine weitere Ursache für eine stetig steigende Zahl von Suiziden unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 12 und 25 Jahren ist Homosexualität und die häufig negative Reaktion des Umfeldes (z.B. Ausgrenzung, Mobbing). Das Suizidrisiko bei homosexuellen Jugendlichen liegt um das 4- bis 7-fache höher als bei gleichaltrigen heterosexuellen Jugendlichen und liegt umso höher, je jünger die Betroffenen sind.

Anzeichen für suizidales Handeln

Für Eltern, Verwandte und Freunde ist es oftmals schwierig, einen Suizidentschluss bereits im Vorfeld zu erkennen. Dennoch gibt es sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen bestimmte Verhaltensweisen oder Äußerungen, die darauf hindeuten können, dass jemand zumindest suizidgefährdet ist. Zu solchen auffälligen Verhaltensweisen bzw. Äußerungen gehören beispielsweise direkte oder versteckte Ankündigungen, Tagebucheinträge, suizidale Vorbilder, genaue Vorstellungen über die Durchführung eines Suizides, Isolationstendenzen oder Minderwertigkeitsgefühle. Aber auch Gereiztheit, Aggressivität, Drogenkonsum und Zerstörungswille können als solche Anzeichen gedeutet werden. Vor allem bei Jugendlichen sollten Eltern hellhörig werden, wenn sich unvermittelt die Noten verschlechtern, Probleme mit Mitschülern und Lehrkräften auftauchen oder der Jugendliche versucht, durch Ausreißen der Situation zu entfliehen. Wer jemanden kennt, der suizidgefährdet ist, der sollte sich unbedingt kompetente Hilfe bei einer Anlaufstelle holen.

Für Kinder und Jugendliche, die in einer Krisensituation sind, nicht weiter wissen und dringend Hilfe brauchen, gibt es Hilfsangebote.

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel generell fachlichen Rat - zum Beispiel durch einen Arzt oder Psychotherapeuten - nicht ersetzen kann.

Autor seit 12 Jahren
212 Seiten
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