Ein Eifelkrimi mit Kultcharakter

"Mord mit Aussicht" ist ein Krimi der besonderen Art. Schuld daran ist vor allem der Schauplatz der Handlungen, dies ist nämlich der fiktive Ort "Hengasch" (gedankliche Assoziationen mit 'Hängarsch' sind sicherlich beabsichtigt) in der malerischen Eifel. Fernab von City-Life, Einkaufscentern und Großstadtlärm. Dass hier (laut Drehbuch) die Uhren anders ticken, kann sich der Zuschauer von vornherein denken.. Die Menschen reagieren etwas langsamer, sind fest eingebunden in den Gemeindestrukturen und haben sowieso eine ganz eigene Vorstellung darüber, wie es in der Welt so zugeht.

Genüßlich wird hier mit dem üblichen Eifel-Klischee gespielt, was aber eigentlich niemanden stört, auch die Eifeler selber nicht. Denn längst ist auch in den hintersten Dorfschaften dieses Landes das Internet  angekommen und die 'Ureinwohner' sind dem Durchschnittsdeutschen angepasst.

Wer öfter mal in die Eifel reist, kann feststellen: Hier siedeln sich sogar viele Künstler und Andersdenkende an, auch die Spiritualität findet in der sagenumwobenen Eifel mit ihren zahlreichen mythischen Kultstätten ein modernes Zuhause.

Nichts also mit dem in der Serie ausgeschlachteten Klischee vom hinterwäldlerischen Eifler. Doch diese Wahrheit tut dem Unterhaltungswert der Serie absolut keinen Abbruch und zwar dank der vier herausragend talentierten Hauptdarsteller: Caroline Peters, Bjarne Mädel, Meike Droste und  Petra Kleinert.

Schräg, schrullig und voller Situationskomik

Die vier Hauptdarsteller sind allesamt gestandene Schauspieler mit langjähriger Theatererfahrung. Bjarne Mädel, der hier den Polizeiobermeister Schäffer mimt, ist den meisten Zuschauern schon als 'Ernie' aus der Serie 'Stromberg' bekannt. Caroline Peters alias Sophie Haas, die übermotivierte Hauptkommissarin, spielte unter anderem am Burgtheater Wien und an der Volksbühne Berlin. Ebenso machte sich Meike Droste, die etwas eigenartige Polizeimeisterin Bärbel Schmied längst auf unseren deutschen Bühnen einen Namen.

Der durchschnittliche Fernsehzuschauer kannte diese beiden Damen aber eigentlich bis dato nicht. Umso mehr überzeugt nun das gekonnt austrahierte Mienenspiel der Hauptcharaktere.

 

Sophie Haas in Hengasch - .. oder Daisy Duck in Entenhausen?

Mittelpunkt und absolutes Zentrum ist die blonde Sophie Haas, die allzu gerne wieder in die Großstadt Köln zurückversetzt werden würde, wäre da nicht ihr kranker Vater, den es wieder in die Eifel verschlagen hat. Sie kann dem eifeligen Landleben nicht viel abgewinnen und wundert sich eigentlich nur durchs Geschehen. In bunten Highheels und etwas merkwürdigen Röcken und Kleidern stakst sie mehr oder weniger unbeholfen und kopfschüttelnd durch die ländliche Gegend und stöbert die ruhigen Gemüter des Ortes in ihrer dörflichen Routine immer wieder ordentlich auf. Dass sie dabei immer ein wenig an Daisy Duck erinnert, die mit Handtäschchen und viel zu großen Pumps durch Entenhausen stakst, ist vielleicht ein unfreiwillig komischer Nebeneffekt, vielleicht aber auch beabsichtigt.

Daisy Duck - hier ausnahmsweise mal ohne Pumps

Drei Nebendarsteller mit Mut zur Peinlichkeit

Die restlichen drei Protagonisten zeichnen sich ebenso durch unbeholfenes, aber auch träges und eher gemütliches  Agieren aus, während die Kriminaloberkomissarin Haas quirlig und unruhig auf spannende Mordfälle wartet. Bärbel Schmied, deren Name perfekt zum Kosenamen ihres Kollegen 'Bär' passt, agiert mit einer Mimik wie ein braves kleines Mädchen, das zwischen Schmollschnute und strahlend kindlicher Freude innerhalb von Sekunden wechseln kann.

Bjarne Mädel spielt den trägen Dorfpolizisten Dietmar Schäffer mit unglaublicher Liebe zum Detail und der nötigen Langsamkeit. Schäffer kann man beim Denken zusehen und sich über stereotype Wiederholungen und Marotten wie das ständige "Mann, Mann, Mann, heute is wieder was los.." freuen. Sein Bauch in dieser Serie ist extra angezüchtet, genauso wie die peinliche Frisur. Der leere Gesichtsausdruck, wenn das einfach gestrickte Gemüt überfordert ist, muss  eiserne schauspielerische Disziplin bedeuten. Was für eine Leistung Bjarne Mädel mit dieser Rolle bringt, erfährt man erst, wenn man sieht, wie der Schauspieler sich sonst ausdrückt, bewegt und mit welch wachem frechen Blick er seine Mitmenschen überrascht.

Heike Schäffer, die mollige Ehefrau des schwer arbeitenden Polizeiobermeisterin wird von keiner Unbekannten gespielt. Sonst mimt Petra Kleinert selber die Kommissarin in der RTL-Serie "Doppelter Einsatz" und erstaunte die Zuschauer schon öfter mit unterschiedlichen Rollen wie in "Liebe auf Rezept" mit Uwe Ochsenknecht. Hier im Eifelkrimi beweist diese gestandene Darstellerin besonders viel Mut zur Peinlichkeit. Extra unvorteilhaft sind die meist lila 3/4-Jeans die sie zu voluminösen Strickjacken und zur blonden Löckchenfrisur trägt. Es kann kein Zufall sein, dass sie der Kamera öfter mal ihr in dieser Serie recht ausladendes Hinterteil entgegenstreckt. Ihren Gatten hält sie mit kulinarischen Leckerbissen à la Bratwurst, Kartoffelsalat und Marmorkuchen bei Laune und bei Fuss. Herrlich komisch diesem Paar bei seinen eingeschliffenen  Ehe-Marotten zuzusehen.

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