Muss Kunst schön sein?
Eine viel diskutierte Frage. Kunst kann und soll auch provozieren, die alltägliche Sichtweise in Frage stellen.Die Kunst liegt im Auge des Betrachters?
Die Definition von Kunst ist klar und in dieser ist der Begriff des Schönen und Hässlichen nicht erwähnt. "Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses."Wiki
Na klar, werden sie sagen. Schön und Hässlich sind relativ. Auf dem Weg vom Grundmaterial zum Kunstwerk ist es ein Prozess der ständigen Auseinandersetzung. Schön und Hässlich verschwimmen, bis der Prozess beendet ist und ein Objekt "das Licht der Welt" erblickt.
Dann kommt das Urteil des Betrachters der Betrachterin.
Mein Gott, ist das hässlich! Wie furchtbar, warum hast du das so gemacht? Das schaut nach Sado-Maso aus, echt eklig!
Aber der Reihe nach.
In meinem Kunstprojekt "Baummärtyrer" arbeite ich mit Bäumen, die durch uns Menschen verletzt worden sind. Eingewickelte Drähte, angenagelte Schilder. Diese Objekte werden vom Baum überwachsen, so er es aushält.
Nachfolgendes Bild zeigt so einen Baumstamm, um den ein Stacheldraht gewickelt worden ist. Aus Unachtsamkeit vergessen, oder bewusst platziert. Der Baum hatte zwei Möglichkeiten, weiterwachsen oder sterben.
Er ist weitergewachsen und hat den Draht dadurch tief in sein Holz eingebaut. Für mich schaut es aus wie eine Schlinge, die ihn erwürgen wird. Ich wollte dieses Erwürgen sichtbar machen und hab mich entschieden, diesem Stamm ein "Gesicht" zu geben. Seinem Schmerz einen Ausdruck zu verleihen.
Natürlich ist schon das meine Interpretation. Fühlt der Baum einen Schmerz, oder wächst er einfach weiter und kümmert sich nicht wirklich darum?
Weitere Kunstwerke von mir finden sie bei ArtOffer/BerndSchaudinnus
Baummärtyrer
Ein schönes Gesicht
Es war mein Ziel, dem Baum ein Gesicht zu geben, dem Schrei ein Gesicht zu geben und hab angefangen dieses Gesicht zu schnitzen. Aber es hat nicht gestimmt. Es war zwar ein Schrei, aber der war glatt und fast schön. Unpassend!
So stand der halbfertige Stamm lange im Atelier herum, bis ich eines Tages eine ältere Figur nachgearbeitet habe. Diese Figur heißt "Bleimantelmadonna". Da war mir klar, dass das graue Blei das Grauen des Gefühl`s erwürgt zu werden, am besten ausdrückt.
Also habe ich über das fertig geschnitzte Gesicht eine dicke Bleifolie gewickelt und gehämmert.
Herausgekommen ist ein grausiger Schrei! Ich bin selber erschrocken, als ich ein paar Meter zurück getreten bin.
Ist er/sie nun hässlich, abstoßent und ekelhaft? Verdeutlicht es nun dass, was ich ausdrücken wollte? Geht es zu weit?
Kein Mensch wird so etwas anschauen wollen, respektive kaufen, um es sich ins Wohnzimmer zu stellen. Keine Kunst zum verkaufen.
Darf Kunst so hässlich sein?
Der Schrei
Kunst als Provokation?
Das Projekt selbst ist provokativ. Es soll darstellen, wie unachtsam wir mit der Natur umgehen. Nicht nur im Großen, sondern im Besondern im Kleinen.
Es geht nicht um die Atombombe, sondern um die weggeworfene Kippe, die Plastikflasche im Bach, die "kleinen" Umweltsünden, die längst zur größten Katastrophe geworden sind.
Es ist der Autofahrer, der seine Kippe aus dem Fenster schnippt, weil sein Auto innen super sauber sein soll. Das "Draußen" interessiert ihn nicht, geht ihn nichts an. Daran geht unsere Welt zu Grunde, nicht an der Atombombe!
Und so ist für mich der Stacheldraht um den Zwetschgenbaum ein Synonym für die kleinliche Unachtsamkeit, mit der wir die Welt an den Abgrund fahren.
Und deßhalb darf die Kunst auch hässlich sein, weil sie uns unser eigenes hässliches Gesicht zeigt, von dem wir glauben, dass es nur die Anderen haben.
Keine Panik, das soll keine Moralpredigt sein, es ist nur eine Beobachtung, die in einem hässlichen Gesicht endet.
Oder ist es gar nicht hässlich?
Der Schrei im Detail
Das Paradox der Hässlichkeit
"Es handelt sich um das Phänomen, dass Gegenstände und Kunstwerke, die nach üblichen ästhetischen Maßstäben als "unschön" oder "hässlich" empfunden werden müssten, durchaus einen ästhetischen Reiz ausüben können." Wiki
Atelier
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