Die Ostsee, das größte Brackwassermeer der Erde

Die Ostsee trägt auch den Namen Baltisches Meer und heißt international Baltic Sea. Sie ist ein zirka 412 500 km² großes Binnenmeer, bis zu 459 Meter tief und weist eine durchschnittliche Tiefe von 52 Metern auf. Der Tidenhub (Unterschied des Wasserstands zwischen Höchststand Ebbe und Höchststand Flut) ist sehr gering. Die Ostsee gilt als größtes Brackwassermeer der Erde. "Brackwassermeer" ist keine diskriminierende Bezeichnung. Vielmehr verstehen Meeresbiologen unter Brackwasser See- oder Meerwasser mit einem Salzgehalt von 0,1 bis 1 Prozent. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Salzgehalt – die "Salinität" - der Ozeane liegt bei 35 Gramm Salz pro Kilogramm Wasser = 3,5 Prozent.

Wasser mit sehr geringem oder kaum nachweisbarem Salzgehalt heißt Süßwasser, Wasser mit höherem Salzgehalt Salzwasser. Brackwasser unterscheidet sich von Süßwasser hauptsächlich dadurch, dass es trotz geringer Salinität zu viel Salz enthält, um dem Menschen als Trinkwasser zu dienen..

Das Wort Brackwasser kommt vom niederdeutschen "Brack". So wird ein Gewässer bezeichnet, das - vereinfacht dargestellt – durch einen Deichbruch salzig geworden ist.

Die Entstehung der Ostsee

Seit zirka 12.000 Jahren gibt es die Ostsee. Mit dem Ende der Eiszeit und dem einsetzenden Tauwetter bildete sich der sogenannte "Baltische Eisstausee" im Vorland des tauenden Gletschers. Das Tauen ging weiter, die Ostsee "lief über" und so entstand in der Nähe der mittelschwedischen Seenplatte eine Verbindung zur Nordsee und damit zu den Ozeanen. Das Brackwassermeer, die spätere Ostsee, war damals unter dem Namen "Yoldiameer"entstanden.

Weil die Gletscher abtauten und somit die Gewichtsbelastung für Schweden abnahm, hob sich die schwedische Landmasse wieder und die Verbindung zu den Ozeanen wurde nach zirka 2.800 Jahren wieder gekappt. Nun war der süßwasserhaltige "Ancylussee" entstanden,

 Zirka 1.200 Jahre später stieg der Meeresspiegel und es entstand ein natürlicher Salzwasserzufluß von der Nordsee. Nun erhielt die erneut brackige Ostsee den Namen "Litorinameer". Zwar hebt sich auch heute noch das nördliche Ufer der Ostsee an, während das südliche Ufer im Laufe der Jahrtausende immer weiter absinkt, aber bereits vor etwa 4000 Jahren hatte die Ostsee in etwa die heutige Form erreicht.

Die Ostsee

Die verschiedenen Ostseegebiete

Anrainerstaaten der Ostsee sind Schweden, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Deutschland und Dänemark.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Ostsee war früher durch die Hanse - siehe hierzu den Bericht über die Lübecker Altstadt sowie über Lübeck und sein Marzipan - geprägt. Deren Bedeutung haben heute die Schifffahrt und der Tourismus mit den Ostseekreuzfahrten übernommen.

Ob die Ostsee auch das Kattegatt – die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden südlich des Skagerraks – umfaßt, ist unter Experten stark umstritten, aber für die Beschreibung der Ostsee zu vernachlässigen

Die Ostsee läßt sich auch so gut in fünf unterschiedliche Gebieten unterteilen.

  • Das Kattegatt umfaßt eine Fläche von rund 22.000, ist biologisch und auch historisch kein Teil der Ostsee, ist kein Binnenmeer und weist einen Salzgehalt von 3 bis 3,5 Gramm auf.
  • An das Kattegatt schließt sich südlich die Beltsee oder westliche Ostsee mit zirka 8.000 Quadratkilometern an. Ihr Salzgehalt ist doppelt bis teilweise dreimal so hoch wie das der eigentlichen Ostsee.
  • Die "eigentliche Ostsee" stellt den größten Teil der Ostsee und reicht von einer zwischen Rostock und Malmö gedachten Linie bis hinauf zu einer gedachten Linie zwischen Turku und nördlich Stockholm. Die durchschnittliche Salinität beträgt 1 Prozent. Die eigentliche Ostsee vereist im Mittel der Jahre im Winter zirka 30 Tage.
  • Die nordöstliche Ostsee – Finnischer Meerbusen genannt – hat eine geringe Salinität und vereist über mehrere Wintermonate regelmäßig.
  • Die nördliche Ostsee zwischen Schweden und Finnland wird Bottnischer Meerbusen genannt. Seine Salzkonzentration ist sehr gering. Er vereist deshalb im Winter sehr.

Die Salinität der Ostsee

Der Salzgehalt der Ostsee ist regional (siehe Überschrift Ostseegebiete) stark unterschiedlich und besonders im Sommer auch witterungsbedingten Schwankungen unterworfen.

Der Abfall im Salzgehalt der Oberflächenwerte der zwischen verschiedenen Regionen geschieht plötzlich. Da Salzwasser ein höheres Gewicht hat als Süßwasser, sinkt das Salzwasser ab und bildet Schichten, die sich kaum vermischen. Deshalb entsteht in den tieferen Schichten ein Sauerstoffmangel.

© Axel Alm

Die Überdüngung der Ostsee und der Wettbewerb Ostsee-LandwirtIn des Jahres

Da durch die fehlende Durchmischung ein Sauerstoffmangel in den tiefen Schichten entsteht, können organische Verbindungen nur schlecht oder gar nicht abgebaut werden. Über die zahlreichen in die Ostsee mündenden Flüsse und großen Ströme gelangen täglich unaufhörlich große Mengen Düngemittel von den Äckern ins Meer. Die Folgen sind stetig wachsende Unterwasserlandschaften mit Sauerstoffmangel, in denen außer Algen kaum noch andere Lebewesen existieren können. Hier ist eine nachhaltige Landwirtschaft gefordert.

Gemeinsam für den Schutz der Ostsee

Weil die Landwirtschaft für mehr als 50 Prozent der zu einer Überdüngung der Ostsee führenden Nährstoffeinlagerungen verantwortlich ist, schreibt der WWF zusammen mit der Swedbank und den Bauernverbänden der Anrainerstaaten der Ostsee seit 2009 Jahr für Jahr den Wettbewerb zum Ostsee-LandwirtIn des Jahres aus. In jedem Land zeichnet eine Jury einen nationalen Preisträger aus. Die Jury umfaßt verschiedene Interessen und Aspekte und setzt sich in Deutschland aus Vertretern der Wissenschaft, des Naturschutzes, eines Landesministeriums und des Bauernverbandes zusammen. Jeder nationale Gewinner erhält 1.000 € als Preisgeld, der Gesamtsieger 10.000 €.

Erfrischend ist neben dem relativ geringen Geldpreis bei diesem Wettbewerb anzumerken, daß Bewerbungen innerhalb der Bewerbungsfrist bis zum 30. April 2015 nicht nur von den Landwirtinnen und Landwirten kommen sollen, die ausgezeichnet werden wollen, sondern auch von Dritten. Ausdrücklich heißt es in der Ausschreibung "Sie sind Landwirt im Wassereinzugsgebiet der Ostsee – oder Sie kennen jemand, der den Ostseepreis 2015 verdient hätte? Dann machen Sie mit! Bewerben Sie sich!"

Der deutsche Sieger 2014

Beispielhaft für mögliche Erfolge beim Naturschutz und Kampf gegen die Überdüngung zum Schutz der Ostsee sei hier der Siegerbetrieb 2014 aus Deutschland genannt. Der Bauernhof Radlandsichten in der Nähe von Bad Malente in der Holsteinischen Seenplatte in Schleswig-Holstein wird seit 200 Jahren von Familie Schumacher bewirtschaftet. Alle Bäche dieser Region entwässern in die Ostsee, die nur 20 Kilometer entfernt ist. Familie Schumacher hat erfolgreich gegen Überdüngung ihrer Felder gearbeitet

Nach einer freiwilligen Betriebsanalyse konnten die Dünger- und Pestizidmengen reduziert wurden. Die Anstrengungen gingen sogar noch über die eigenen Betriebsflächen hinaus. In Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Kollegen konnte durch Flächentausch und Renaturierungen ein neues Feuchtgebiet gewonnen werden, in dem zottelige Rinder auf feuchten Wiesen grasen und im Frühjahr großflächig Sumpfdotterblumen blühen. 

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