Nein zu Alkohol sagen ohne Verzicht ...

Nein zu Alkohol sagen ohne Verzicht zu spüren, das ist eine erfolgreiche Therapie. (Bild: CanStockphoto)

Zwei Alkoholikerkarrieren wie aus dem Bilderbuch

"Mir geht's saugut und ich habe eine Zukunftsperspektive", sagt Herbert (Namen der Betroffenen wurden geändert). Der 60-Jährige war noch im Oktober 2011 völlig am Boden zerstört und hatte ein massives Alkoholproblem. Dank einer ambulanten Therapie, die über die Härtefallregelung der Stiftung Reha-Forum finanziert wurde, hat er die Alkoholsucht überwunden und sein Leben wieder im Griff. Eine beinharte Alkoholiker-Karriere hat auch der 40-jährige Dennis hinter sich, der sich ebenfalls wie Herbert dank finanzieller Unterstützung der Stiftung Reha-Forum einer Therapie unterzog, allerdings stationär und im Schnellverfahren. Beide hatten sich Manfred von Weiher anvertraut, einem erfahrenen Therapeuten, der eine Privatpraxis in Großostheim betreibt. Sie berichten über ihr Leben vor und nach dem Alkohol-Abusus.

Herbert hatte bereits einen Alkoholentzug hinter sich und war 20 Jahre lang trocken. Familiäre Probleme – seine Ehe ging nach 35 Jahren in die Brüche- und der Verlust des Arbeitsplatzes, verbunden mit einem finanziellem Desaster, ließen ihn vor zwei Jahren wieder zur Flasche greifen. Erst nur ab und zu, dann immer häufiger. "Piccolöchen lassen sich prima verstecken, beispielsweise im Schuppen zwischen Holzscheiten", sagt Herbert und merkt an, dass er vorwiegend Sekt konsumiert hat. "Weil man davon keine Fahne wie vom Bier bekommt", wie er erklärt. Er wollte von seiner Sucht loskommen, doch ein langwieriger Entzug mit Gruppentherapie kam für ihn nicht in Frage.

Im September des Vorjahres hatte Herbert im Main-Echo einen Bericht über die Stiftung Reha-Forum gelesen, sich den Artikel ausgeschnitten und sich vorgenommen,  mal nachzufragen. Seine Schwester hatte ihn in seinem Vorhaben bestärkt und ihm geraten ins Café fifty nach Obernburg zu gehen, wo Manfred von Weiher kostenlose Beratungsstunden anbietet. "Das habe ich dann auch gemacht und mir war schon im ersten Gespräch klar, dass es das Richtige für mich ist". Herbert rührt seit Monaten keinen Tropfen mehr an. Seinen 60. Geburtstag hat er ohne Alkohol gefeiert, und eine neue Lebensgefährtin hat er auch gefunden. 

Vor die Hunde gehen oder wirksame Therapie? - Die existenzielle Frage bei Alkoholsucht

Für Dennis war es eine existenzielle Frage, dauerhaft und schnell vom Alkohol wegzukommen. Sein gesundheitlicher Zustand war bedenklich. Als Oberkellner in einem Hotel-Restaurant saß er quasi an der Quelle und auf Tuchfühlung mit dem Alkohol. "Ich habe nur gesoffen", erzählt er. So wie andere Wasser, Limo oder Saft trinken, habe er den Alkohol gekippt, vorwiegend Bier, aber auch erhebliche Mengen Schnaps und Wein. Ohne die Droge habe er weder den Tag noch die Nacht überstehen können. Sein Arzt habe ihm dringend geraten, sich einem Entzug zu stellen. "Aber ich wollte das allein und vor allen Dingen schnell durchziehen", berichtet Dennis.

Wie bei Herbert war es die Schwester, die dem alkoholabhängigen Oberkellner zu einer Therapie bei Manfred von Weiher riet. Schon während der Entgiftung in der Klinik hatte der Diplom-Pädagoge Kontakt zu Dennis aufgenommen. "Er war in einem extrem schlechten Zustand und sehr krank", erzählt Manfred von Weiher. Schon wenige Tage nach Entlassung aus der Klinik hatte sich Dennis einer Intensivtherapie mit viertägigem Hotelaufenthalt und 14 Tagen ambulanter Nachbereitung unterzogen. Seit 24. Oktober 2011 ist Dennis "clean" wie er sagt und hat keinerlei Ambitionen, wieder zur Flasche zu greifen.

Selbst Extremsituationen können ihm nichts mehr anhaben. Als es in dem Restaurant gebrannt hatte, war Dennis derjenige, der die Situation im Griff hatte und alles managte. "Früher hätte ich erst mal Schnaps gesoffen", gibt er zu und betont selbstbewusst, dass er das nicht mehr nötig hat. "Ich bin zufrieden und genieße die Ruhe nach einem Arbeitstag, was ich früher gar nicht konnte, weil ich ständig unter Strom stand". Erstmals nach vielen Jahren will er sich einen Urlaub gönnen. Sein Traum ist eine Reise nach Kuba, auf dessen Erfüllung er zielstrebig hinarbeitet.

Der Kontakt zur Stiftung Reha-Forum

Wer sich über die Therapie informieren und Kontakt aufnehmen möchte, kann dies unter den nachfolgenden Möglichkeiten tun:

Reha-Forum-Stiftung, gemeinnützige Stiftung für individuelle Entwöhnungstherapie, Telefon und Fax: 06027/2118, Internet www.therapiediskret.de.

Was ist die Stiftung Reha-Forum?

Diskret, schnell und nachhaltig einen Weg aus der Alkoholsucht zu finden, war in der Region am bayerischen Untermain bis vor vier Jahren nur gut Betuchten vorbehalten, denn er stützt sich auf eine Privatbehandlung, die nicht von den Sozialkassen übernommen werden. Diese "Ehemaligen", die durch eine Intensiv-Therapie von ihrer Sucht befreit wurden, riefen zusammen mit Therapeuten und Ärzten im Jahr 2008 die als gemeinnützig anerkannte Reha-Forum-Stiftung ins Leben, um Alkoholabhängigen mit geringem Einkommen eine nachhaltige Therapie zu ermöglichen. Vorsitzender ist Dr. Horst Striegel aus Erlenbach, Internist und ehemaliger Chefarzt. Die Stiftung ist als gemeinnützig anerkannt. Es geht um eine individuelle Entwöhnungsbehandlung nach einer Entgiftung. Geringverdiener zahlen mindestens 990 Euro, den Rest übernimmt die Stiftung. In Härtefällen (Hartz IV) können die Kosten  komplett von der Stiftung übernommen werden. Spenden kommen ausschließlich der Therapie Alkoholkranker zugute, da alle Mitarbeiter der Stiftung ehrenamtlich arbeiten. Um in den Genuss der  Privat-Therapie zu kommen, müssen die Alkoholabhängigen Behandlungsbereitschaft signalisieren und einen Einkommensnachweis vorlegen. Eine extrem schnelle Entwöhnung ist durch eine stationäre Maßnahme mit viertätigem Hotelaufenthalt und intensiver Einzeltherapie mit einem persönlichen Mentor möglich. Danach folgt eine ambulante Betreuung während eines Zeitraums von acht bis 14 Tagen. Die ambulante Intensivtherapie  besteht aus 10 bis 20 Einzelsitzungen (je zwei bis vier Stunden) in der Großostheimer Reha-Forum-Privatpraxis. Bei anhaltendem Erfolg nach einem halbjährigen Zeitraum zahlt die Stiftung bei entsprechender Vereinbarung sogar eine Erfolgsprämie.

Drei Fragen an den Therapeuten Manfred von Weiher

Manfred von WeiherDer Diplom-Pädagoge und Therapeut Manfred von Weiher, der in Stockstadt ein Institut für integrale Rehabilitation betreibt und in Großostheim eine Privatpraxis hat, hat eine erfolgreiche Methode entwickelt, um Menschen dauerhaft von einer Alkoholabhängigkeit zu befreien. Die Rückfallquote ist sehr gering. 70 Prozent der Klienten sind auch noch nach zwei Jahren alkoholfrei. Eine Stiftung leistet finanzielle Unterstützung, wenn sich Menschen mit geringem Einkommen zu der Therapie entschließen, denn die Privatbehandlung kostet zwischen 3900 und 5900 Euro. Manfred von Weiher erläutert das Geheimnis seiner Methode mit der Beantwortung von drei Fragen.

  1. Wie finden die Menschen zu Ihnen?

    Manfred von Weiher: Hauptsächlich durch Mundpropaganda oder Publikationen wie im Main-Echo, teilweise aber auch über unsere Main-Echo-Inserate oder über unsere Website www.therapiediskret.de.

  2. Was unterscheidet Ihre Therapie vom herkömmlichen Alkoholentzug?

    Manfred von Weiher: Nicht die Alkoholentwöhnung steht bei uns im Vordergrund sondern die Gewöhnung an alkoholfreie Lebensweisen: wer schon in der Therapie spüren kann, dass Freisein vom Alc keine lästige Pflicht ist, sondern vor allem auf innere Zufriedenheit und echte Lebensfreuden zielt, will keine Ersatzbefriedigung aus der Flasche mehr. - Aber auch die intensive, ganz persönliche Einzelbetreuung im weltoffenen Hotel und dass es bei uns tatsächlich nie Gruppentherapie gibt, ist unseren Patienten stets besonders wichtig!

  3. Sehen Sie eine Möglichkeit, dass künftig die Sozialkassen die Behandlungskosten übernehmen und die Stiftung überflüssig wird?

    Manfred von Weiher: Leider kaum! Seit 1988 haben wir nichts unversucht gelassen, stellten beispielsweise in Bundesministerien unsere 'Erfolgsgeregelte Therapie' vor, bei der die Sozialversicherung nur dann die Kosten übernimmt, wenn der Patient ein halbes Jahr später nachweislich alkoholfrei lebt - trinkt er wieder, teilen sich der Patient und unsere Einrichtung die Behandlungskosten. Das war ein aussichtsloser Kampf, wir wurden als Scharlatane diffamiert, teilweise völlig ignoriert. Daher haben unsere ehemaligen Patienten mit uns 2008 die Stiftung Reha-Forum gegründet. Seitdem haben auch Geringverdiener endlich eine Chance auf private Behandlung!

Vorschaubild: CanStockphoto

© Ruth Weitz, rasende Reporterin 

Krimifreundin, am 13.08.2013
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