Nachhilfe wird meist verlangt in den Fächern Mathematik und Fremdsprachen, deswegen stammen die Beispiele aus diesen Bereichen. Entsprechendes gilt jedoch auch für alle möglichen anderen Nachhilfefächer wie Deutsch, Naturwissenschaften etc.

1. Nachhilfe geben: Wie erfährt man, was der Schüler können sollte?

Idealerweise vorab bei dem Lehrer nachfragen, was in der Schule dran ist. Manchmal hilft es auch, bei Google nach Lehrplänen zu suchen. Sonst soll der Schüler die aktuellen Lehrbücher und möglichst die letzte Arbeit mitbringen. Ganz zur Not den Schüler nur selber fragen – manche wissen genau, was sie eigentlich können sollten; aber viele die schlecht sind können dazu auch nichts richtiges sagen.

 

 

2. Herausbekommen, was der Schüler genau nicht kann

Danach stellt sich die Frage, was davon alles der Schüler nicht kann, in welchen Bereichen also das Nachhilfe geben sinnvoll ist. Gibt es nur in einem Teilgebiet Probleme, wie beim dividieren, Wurzel ziehen oder dem Konjunktiv, oder hapert es an allem irgendwie?

 

Als erstes würde ich den Schüler selber fragen. Wenn er nur die Auskunft gibt "ich verstehe das alles irgendwie nicht", dann am Besten erst einmal die letzte Arbeit oder das aktuelle Lehrbuch von vorne durcharbeiten. Also von ihm vorrechnen oder lösen lassen. Dann kriegt man in der ersten Stunde mit, woran es hapert. An den Grundrechenarten, dem Bruchrechnen, der Prozentrechnung, dem Auflösen von Gleichungen, Wurzeln, an der Grammatik oder den Vokabeln....

3. Wie kommt man an Unterrichtsmaterial?

Die meisten Nachhilfelehrer sind nicht so fit, dass sie völlig aus dem Kopf, nur mit einem Blatt Papier und Stift bewaffnet mal eben Fragen und Aufgaben zu den ganzen Themen stellen können.

 

Das macht jedoch nichts, denn die Unterrichtsmaterialien sind ja bereits vorhanden. Die Lehrbücher und Schularbeiten des Schülers. Hilfreich kann es auch sein, nach eigenen noch vorhandenen Büchern und Arbeiten zu kramen.

4. Womit fängt man beim Nachhilfe geben an?

Mit dem wichtigsten starten. Also dem, was der Schüler nicht kann. Bzw. wenn er viel nicht kann, mit etwas Grundlegendem; was er auch bei den anderen Themen braucht, die er auch nicht kann.

 

Und am Besten fängt man erst einmal kurz mit etwas an, was leicht ist. Dann ist der Schüler nicht gleich entmutigt. Wenn also jemand weder gut multiplizieren noch Gleichungen lösen kann, erst ganz einfache Multiplikationsaufgaben für den "freundlichen Start"stellen, dann schwierigere. Erst wenn er das einigermaßen kann lohnt es sich Gleichungen mit Multiplikationen dran zunehmen.

5. Wie erklärt man gut?

Man sollte versuchen, alles in kleinen Zwischenschritte aufzuteilen und nur jeweils einen kleinen Schritt zu erklären. Außerdem sollte Schwieriges so weit wie möglich vereinfacht werden. Auch auf die Gefahr hin, dass die Vereinfachung nicht in jedem Fall anwendbar ist. Sofern eine Regel auf einen größeren Teil der Fälle zutrifft, erst einmal einführen. Dann gibt es eben ein paar mehr Ausnahmen, aber man hat erst einmal etwas, woran man sich halten kann, und mit dem man schon einen Teil richtig macht. Das nennt man auch "Pareto-Prinzip" - mit 20 % der Zeit kann man bereits 80 % schaffen; und 80 % der Zeit benötigt man für die restlichen 20 % des Projekts.

 

Also den Plural im Englischen erst einmal nur so erklären, dass ein "s" angehängt wird. Am Anfang höchstens erwähnen, dass es davon Ausnahmen gibt. Dann die einfachste Version üben. Danach erst die Ausnahmeregeln erklären, wie das es nach Zischlauten und y anders ist, dass dann ein "es" bzw. "ies" angehängt wird. Und erst danach die speziellen Ausnahmen für einzelne Wörter üben (man, Plural men, child, Plural children usw.).

6. Allgemein gilt beim Nachhilfe geben

Erst immer den Schüler machen lassen. Denn einen Vortrag wie es richtig geht bekommt der Schüler bereits in der Schule mit 20 Anderen zusammen. Wenn der Schüler auf viel Reden des Nachhilfelehrers immer nickt, heißt das noch nicht, dass er es wirklich verstanden hat.

 

Wenn der Nachhilfeschüler eine Aufgabe richtig erledigt – super, immer loben, auch bei kleinen Fortschritten. Das motiviert sehr, und es wird sowieso meist viel kritisiert.

 

Wenn es nicht richtig war: Ruhig und geduldig bleiben, es noch einmal ganz genau erklären. Fragen, ob er es verstanden hat und dann eine ähnliche Aufgaben noch mal machen lassen. Usw.

7. Wiederholung von Altem und Behandlung von Neuem

Die unangenehme Situation für Schüler im Rückstand ist die, dass sie den Stoff der zurückliegenden Zeit nicht beherrschen und dennoch jede Woche Neues in der Schule behandelt wird. Man muss also bei der Nachhilfe irgendwie versuchen, beides aufzufangen.

 

Ist jemand sehr schlecht, muss man sich vielleicht erst einmal auf die Erarbeitung der Grundlagen konzentrieren. Sobald die einigermaßen beherrscht werden sollte man versuchen, sich auch mit dem aktuellen Stoff zu beschäftigen – wenn dort auch Probleme auftauchen. Ein Vorschlag ist, die Hälfte der Unterrichtsstunde für neuen Stoff (von der Schule oder neuen/alten Grundlagenstoff) zu verwenden, die andere Hälfte zur Wiederholung des alten. Genau hängt das von der Art und Beherrschung des Stoffs ab – ist ein Thema richtig verstanden und "sitzt" es braucht man es natürlich nicht dauernd zu wiederholen.

8. Motivation bei Unlust des Nachhilfeschülers

Man kann positiv motivieren, dass soll am wirksamsten sein. Beispielsweise fachbezogen, z.B. dass für einen Berufswunsch Pilot Mathe notwendig ist und dass man bei guten Englischkenntnissen die Texte der Lieblingsband im Original verstehen kann.

 

Als ich Nachhilfe gegeben habe hat es am meisten geholfen, die Kosten für die Nachhilfe zu betonen. Geld, dass man auch anderweitig einsetzen kann! Ich hatte auch erwähnt, dass ich bei fehlendem Vokabel üben zu Hause einfach die Nachhilfestunden dazu verwenden werde, die Vokabeln zu üben, also abzufragen, und dass das für mich ganz prima ist, weil es mir keine Mühe bereitet – aber eben auch kostet.

9. Schriftliches mitgeben

Viele finden es hilfreich, den Schüler etwas komprimiertes Schriftliches zum Wiederholen für Zuhause mitzugeben. Also Regelblätter mitgeben oder wichtiges auf einen Zettel aufschreiben wie Mathe-Formeln oder Grammatik-Übersichten.

10. Vermittlung allgemeiner Lerntechniken

Es kann sich nicht schaden, allgemeine Lerntechniken zu vermitteln, wie das Arbeits- und Erholungsphasen geplant werden sollten, Belohnungen nach einer Arbeitsphase hilfreich sind oder alles mittels eines Hausaufgabenhefts organisieren kann.

11. Stunde strukturieren?

Manche finden es hilfreich, zu Beginn der Nachhilfestunde alles aufzuzählen, was behandelt wird und am Ende den Schüler zusammenfassen zu lassen, was er in der Stunde gelernt hat.

12. Soll man beim Nachhilfe geben Hausaufgaben geben?

Manche finden das gut, es dient sicher dem Lernerfolg. Andere finden, dass es zu sehr an die Schule erinnert und plädieren für freiwillige Übungsaufgaben. Wenn ein Schüler den Stoff verstanden hat, würde er in der Regel freiwillig ein paar davon machen.

Autor seit 12 Jahren
213 Seiten
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