Am Anfang steht der Schock

Niemand mag sich vorstellen was in einer Person vorgeht, die gerade die Diagnose Krebs erhalten hat. Nastasia wurde Brustkrebs diagnostiziert. Sie selbst entdeckte ihn schon im Dezember 2011, als ihr ein Knoten in ihrer Brust auffiel. Frauen sei in solchen Fällen geraten sofort einen Arzt aufzusuchen. Aber keine Panik. Nur bei jeder fünften Frau erweist sich ein Knoten als Krebs. Es könnte ebenso gut eine Zyste oder ein Fibroadenom sein. Je jünger die Patientin, desto unwahrscheinlicher ist Krebs. Trotzdem ist Vorsicht besser als Nachsicht. Nastasia verhielt sich vorbildlich und suchte direkt ihre Frauenärztin auf. Leider stellte die Ärztin eine falsche Diagnose und so wurde erst vier Monate später bei Nastasia Brustkrebs im Stadium G3 nachgewiesen - viel zu spät. Es gilt: Lasst Euch jeden Verdacht und jede Diagnose lieber doppelt bis dreifach absichern.

 

Optimismus und Motivation aneignen

 

Tumorzellen hatten sich in den Hirnhäuten und im Nervenwasser abgesiedelt. Die 26-Jährige unterzog sich einer Chemo-Therapie, mehreren Operationen und Bestrahlungen. Diese Behandlungen liefen gut und noch während der Behandlungsphase schloss Nastasia ihr Bachelor-Studium ab. Neben den medizinischen Eingriffen ist nicht zu unterschätzen wie wichtig der persönliche Umgang eines Krebserkrankten mit seiner Situation ist. Nach der Diagnose fallen die Betroffenen häufig in ein Loch aus Überforderung, Angst und Hoffnungslosigkeit. Dagegen hilft vor allem eines: menschliche Kontakte und private Ziele. Die Liebenden sind gefragt wie nie zuvor, doch schon eine Selbsthilfegruppe kann Wunder bewirken. Im Internet tauchte der Begriff "optimistischer Durchbruch" auf – besser könnte man diese Phase nicht beschreiben. Es ist wichtig Pläne zu schmieden, sich nicht von der Krankheit bestimmen zu lassen - sie aber zu akzeptieren und es mit ihr aufzunehmen. Auch Nastasia ließ sich nicht beirren.


Vier Monate nach der Therapie traten bei ihr aber immer wieder Kopfschmerzen auf. Multiple Hirn-Metastasen wurden gefunden, der Krebs hatte gestreut. Das junge Mädchen musste sich Hirnoperationen und punktuellen Bestrahlungen unterziehen, doch nach wenigen Monaten wuchsen die Metastasen nach. Selbst weitere OPs brachten nicht den erhofften Erfolg.

Nach einer Nervenwasseruntersuchung fanden Ärzte mehrere Metastasen im Gehirn, weshalb eine Gehirnbestrahlung angeordnet wurde. Die Familie sah sich zu diesem Schritt gezwungen. Aufgrund von Spätfolgen wie zum Beispiel dem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses wollten die Szczycinskis eigentlich darauf verzichten. Zuerst hieß es, die Nervenwasseruntersuchung auf Tumorzellen konnte nichts feststellen, doch noch am Abend von Nastasias Entlassung wurde die Familie benachrichtigt, dass "etwas diffuses, also nicht festgesetztes, im Nervenwasser" gefunden wurde - Meningeosis neoplastica.

Was ist Meningeosis neoplastica?

Dieser Begriff bezeichnet die fortgeschrittene Ausbreitung von Tumorzellen, in den weichen Hirnhäuten und in Nastasias Fall auch im Nervenwasser. Man spricht dabei von einer Metastasierung, die im Normalfall erst im Spätstadium einer Krebserkrankung stattfindet. Verwandte des Tumors sind unter anderem die Meningeosis carcinomatosa (Karzinom), leukaemica (Leukämie) oder lymphomatosa (Lymphom), mit dem Unterschied, dass in diesen Fällen die Herkunft des Tumors genauer bekannt ist. Die Erkenntnis über die Erkrankung erhält man durch die Untersuchung des Nervenwassers.

Trotz der Behandlungen machte ...

Trotz der Behandlungen machte Nastasia ihren Bachelor-Abschluss (Bild: Help Nasti)

Aufgeben ist keine Option

Die behandelnden Ärzte rieten Nastasia von einer zusätzlichen Chemotherapie neben der Ganzhirnbestrahlung ab – diese sei zu toxisch. Die meisten Zytostatika (Substanzen, die Zellteilung eindämmen) werden über die Niere ausgeschieden. Dies bedeutet dass sie durch die Niere müssen und dort eventuell giftig wirken können. Wie Nastasia später erfuhr traf das in ihrem Fall so aber nicht zu. Nebenwirkungen sind bei einer Chemotherapie unvermeidlich. Man sollte sie aber in Erwägung ziehen, da nur eine aggressive Therapie den Tumor bekämpfen kann. Nastasia wurde diese Wahl genommen.

 

Krebsbekämpfung ist kein Alleingang

 

Auf Druck und Eigeninitiative der Familie kam heraus, dass die Ärzte die junge Patientin längst aufgeben hatten. Ihre Schwester Kamilla berichtet: "Sie begegneten uns mit so einer kälte und Herzlosigkeit. Meine Schwester ist erst 26 und noch lange nicht abgeschrieben." Eine Userin sagte zu einem ähnlichen Thema in einem Internet-Forum: "Ich glaube, dass Ärzte es oft einfach nicht schaffen, ihre eigene Hilflosigkeit zu akzeptieren und dann dem Patienten gegenüber eine Behandlung voller scheinbarem Optimismus vertreten, von der sie im Grunde wissen, dass sie nur noch begrenzt wirksam sein kann." Was auch immer sich die Ärzte dachten, in dieser tatenlosen Zeitspanne bildeten sich die Tumorzellen zu festen Metastasen, für eine Chemo war es von nun an sowieso zu spät. Heute hat Nastasia 18 von 20 Ganzhirnbestrahlungen bewältigt, doch ihr steht noch die Bestrahlung der kompletten Wirbelsäule bevor, die alle Organe in Mitleidenschaft zieht.

Wichtig ist: Den Kampf gegen Krebs anzutreten ist nie einfach. Jeder muss sich im Klaren darüber sein, dass es zu Rückschlägen kommen wird. Vielleicht genau dann, wenn man nicht damit rechnet. Wenn die Situation sich gebessert hat. Gerade dann muss Kraft und Stärke bewiesen werden. Niemand sollte sich aufgeben. Nastasia gibt sich auch nicht auf. Sie möchte reisen und Kinder kriegen und alt werden. Man lebt nur einmal. Und Nastasia hat das besondere Glück Ihr Leben mit besonderen Menschen zu teilen - Ihrer Familie.

Wut und Zweifel vermeiden

Nastasias Familie ist von den ortsansässigen Ärzten schwer enttäuscht, doch sie hat völlig richtig reagiert und begriffen das Nachtreten niemandem etwas bringt. Die Zeit muss für Nastasia aufgebracht werden. Menschen die in ähnlichen Situationen stecken sei der Rat ans Herz gelegt, dass bei all dem Frust und all dem Unverständnis der Fokus auf die Heilung gelegt werden muss. Und wie schon zu Beginn dieses Artikels erwähnt ist die Medizin nicht alleine im Kampf gegen die Krankheit.

Es ist wichtig, dass Familienangehörige sich für das Thema sensibilisieren, sich mit der erkrankten Person solidarisieren und Ihr so gut sie können zur Seite stehen. Wer liebt, bekommt auch Liebe zurück - in diesem Fall äußert sich das im unbändigen Willen nicht gehen zu wollen. Und es kann weit mehr getan werden, als nur Reden und da sein. Nastasias Familie, vor allem ihre jüngere Schwester Kamilla zeigt besonders starke Eigeninitiative. Sie richtete die Website http://helpnasti.beepworld.de/index.htm ein, auf der um Spenden und Unterstützung gebeten wird.

Um Hilfe zu bitten ist keine Schwäche, sondern der Beweis dafür, dass das Thema realistisch augefasst wird. Niemand kann den Krebs alleine besiegen. Betroffene Familienmitglieder werden des öfteren damit zu kämpfen haben, dass sie sich schuldig fühlen nicht genug zu tun. Doch der Alltag muss weitergehen, auch die oder der Erkrankte braucht normale Umstände, also niemals verzweifeln und an sich selbst zweifeln. Das gilt auch für Krebspatienten selbst, denn es wird vor kommen, dass man Schuldgefühle seinen Helfern gegenüber entwickelt, ihnen nicht gerecht zu werden. Doch: Jedem sind in diesem Projekt feste Rollen zugeteilt und die lassen sich nicht tauschen.

Erste Spendenaktionen (Bild: Facebook)

Erste Spendenaktionen (Bild: Facebook)

Hoffnung aus den USA

Nastasias Familie möchte sich nicht mehr auf die nationale Schulmedizin allein verlassen. Hoffnung bezieht sie zusätzlich aus den USA. Mit Hilfe der gesammelten Spenden möchte Familie Szczycinski die 26-Jährige von Dr. Stanislaw R. Burzynski behandeln lassen, der seit 1967 in der Burzynski-Clinic in Houston, Texas, erfolgreich Krebspatienten behandelt – selbst wenn die Schulmedizin sie abschreibt. Ohne Spenden sind die Kosten für die Familie aber kaum zu tragen. Fasst man alle Preise zusammen kommt man bei einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von sechs bis zehn Monaten auf etwa 121.000 bis 194.000 Euro. Eine Menge Geld, die Nastasias Schwester aber nicht abschreckt. Sie hat zum richtigen Zeitpunkt begriffen, dass Kopf-in-den-Sand-stecken nichts bringt.

Neue Medien, neue Helfer

Deshalb hat sie neben der eingerichteten Website auch die Facebook-Seite "Help Our Nastasia" ins Leben gerufen, um möglichst viele Menschen anzusprechen. Die Seite hat nach heutigem Stand schon mehr als 1500 Likes erhalten (Stand: 18. März 2013) und jeden Tag werden es mehr. Es ist aber nicht das bloße Mitleid der User, das diese Seite erfolgreich werden lässt. Kamilla haucht ihr jeden Tag Leben ein, bedankt sich bei Spendern, postet Bilder von Geschenken und erwähnt alle Helfer, die die Familie unterstützen. Social-Media-Experten würden ihr für dieses Engagegement Bestnoten aussprechen. Das Internet ist als Helfer in der Not nicht zu unterschätzen, wenn man es richtig anpackt. Vergisst man auf der Website ein Impressum, oder gestaltet die Dynamik einer Facebook-Seite nicht selbst aktiv mit - so keimen bei den Usern schnell Zweifel über die Echtheit des Hilferufes auf. Leider zu Recht, denn viel zu oft wird auf diese Weise betrogen.

Einsatz wird belohnt

Neben der Bitte um eine Spende weist die Familie auf ihrer Seite daraufhin, dass jeder weitere Tipp und Rat dankend angenommen wird. Wer Ärzte, Heilpraktiker oder andere Methoden kennt ist ebenfalls angehalten sich zu melden. Vor allem auf der Facebook-Seite aktualisiert die Familie immer wieder den Stand der Dinge. Und es kommt Bewegung in die Sache. Mittlerweile sind schon bekannte Personen wie Schauspieler Tom Barcal (Cobra 11, Tatort, The Poet) auf Nastasia aufmerksam geworden.

"Helfen bewegt & Ästhetik Lounge Essen, und ich als Botschafter, werden am 06.04.2013 für Nasti die große Katakomben Party mit vielen Stars veranstalten! Alle können kommen! Infos dazu kommen die Tage! Dazu kommt das ich dieses Jahr auf einigen Charity Veranstaltungen bin! Ich konnte auch da alle überreden das der Erlös an Nasti geht!", schreibt Barcal auf seiner Facebook-Seite.

 

Wer will helfen?

Die Kontodaten findet man auch noch mal oben in der INFO und auf der Homepage.

Das offizielle Spenden-Konto:

CAJ Köln
BLZ: 370 601 93
Konto-Nr.: 13714010
Pax-Bank
Verwendungszweck: Nastasia

Für mehr Infos:

HELP NASTI (Website)

Help Our Nastasia (Facebook)

5 Filme über Krebs

1.Beim Leben meiner Schwester
2.Knocking on Heaven's Door
3.50/50 – Freunde für's (Über)leben
4.Love Life – Liebe trifft jeden
5.Keith

5 prominente Krebs-Besieger

1.Sheryl Crow
2.Ewan McGregor
3.Cynthia Nixon
4.Michael Douglas
5.Sofia Vergara

Anmerkung

Jeder Leser ist dazu aufgerufen mir inhaltliche Fehler, Tipps und Anmerkungen mitzuteilen. Dieser Artikel soll vor allem den Mehrwert besitzen, anderen eine Stütze zu sein. Bei all der Motivation, all der Unterstützung und all den positiven wie negativen Erfahrungen, die einen durch diese Phase des Lebens begleiten: Am Ende bleibt immer die Hoffnung.

Lange habe ich das Thema Krebs nicht an mich herangelassen, doch die Geschichte um Nastasia S. aus Leverkusen hat mich dazu bewegt helfen zu wollen. Die Eigeninitiative und Hilfsbereitschaft ihrer Schwester und ihrer Familie hat mich berührt und ich wünsche jedem Krebspatienten der Welt die Liebe, mit der Nastasia durch ihre Angehörigen gesegnet ist.

Selbstverständlich ist und bleibt Nastasia kein Einzelfall und besiegt ist der Krebs noch lange nicht. Das weiß sie und sie wird niemals aufgeben. Ich habe ihre Geschichte als Anlass genommen, andere durch sie zu motivieren. "Keep going, Nasti" ist im Begriff ein Sinnbild für den hoffnungsvollen Kampf gegen Krebs zu werden. Nastasias Gesicht steht für den absoluten Willen und die unbedingte Liebe einer Familie - beides wird jeder Mensch brauchen, der jemals irgendwie mit Krebs in Berührung kommen wird.

 

Michael Scharsig

 

Update (20. März 2013): Leider wurde Nastasias Homepage gesperrt, weil irgendjemand an Beepworld schrieb diese sei ein Fake. Ich möchte darauf hinweisen, dass dies nicht der Fall ist!

Autor seit 11 Jahren
41 Seiten
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