Oscar Pereira Silva - Desembarque de Pedro Alvares Cabral em Porto Seguro em 1500 (Bild: Wikipedia)

 

Auf seiner Reise nach Indien wollte Pedro Alvares Cabral die Passatwinde nutzen und trieb nach Westen ab. Im April 1500 erreicht er Brasilien. Der 21. April 1500 wird allgemein als Tag der Entdeckung Brasiliens angenommen.

Die Eroberung und die Missionierung Südamerikas

Vor 513 Jahren begann die Kolonialisierung Brasiliens. Für Katholische Kirche ist es eine Erfolgsgeschichte. Denn in keinem Kontinent leben heute so viele Katholiken wie in Südamerika. Doch für die indigenen Völker begann eine Zeit des Leidens, das bis heute kein Ende gefunden hat.

Im Laufe der Eroberung Südamerikas wurden Millionen von Indios getötet und tausende von Völkern vernichtet. Es wird oft behauptet, dass die Verbrechen an der indigenen Urbevölkerung nichts mit der Missionierung zu tun hätten, sondern alleine der Raubgier der Eroberer und eingeschleppten Krankheiten anzulasten wären. Es ist wahr, dass die Missionierung nicht für alle Verbrechen und für alle Toten verantwortlich ist. Trotzdem ist der Versuch der katholischen Kirche, ihre eigenen Verbrechen zu leugnen, unehrlich und eine Beleidigung der Opfer.

 

Schon während der Reconquista, der Rückeroberung Spaniens von den Mauren wurden Juden von der Katholischen Kirche gezwungen, das Land zu verlassen oder zu konvertieren. Konvertierte Juden wurden einer strengen Prüfung durch die "Heilige Inquisition" unterworfen. Wurde festgestellt, dass sie auch nach der Konversion am jüdischen Leben teilhatten, drohte ihnen die Todesstrafe. Während der Eroberung Südamerikas wandte die Katholische Kirche das gleiche System an. Indigene wurden zur Konversion gezwungen, und, soweit sie an ihren Bräuchen und Riten festhielten, durch die "Heilige Inquisition" hingerichtet. Schriften und Kultgegenstände verbrannt oder eingeschmolzen.

Die Haltung der Katholischen Kirche heute

Bis heute sieht die Katholische Kirche die Missionierung als Fortschritt. Die Neuevangelisierung wird sogar verstärkt als Pflicht wahrgenommen. Katholiken fragen immer wieder, warum die Missionierung ein Problem sein sollte. Benedikt XVI erklärte es in seiner Ansprache explizit: "Es bedeutete für sie, Christus kennenzulernen und anzunehmen, Christus, den unbekannten Gott, den ihre Vorfahren, ohne es zu wissen, in ihren reichen religiösen Traditionen suchten. Christus war der Erlöser, nach dem sie sich im Stillen sehnten." Und weiter: "Tatsächlich hat die Verkündigung Jesu und seines Evangeliums zu keiner Zeit eine Entfremdung der präkolumbischen Kulturen mit sich gebracht und war auch nicht die Auferlegung einer fremden Kultur." Papst Benedikt XVI, Rede zur Eröffnung der Generalkonferenz der Bischofssynode für Lateinamerika am 13.05.2007 in Aparecida.

Sind der katholische Glaube und die Kulturen der Indigenen vereinbar?

Muster der Baikiri (Bild: Karl von den Steinen: Durch Central-Brasilien (1886))

Alleine in Brasilien leben von über 1000 Völkern zur Zeit der Eroberung immer noch weit über 200. Diese unterscheiden sich in Sprachen, Festen, Handwerk, aber auch in ihren Mythen, ihrer Religion und Weltsicht. Generelle Aussagen wären also eine nicht zulässige Vereinfachung.

In vielen Kulturen der indigenen Völker gibt es jedoch einen Zusammenhang zwischen allen Lebensbereichen. Viele indigene Völker leiten sich von mythischen Tieren oder Sagengestalten ab. Verdiente Anführer leben nach ihrem Tod wieder in der Gestalt von mythischen Tieren und Wesen weiter. Dieser Zusammenhang wird in den Mythen, Ritualen und Festen beschworen. Sogar die grafischen Muster von der Körperbemalung bis zur Gestaltung der Gebrauchsgüter repräsentieren die magischen Wesen und stellen das alltägliche Leben in den Zusammenhang der Kosmologie. Eine Abkopplung der Kultur von ihren religiösen Bezügen hinterlässt nichts weiter als inhaltsleere Hülsen.

Kuarup 2012 - Flötentanz (Bild: © Liliam Tataxina)

Auch Vorstellungen wie eine lineare Geschichte sind vielen Völkern fremd. Ihr Leben läuft in Zyklen ab, nach denen sogar die Heiratsregeln organisiert sind. Auch das System der Gerichtsbarkeit unterscheidet sich grundlegend von Vorstellungen der christlichen Weltsicht. Es beruht auf einem Interessenausgleich. Grundsätzlich ist jeder für die Durchsetzung seiner Ansprüche selbst verantwortlich. Autoritäten haben lediglich eine beratende und vermittelnde Funktion. Daraus ist ersichtlich, dass Vorstellungen wie das Jüngste Gericht oder die Vergebung der Sünden durch eine höhere Instanz den Kulturen und den Religionen der indigenen Völker zutiefst widersprechen.

Aus diesen Gesichtspunkten folgt, dass die indigenen Kulturen sehr stark auf ihrer Kosmologie aufbauen und ohne den Rückbezug auf die Kosmologie nicht funktionieren können. Die Neuevangelisierung zerstört diese Kulturen an ihrer Wurzel.

Aufruf

Sie sind auf dem Weltjugendtag, weil die Religion eine Bedeutung für ihr Leben hat. Beachten Sie bitte, dass Brasilien die Heimat vieler indigener Völker und Kulturen ist. Bitte respektieren Sie ihre Religion! Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass die Katholische Kirche Abstand nimmt von der Neuevangelisierung und der Zerstörung der indigenen Kulturen.

Copyright

Ich bedanke mich sehr herzlich bei der Fotografin und Aktivistin Liliam Tataxina für die Erlaubnis, ihre Fotos verwenden zu dürfen. Das Copyright liegt weiter bei ihr.

Die Stiche und Grafismen entstammen dem Buch: Karl von den Steinen, Durch Central-Brasilien - Expedition zur Erforschung des Schingu, F.A. Brockhaus, Leipzig, 1886

Das Gemälde: Oscar Pereira da Silva (1865-1939) - Desembarque de Pedro Álvares Cabral em Porto Seguro em 1500 stammt aus dem Jahr 1904. Es steht unter Public Domain in allen Ländern in denen eine Schutzfrist von 70 Jahren oder weniger besteht. In den USA steht es unter Public Domain, da vor 1923 Publikationen erfolgten.

Autor seit 11 Jahren
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