Handlung - "Who ya gonna call? GHOSTBUSTERS!" - Ray Parker Junior

Der Poolreiniger des Grauens!

Zwei Monate vor den schrecklichen Ereignissen des ersten Teils: Katies (Katie Featherston) Schwester Kristi (Sprague Grayden) bezieht mit ihrem Ehemann Dan (Brian Boland) und dessen Tochter Ali (Molly Ephraim) ein neues Heim, das mit dem sehnsüchtig erwarteten Nachwuchs Hunter (William Juan Prieto) eingeweiht wird. Zunächst herrscht noch Familienidylle im Hause Rey, bis seltsame Dinge den Frieden zu stören beginnen. Die abergläubische mexikanische Haushälterin Martine (Vivis Cortez) argwöhnt, ein Geist sei hierfür verantwortlich. Doch niemand nimmt ihre Warnungen ernst.

Nachdem das Haus verwüstet wurde, halten die Reys dies für das Werk von Vandalen und installieren im und rund ums Haus Kameras. Aber allmählich begreift die Rey, dass sie es mit etwas weitaus Dunklerem zu tun hat, als irdischen Verbrechern. Die anfangs noch harmlosen Merkwürdigkeiten - der automatische Poolreiniger befindet sich jeden Morgen von Neuem außerhalb seines Arbeitsplatzes, Pfannen fallen vom Küchenhaken zu Boden, der Familienhund bellt ohne ersichtlichen Grund - steigern sich bis zu einem Punkt, an dem eine unsichtbare Entität zu physischer Gewalt greift. Die an Esoterik interessierte Ali glaubt herausgefunden zu haben, welches Ziel der Dämon verfolgt: Er möchte Harper besitzen...

Kritik - Remake oder Prequel?

Klappern gehört zum Dämonenhandwerk

Es klappern die Türen, es fliegen die Bratpfannen, es bellen die Hunde. Klarer Fall: Ein Dämon treibt im Hause Rey sein Unwesen! Wer "Paranormal Activity" gesehen hat merkt, dass das Erfolgskonzept aus Teil 1 lediglich mit marginalen Änderungen variiert wurde. Statt zwei sind es diesmal vier Personen, die vom Dämon sensuell belästigt werden. Außerdem ist ein Schäferhund hinzugestoßen und erstmals in der Filmgeschichte spielt ein Poolreiniger eine zentrale Rolle.

Davon abgesehen bietet "Paranormal Activity 2" lediglich mehr vom Selben und folgt somit einer eisernen Hollywood-Regel: Fortsetzungen müssen teurer und lauter sein! Wobei sich bereits an der Frage, ob es sich um ein Remake oder ein Prequel handelt, die irdischen Geister scheiden dürften. Denn gemäß der Zeitlinie der Filmreihe ereignet sich das Geschehen von "Paranormal Activity 2" kurz vor bzw. parallel zu jenen des Vorgängers.

 

"Paranormal Activity 2": Aufgewärmt statt frisch gekocht

Die Handlung selbst erinnert frappant an den Sensationshit des Vorjahres. Ominöse, anfangs harmlose Seltsamkeiten, ein Quija-Board entwickelt Eigenleben, skeptisches männliches Familienoberhaupt, das eines Besseren (oder Besesseneren?) belehrt wird und schließlich der offene Angriff des Dämons. Der größte Teil der Handlung spiegelt lediglich den banalen Alltag einer ganz normalen US-Familie wider. Vor dem sanften Einschlummern bewahren zumindest die gelegentlichen Schabernacke des Dämons.

Apropos: Weshalb dieser sein anfangs subtiles Vorgehen schlussendlich gegen den Holzhammer austauscht, bleibt erneut ungeklärt, ebenso wie seine Herkunft, seine Motive (wenngleich über diese spekuliert wird) und natürlich seine Gestalt.

 

"Poltergeist" im Reality-TV-Format

Dies erinnert nicht zufällig an Tobe Hoopers Horrorfilm "Poltergeist", allerdings mit zeitgemäßeren Mitteln verfilmt, nämlich im Reality-TV-Format. Dass ein solches durchaus sinnvoll und sogar die Spannung erheblich fördern eingesetzt werden kann, bewies J. J. Abrams monströser Erfolg "Cloverfield". In "Paranormal Activity 2" fungieren die Amateur- bzw. Überwachungskameraaufnahmen letztendlich als Feigenblatt dafür, sich vor dem Entwickeln einer stringenten und interessanten Story drücken zu können.

 

Klischees, so weit das Objektiv reicht

Denn nüchtern betrachtet ist der Plot eine einzige Ansammlung bekannter Klischees und wirft mehr Fragen auf, als er Antworten zu geben bereit ist. Wobei selbst die "Antworten" unzuverlässig sind. Beispielsweise versucht die junge Ali herauszufinden, was hinter den Ereignissen stecken könnte. Dazu betreibt sie das, was mittlerweile selbst Journalisten als ernsthafte Recherche betrachten: Sie googelt sich durchs Internet und reimt sich immerhin den Ansatz eines Plots zusammen. Für das weitere Geschehen spielt dies keine Rolle, gibt es doch so über alle Maße erschreckende Szenen zu bewundern, wie mechanisches Spielzeug, das über den Boden rollt, obwohl niemand die Feder aufgezogen hat.

Ein einziges wandelndes Klischee ist die mexikanische Haushälterin Martine, die nicht nur exakt so aussieht, wie man sich eine mexikanische Super Nanny vorstellt, sondern auch noch selbstverständlich abergläubisch ist und die Anwesenheit des Dämons spürt. Leider hält sie der rational denkende Gringo-Daddy für durchgeknallt und setzt sie vor die Tür. Reumütig holt er sie später zurück, aber da ist es natürlich schon zu spät, um noch auf die Kraft altbewährter mexikanischer Spiritualität vertrauen zu können.

 

Hunde sind die klügeren Menschen

Dem Publikum wird es egal sein. Wer bereits beim Scheppern eines vom Haken gerutschen Küchenutensils entsetzt kreischt, dürfte nach dem Abspann mit den Nerven völlig fertig sein. Von der Rezeption richtiger Horrorfilme wie "Hostel" oder "Das Ding aus einer anderen Welt" sei diesen Leuten dringend abgeraten.

Angesichts des Erfolges von "Paranormal Activity 2" müsste es schon mit dem Leibhaftigen zugehen, sollte kein dritter Teil (Sequel des Prequels?) folgen. So viel sei an dieser Stelle verraten: Sämtliche Schauspieler des zweiten Teils würden im dritten Teil nicnt mehr zu sehen sein. Als ungemein klug erweist sich übrigens der Familienhund, der sich für die zweite FIlmhälfte offenbar krankschreiben ließ...

Fazit - Marketing siegt über Inhalt

Auch wenn gerade das Horrorgenre nicht gerade bekannt für originelle Storys ist: Nur selten wird ein dermaßen flacher und liebloser Plot wie in "Paranormal Activity 2" dem Publikum vorgesetzt. Großen Anteil am Erfolg der Filmreihe trägt zweifellos das clevere Marketing, das eine Wachablösung einläutet: Kaschierten früher beliebte Schauspielstars große Plotschwächen, so geschieht dies heute durch virale Kampagnen.

"Paranormal Activity 2" erweist sich nicht nur als von guten Geistern, sondern auch von kompetenten Drehbuchautoren verlassen.

Daten & Fakten

Originaltitel: "Paranormal Activity 2"

Regie: Tod Williams

Produktionsland und -jahr: USA 2010

Filmlänge: ca. 91 Minuten

Verleih: Paramount Pictures Germany

Deutscher Kinostart: 4.11.2010

FSK: ab 16 Jahren

Offizielle Website: www.paranormalmovie.com
Laden ...
Fehler!