Wie funktioniert ein Pfandkredit?

Pfandkredite sind ein relativ simples Geschäft. Wer Geld benötigt, bringt seine Preziosen zum nächsten Pfandleiher. Dort schätzen die Mitarbeiter ein, welchen Wert die Objekte haben. Ist der Kunde mit dem Betrag einverstanden – was bei akuter Geldnot meistens der Fall sein dürfte –, kommt der Kreditvertrag zustande. Darin wird neben dem Kreditbetrag auch vermerkt, wie hoch die Zinsen sind und welche Gebühren bei Abholung gezahlt werden müssen.

Ist man wieder flüssig und der Engpass überwunden, geht es mit dem Pfandschein zurück ins Geschäft. Die Objekte werden dann gegen Zahlung des Leihbetrages plus Obolus für den Kreditgeber ausgelöst. Dafür hat man, so schreibt es der Gesetzgeber vor, drei Monate Zeit. Danach folgt eine Karenzzeit von einem Monat. Wenn man sich bis dahin nicht gemeldet hat, wird der Schmuck, die Uhr oder die Stereoanlage verkauft oder versteigert.

Was kostet ein Pfandkredit?

Bis zu einem Betrag von 300 Euro ist die "Verordnung über den Geschäftsbetrieb der gewerblichen Pfandleiher" (Pfandleiherverordnung - PfandlV) maßgeblich. Demnach dürfen für einen Pfandkredit ein Prozent Zinsen pro Monat verlangt werden. Den Aufwand, von der Schätzung bis zur Lagerung, lassen sich Pfandhäuser über die Gebühr bezahlen. Die Vergütung für einen Kleinkredit bis 15 Euro beträgt monatlich einen Euro. Bis einschließlich 300 Euro sind es 6,50 Euro. Bei höheren Beträgen können die Gebühren frei vereinbart werden.

Für wen eignet sich ein Pfandkredit?

Die Frage, wer derlei Kredite in Anspruch nimmt, lässt Pfandleiher schmunzeln. Die Antwort lautet meist "jeder". Denn es sind nicht nur Personen aus ärmeren Bevölkerungsschichten, die auf diese Weise ihre Haushaltskasse wieder füllen. Anwälte, Ärzte, Künstler, Beamte – die Kundschaft kommt aus sämtlichen Schichten, ob arm oder reich, angesehen oder unbekannt.

Gemeinsam ist den meisten, dass sie finanzielle Probleme haben. Mal sind sie grundsätzlicher Natur, mal nur von kurzer Dauer. Wer deshalb nicht zur Bank gehen möchte oder gar nicht zur Bank kann, weil ein negativer Schufaeintrag die Kreditvergabe verhindert, wendet sich eben an einen Pfandleiher. Anders als bei einem Kreditinstitut muss niemand – im übertragenen Sinne – "die Hosen runterlassen" und sich unangenehme Fragen gefallen lassen. Außerdem: Abgesehen von den Mitarbeitern des Pfandhauses, erfährt niemand von dem Kredit. Noch anonymer – wenngleich immer ein Personalausweis oder andere gültige Ausweispapiere vorgelegt werden müssen – geht es nur online. Denn inzwischen kann man Wertgegenstände wie das iPhone oder die Rolex auch im Internet beleihen lassen.

Die Vorteile eines Pfandkredits

Die meisten Vorteile sind bereits genannt worden: Das Geld wird direkt ausgezahlt, es gibt keine Fragen und niemanden interessiert, weshalb man die Uhr, den Computer oder die Playstation versetzt. Anders als bei einem Bankkredit besteht die Sicherheit ausschließlich aus dem Pfand. Es muss kein Einkommensnachweis vorgelegt werden und auch die Schufa bleibt komplett außen vor. Hinzu kommt, dass selbst Kleinstbeträge geliehen werden können, wenngleich sich ein Pfandkredit von fünf Euro kaum bezahlt macht. Dafür sind die Kosten zu hoch.

Die Nachteile eines Pfandkredits

Kann man einen Bankkredit nicht zurückzahlen, besteht die Möglichkeit, mit dem Sachbearbeiter ein neues Ratenzahlungsmodell zu vereinbaren. Beim Pfandhaus gibt es diese Option nicht. Bleibt man das Geld schuldig, sind die Wertgegenstände oder Erbstücke weg. Es sei denn, man findet jemanden, der das Geld aufbringt oder bei der Auktion mitbietet.

Der größte Nachteil sind allerdings die Kosten. Wer glaubt, ein Dispositionskredit sei teuer, sollte die Konditionen für einen Pfandkredit ganz genau unter die Lupe nehmen. Angenommen, es wurden 500 Euro geliehen und nach einem Monat zurückgezahlt, summieren sich fünf Euro Zinsen und im Schnitt 15 Euro Gebühren. Damit das Pfand ausgelöst werden kann, müssen also 520 Euro bezahlt werden. Auf ein Jahr umgerechnet, ergibt sich daraus ein Zinssatz von sage und schreibe 48 Prozent.

Aufpassen sollte man auch bei den Angeboten für die Wertsachen. Mitunter lohnt es sich, bei mehren Pfandhäusern zu fragen, um auch einen fairen Betrag zu erhalten. Denn die Offerten liegen teils weit auseinander. Lässt man sich davon nicht abschrecken, sollte man den Rat der Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Stefanie Laag, beherzigen: "Es ist empfehlenswert, nur die Summe an Pfandkredit aufzunehmen, die tatsächlich benötigt wird, und auch nur so kurz wie möglich."

Autor seit 11 Jahren
36 Seiten
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