Pipa, ein Rafeiro do Alentejo
Ein Rafeiro do Alentejo ist ein Hütehund aus Portugal mit einer langen Vergangenheit. Ein solcher Hund ist bemerkenswert anders.Rasseportrait Rafeiro do Alentejo
Wer im Internet oder in Rassehundbüchern über die Rasse Rafeiro Alentejano nachliest, wird beeindruckt sein, um nicht zu sagen eingeschüchtert. Als alte, portugiesische Hirten-Hunderasse wird diesem Hund nachgesagt noch Wolfsblut in seinen Adern zu haben und sich sehr gut zu eignen als Hütehund und Schutzhund. Als ursprüngliche Hirtenhunde mussten sie sich auch mutig eventuell angreifenden Wölfen entgegenstellen.
Rafeiros do Alentejo sind große Hunde mit einer Rückenhöhe von bis zu 74 cm bei Rüden. Ihre Lebenserwartung ist für große Hunderasse relativ hoch, sie werden durchschnittlich 11-13 Jahre alt. Ihr Haarkleid ist pflegeleicht, glatt und kurz bis mittellang. Und sie kommen in vielen Farben vor. Es gibt die "Zebra-Edition" mit dunklen Streifen auf hellem Grund, die "Kuh-Edition" mit schwarzen oder braunen Flecken auf hellem Grund und es gibt auch rein beige Exemplare mit schwarzer Gesichtsmaske. Als Grundfarbe kommen schwarz, beige oder grau vor, dekoriert mit Streifen- oder Fleckmustern.
Als eigentlich eigenständige Hirtenhunde haben sie auch heute noch einen eigenständigen, eher unabhängigen Charakter und sind nicht so gut dressierbar wie beispielsweise ein deutscher Schäferhund. Ebenfalls ihrer Aufgabe als Hirtenhund ist zuzuschreiben, dass sie sehr menschenbezogen sind, sie sind ihrem Besitzer treu ergeben. Wird ein Rafeiro do Alentejo ausgesetzt, hält er sich an diesem Platz weiterhin auf, tagelang darauf wartend, dass Herrchen oder Frauchen zurückkommt. Und wird dann ein solcher Hund "second hand" aufgenommen, dauert es lange, bis er wieder Vertrauen gefasst hat zu seinem neuen Besitzer und seinem neuen Lebensstandort.
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Wie eine Rafeiro do Alentejo-Hündin unser Familienmitglied wurde
In Portugal ist es leider nicht selten, dass Tiere und darunter sogar Rassetiere, ausgesetzt werden. Beliebte Orte dafür sind Touristenattraktionen. Auf diese Weise habe ich auch Pipa gefunden, sie war ausgesetzt an einem bei Touristen beliebten Wasserfall im Hinterland der Algarve. Zufälligerweise machte auch ich an diesem Tag vor bald drei Jahren einen Ausflug dorthin. Und da war sie, zusammengerollt unter einem Papierkorb. Halbwüchsig, allein, traurig und unbeeindruckt durch von anderen Passanten angebotenen Keksen. Brauchten wir noch einen Hund? Einen einer Hunderasse, die als schwierig beschrieben wird und keinesfalls als Anfängerhund? Die Fragen sollten wohl andersherum lauten, wollte dieser Hund uns? Offensichtlich, denn mir lief sie ohne Aufforderung bis zum Auto hinterher, tieftraurig dabei fiepend. Und schon hatte sie ihren Namen weg: Pipa. Rein ins Auto, ab nach Hause, unterwegs halten und ein Mittel zur Behandlung von vorhandenen Zecken und Flöhen kaufen. Nach Schätzung unseres Tierarztes war sie ungefähr 5 Monate alt, als sie bei uns Einzug hielt, hatte keine Chip und war demnach, auch nach Aussagen des Tierarztes, eines der ersten Opfer der Wirtschaftskrise, denn diese Hunde fressen viel, vor allem, wenn sie noch wachsen. Wir hatten damals keine Ahnung im Umgang mit dieser doch sehr anderen Hunderasse.
Erfahrungen mit unserer Rafeiro do Alentejo-Hündin Pipa
Wir wussten nur, dass diese Hunde ursprünglich aus dem Alentejo kommen, dem Gebiet nördlich dem Algarve und dort gibt es ausgedehnte Landsitze und viel Weite. Rafeiros do Alentejo haben übrigens eine geographische Landkarte in ihrem Kopf gespeichert. Mit einer kleinen Farm auf 2 ha Fläche war diese geradezu lächerlich klein für unsere Pipa. Also wurde von ihr aus kurzerhand vergrößert, plötzlich gehörten uns auch noch ein ganzes Tal inklusive eines Sandwegs. Und all dies musste bewacht werden. Am besten durch lautes Bellen. Pipa war immer im Einsatz. Wir haben alles ausprobiert. Laufen lassen und warten bis sie müde ist und von allein wiederkommt. Fehlanzeige, da ist es praktischer ist, sich irgendwo abzulegen und Energie zu tanken für die nächste Runde. Eine zur Hilfe gerufene Hundetrainerin war bald entnervt, weil sich Pipa als unbestechlich für Leckerlis als Belohnung erwies. Originalton der Hundetrainerin: "man könnte sich ein Steak an die Stirn kleben, es würde Pipa nicht interessieren." Nein, Pipa ist eigenständig und sie möchte ihre Runden drehen, um ihr Revier zu kontrollieren. Erst als sie auch nachts Einzug in unser Haus hielt auf einem extra zugewiesenen Schlafplatz, hat sie seitdem ab abends Feierabend. Es sei denn, sie hört etwas Verdächtiges durch die Hauswand. Eine 10 Meter Schleppleine sollte Pipa daran gewöhnen, beim Gassigehen in meiner Nähe zu bleiben. Dabei ist es ganz einfach. Pipa will eigenständig laufen und kommt immer wieder zu mir zurück. Ich bin schließlich ihre Herde, die es zu bewachen gilt. Im Laufe der Zeit konnte wir ihre geographische Karte etwas verkleinern. Fast auf Normalgröße unserer Farm. Die Reviergrenze ist noch etwas ausgedehnter, wird aber von ihr nur sehr, sehr ungern übertreten. Und so manches mal, wenn der Mensch was will, was der Hund sowieso schon kann oder weiß, könnte ich wetten, sie denkt, "die spinnen, die Menschen". Wir erleben unsere Rafeiro do Alentejo-Hündin als sensibel und gut händelbar in einer Mischung aus erzieherischer Anleitung und vertrauensvollen Lassen, denn sie kennt sich sowieso besser aus als wir in der Welt der Schafe und Wölfe, Hühner und Füchse. Menschen, andere Hunde und Katzen mag sie gern. Sie kommt auch sehr gut mit unserem Brezel aus.
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Pipa als Teenager (Bild: Sabine Kranich)
Bildquelle:
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