Polo - "König der Spiele, Spiel der Könige"

Die Überschrift ist kein findiger Werbespot, um zu demonstrieren, dass es ein High-Society-Sport ist, dies ist Teil einer uralten Inschrift auf einer Steintafel der Seidenstraße im Hindukusch. Die Historiker streiten, wer das Polospiel überhaupt erfunden hat: Die Chinesen, die Mongolen, die damit angeblich Ratten erschlugen, oder die Perser. SchamanensteinDie meisten schreiben es den Persern zu und zwar noch weit vor Darius dem Großen, also mindestens 600 Jahre vor Christus. Die persische Kavallerie war ob ihrer Geschicklichkeit deshalb auch gefürchtet. Isfahan, lange Hauptstadt des persischen Reiches, wurde um ein Polofeld herum gegründet.

Übrigens gab es im Hochmittelalter auch weibliche Mannschaften, bestehend aus der Königin und ihren Kammerfrauen. Das Spiel verbreitete sich durch den Islam schnell sowohl nach Indien wie nach Ägypten und so lernten es die Engländer als Kolonialherren kennen.

Links: Auf so einem Stein fand man die erste Inschrift über Polo.

Argentinien - heute die Hochburg des Polospiels und der Polopferdezucht

Von den Engländern wiederum kam das königliche Spiel nach Argentinien. Nicht umsonst heißt das Polo-Stadion dort die "Kathedrale". Zu deren "Gottesdiensten" die kühnsten Polospieler knallhart um höchste Ehren kämpfen.  In Argentinien werden die weltbesten Polo-Ponys gezüchtet, das Gros der Pferde in den Stallungen von Europas Polozentrum Nummer 1, Sotogrande,  kommt auch daher. In den Kreuzungen dieser edlen Pferde fließt englisches Vollblut.

Ebenso stellen heute die Argentinier die weltbesten Spieler mit dem größten Handicap, denn hier gilt es umgekehrt wie beim Golf: Anfänger haben niedriges Handicap, die besten Spieler das höchste von +10, und das haben zur Zeit nur zwei Argentinier.

Was macht ein gutes Polopferd aus?

Dazu Timothy van de Brand aus einer holländischen Familie von Pferdezüchtern, die seit 1997 in Sotogrande ansäßig sind und mit 17 Stuten züchten: "Es hat keine Angst, es ist gut ausgebildet, meist zwei bis drei  Jahre lang, es wird erst ab vier Jahren frühestens eingesetzt und mit circa sieben Jahren kommt es aus dem Wettkampf und meist in die Zucht oder ist als wendiges und zuverlässiges Pferd auch bei Hobby-Reitern und besonders wegen seiner nicht so gewaltigen Größe auch bei Reiterinnen sehr beliebt."

Rasante Zweikämpfe
Polo ist ein rasantes Spiel

Polo ist ein rasantes Spiel (Bild: G. Etcheverry)

Die Poloregeln - Hauptsache Fairness

Die erste schriftlich überlieferte Regelaufzeichnung stammt aus dem 10. Jahrhundert nach Christus und schon dort hieß es, dass man viel körperlich trainieren muss, selbstbeherrscht sein und keine Schimpfwörter benutzen sollte!

Das Wichtigste:

  • Eine Mannschaft besteht aus vier Spielern zu Pferde
  •  Sie versuchen, mit einem Schlagstock, dem so genannten Stick, den Ball von 10 Zentimeter Durchmesser ins gegnerische Tor zu treffen.
  • Dabei gibt es keinen Torwart.
  • Das Tor, dessen Pfosten genau 7,20 Meter auseinander liegen, ist nach oben offen.
  • Nach jedem Treffer wird die Spielrichtung geändert, damit sich kein Team über den ungünstigen Sonnenstand beschweren kann.

Ein Polo-Spiel besteht in Deutschland aus vier Chukker, in Sotogrande, dem Weltpolozentrum an der Costa del Sol,  aber bei den anspruchsvollen Partien aus sechs Chukkers. Jedes dieser Chukker dauert sieben Minute reine Spielzeit. Schneller, riskanter Sport

Die Pferde werden nach zwei dieser Spielzeiten ausgewechselt (Bild unten links). Denn die Pferde rasen bei ihrem Einsatz meist in einem Galopp um die 60 km/h herum, stoppen aus dieser Geschwindigkeit in den Stand und drehen sich auch noch dabei. Bei keinem Pferdesport wird eine derartige Leistung verlangt: Bei Renn- und  Springpferden zum Beispiel dauert der Wettkampfeinsatz maximal nur drei Minuten.

Spielvorschriften zugunsten der Pferde

Die Regeln beim Polo sind so ausgelegt, dass die Pferde bestmöglichen Schutz erhalten: So darf man zum Beispiel sich in den Stick des Gegners einhaken, um ihn zu behindern, aber zwei Reiter dürfen nie einen gegnerischen Spieler wie ein Sandwich von beiden Seiten einzwängen. Man darf einen Spieler auch mit dem eigenen Körper - aber ohne Ellbogen – bedrängen, stürzt dieser, läuft das Spiel weiter, nicht aber, wenn ein Pferd stürzt, dann wird es sofort unterbrochen!

Als Foul gelten gefährliche Situationen für ein Pferd, die sofort vom Schiedsrichter abgepfiffen werden. Dieser sitzt ebenfalls zu Pferde und ist daran zu erkennen, dass der Schweif seines Pferdes nicht zurückgeflochten ist wie bei den anderen Pferden aus Sicherheitsgründen. 

PferdewechselAufstellung

 

 

 Links: vorgeschriebene  Pferdauswechslung      Rechts. Spielaufstellung mit Schiedsrichtern

 

Ansichten eines Polo-Fans

Dorothee palkaLassen wir zum Schluss einen echten, langjährigen Polofan sprechen, nämlich Dorothea Palka, einst Chefreporterin bei Vogue, Cosmopolitan und Marie Claire:

    "Zu Polo kam ich als langjährige Begleiterin eines Botschafters. Der elegante Graf und weitgereiste Diplomat hat natürlich Polo gespielt und zwar auf den Philippinen. Seitdem hat mich das rasante Ballspiel nicht mehr losgelassen, dessen Siegeszug sich von Dschingis Khan bis zu Prinz Charles erstreckt. 

Was macht dieses Spiel so anziehend? Bei dem in atemberaubender Geschwindigkeit die weltbesten Reiter um einen kleinen runden Ball jagen? Es ist diese einzigartige Mischung aus Tradition, Exzellenz und Leidenschaft, die blitzschnelle Reaktion. Wie ein berühmter britischer Offizier einst  bemerkte: "Es ist nicht der Ball, es ist der Reiter, der zum Ball führt."  Mir erklärte einmal ein besessener Polospieler, dass Polo eine Krankheit ist, die nur der Tod oder die Armut beenden kann.

Schon aufgrund der hohen Fixkosten können sich nur die oberen Zehntausend diesen Sport leisten. Schließlich braucht ein ernsthafter Polospieler vier eigene Pferde, eine Mannschaft mindestens 20. Die Frage, ob Polo nun ein Sport oder nur ein Tummelplatz der Reichen und Schönen ist, ähnlich den Salzburger oder Bayreuther Festspielen, steht immer noch aus.

Für mich ist und bleibt es ein rein sportliches Ereignis. Bei dem sich zwar die VIPS aus aller Welt zur besten Saison versammeln, um dem Spiel der Könige beizuwohnen. Aber ohne verrückte Hüte."

Arlequina, am 24.08.2012
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Bildquelle:
Claudia Moncada (Der Reiter-Mode-Look im Alltag)

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