Der klassische Raglan-Pullover von oben gestrickt

Die meisten Strickerinnen und Stricker beginnen einen Raglan-Pullover mit dem Halsausschnitt. An den Schultern werden dann alle zwei Reihen je acht Maschen zugenommen, bis die Weite für Körperteil samt Ärmeln ausreicht. Diese Zunahmen ergeben die typischen Diagonalstreifen. Dann werden die Maschen aufgeteilt: Von einem Raglanstreifen um nächsten das Vorderteil, bis zum nächsten Streifen ein Ärmel, dann wieder das Rückenteil und der nächste Ärmel. Alle Teile werden in Runden zu Ende gestrickt, und fertig ist der Raglanpullover.

Raglanjacke halb fertigDie Abbildung zeigt eine Raglanjacke, bei der die Maschen für die Ärmel einstweilen auf Fäden stillgelegt sind. Dafür nimmt man die Maschen am besten mit einer Stopfnadel auf, denn die haben stumpfe Spitzen und verhaken sich am wenigsten in der Wolle. Wer grade keine hat und eine spitze Sticknadel nehmen muss, kann ja mit dem Nadelöhr voraus fädeln.

Das Körperteil der Jacke wird nach unten weitergestrickt. Wenn Sie keinen Cardigan, sondern einen Pullover stricken wollen, würden Sie natürlich auch das Vorderteil in einem Stück arbeiten.

Die nötigen Vorbereitungen - Wolle und Nadeln

Wenn Sie sich per Selbstbedienung eindecken wollen, beispielsweise im Kaufhaus, dann achten Sie genau auf die Banderole. Hier steht die benötigte Nadelstärke, und auch die Garnmenge für einen Pullover ist häufig darauf zu finden.

Für einen Raglanpullover brauchen Sie eine Rundstricknadel, die im Idealfall etwas kürzer ist als Ihr Bauchumfang, und ein Nadelspiel - oder eine Rundstricknadel in der Länge Ihres Halsumfanges.

Wenn Sie in ein Handarbeitsgeschäft gehen oder Wolle online bestellen, dann erfahren Sie auch gleich, wie viel Wolle sie für einen Pullover in der Größe 40 brauchen und welche Nadelstärke dafür empfohlen wird. Am besten kaufen Sie gleich genug von der Wolle, denn dann ist sichergestellt, dass die Farbe auch ganz genau gleich ist.

Sie können Garne in unterschiedlichen Farben kaufen und damit Streifen oder Muster stricken. Sie können aber auch ein Garn nehmen, das in sich gemustert ist und Farbverläufe aufweist. Dann wird Ihr Pullover später ein interessantes Muster bekommen, ohne dass Sie irgend etwas dazu tun mussten. Allerdings wird solche Wolle meist für Socken angeboten und ist häufig dünner als die Wolle, die explizit für Pullover gedacht ist. Sie werden also länger daran stricken müssen.

Die Maschenprobe

In vielen Fällen steht es auf der Banderole des Garns schon drauf, wie viele Maschen und wie viele Reihen ein Quadrat von zehn mal zehn Zentimetern Seitenlänge ergeben. Aber diese Garnhersteller können Ihnen ja viel erzählen. Tatsächlich ist Stricken eine so individuelle Tätigkeit, dass diese Zahlen nur Annäherungswerte sein können. Sie müssen schon selbst ein paar Maschen aufnehmen und ausprobieren, wie weit Sie persönlich stricken.

Mit dieser Maschenprobe und dem gemessenen Bauch- oder Hüftumfang rechnen Sie sich jetzt aus, wie viele Maschen Sie aufnehmen müssen, damit der Pullover später so knackig oder so lässig wie er soll um Sie herumpasst.

Raglan-Pullover von unten stricken - Säume oder Bündchen?

Sie nehmen so viele Maschen auf, wie Sie für die angestrebte Weite Ihres Pullovers benötigen, und stricken die auf der langen Rundstricknadel ab. Wenn Sie jetzt einfach mit lauter rechten Maschen draufloszustricken beginnen, dann wird sich der Saum Ihres Pullovers später sehr unschön wellen. Dagegen gibt es zwei Maßnahmen:

Raglanjacke mit SaumEntweder Sie stricken ein Bündchen. Dazu stricken Sie rechte und linke Maschen abwechselnd, bei dünneren Garnen oder Kinderpullovern lieber zwei rechts und zwei links. Oder Sie stricken einen Saum, indem Sie eine Reihe rechte und eine Reihe linke Maschen abwechseln. Auf der Abbildung wurden zwei Blocks aus rechten beziehungsweise linken Reihen verwendet.

Der Saum oder das Bündchen sollten schon ein paar Zentimeter breit sein und auf jeden Fall an beiden Ärmeln gleich.

Wer Raglan von oben strickt, also am Halsausschnitt anfängt, der behilft sich an dieser Stelle auch gerne mit einem Lochmuster oder einer Spitzenbordüre.

 

Körperteil und Ärmel

Die benötigten Maschen für das Körperteil hatten Sie aufgenommen, mit Saum oder Bündchen vor dem Wellen bewahrt, und nun stricken Sie einfach in Runden immer weiter vor sich hin, bis das Körperteil so lang ist, dass es Ihnen bis in die Achselhöhlen reicht.

Mit den Ärmeln tun Sie dann das selbe. Hier brauchen Sie das Nadelspiel oder die kürzere Rundstricknadel.

Die Ärmel sollen dann, wenn sie unter den Achseln mit dem Körperteil zusammentreffen, jeweils halb so viele Maschen haben. Mögen Sie weite Ärmel gerne, dann können Sie am Handgelenk gleich mit dieser Maschenzahl beginnen und einfach grade hochstricken. Hätten Sie den Ärmel unten gern etwas enger, dann müssen Sie im Verlauf des Weges nach oben noch ein paar Maschen zunehmen.

Auf der obigen Raglanjacke ist sehr schön zu erkennen, wie der typische Raglanstreifen verrutscht, wenn die Ärmel zu wenige Maschen haben. Das sieht in dem Fall auch nicht schlecht aus.

Der Schulterteil

Raglanjacke mit StreifenDerzeit haben Sie drei Teile: den Körperteil und zwei Ärmel. Nun stricken Sie die drei Teile zusammen. Einen halben Körperteil, einen Ärmel, den anderen halben Körperteil und den zweiten Ärmel.

Eine Runde stricken Sie alle Maschen einfach so ab, wie sie erscheinen. In der nächsten Reihe nehmen Sie an den vier Stellen, an denen die Teile aufeinandertreffen, jeweils rechts und links eine Masche ab, insgesamt also acht Maschen. Diese beiden Runden wiederholen Sie so lange, bis der Ausschnitt so weit ist, wie Sie ihn haben wollen.

Dann schließen Sie den Pullover auch oben mit einem Saum oder einem Bündchen ab und vernähen die losen Fäden - und Ihr Pullover ist fertig.

Burg Raglan - ... ach, und übrigens

Raglan CastleDer Raglan-Pullover hat seinen Namen und vermutlich auch seinen Ursprung der Burg Raglan Castle in Monmouthshire im südwestlichen Wales zu verdanken. Er ist ein typischer Fischerpullover, wie er auf der sturmumtosten Halbinsel im Ärmelkanal wohl angebracht ist. In diesem Falle ist er aus grober Schafwolle gestrickt und hat allenfalls Muster von verschiedenen naturgefärbten oder naturfarbenen Wollen, ähnlich wie ein Norwegerpullover.

Das Foto zeigt die Ruinen des Castell Rhaglan, wie die Burg auf Walisisch heißt.

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