Berlin macht Laune

Die wohl größte Überraschung des Wochenendes gelang der Berliner Truppe der Beatsteaks. Das Publikum vor der Clubstage staunte jedenfals nicht schlecht als am Samstag gegen 20 Uhr nicht Brit-Sängerin Kate Nash, sondern Arnim Teutoburg-Weiss und Kollegen auf die Bühne kamen. Man hätte etwas ahnen können, schließlich wies der Sänger bei Instagram auf den RaR-Gig von Die Promillos hin – einer Band, die gar nicht existiert. Beim letzten Konzert auf der Alternastage choreografierten Seeed zusammen mit dem Publikum ihren eigenen Harlem Shake, was vor allem von weitem ein fantastischer Anblick war. Für Partyrapper und YouTube-Wunder MC Fitti musste einslive-Moderator Simon Beeck das ganze Konzert lang Konfetti auf Bühne, Security und Publikum feuern.

Highlights und Kuriositäten

Auch sonst gab es eine Menge zum Lachen, Staunen oder Wundern. So erfreuten sich die Metal-Jungs von Five Finger Death Punch so sehr an den Bananen-Kostümen zweier Zuschauer, dass diese kurzerhand auf der Bühne tanzen durften. Green Days Frontmann Billie Joe Armstrong verschenkte eine Gitarre an einen weiblichen Fan, während Fettes Brot mit Mopeds auf die Bühne kamen und die dänische Band Volbeat "Keine Lust" von Rammstein anstimmte. JoelO'Keeffe, Sänger von Airbourne rannte während einer Instrumental-Einlage seiner Kollegen so weit weg von Bühne und Securities, dass keinen Eingang mehr fand und der ganze Spaß länger dauerte, als geplant – mag an der halben Flasche Rotwein gelegen haben, die er kurz zuvor noch leerte.

Ende der Diskussion, bitte!

Einmal mehr hat sich trotz der nervigen Diskussionen im Vorfeld gezeigt, wie offen das Ring-Publikum für verschiedene Genres ist. Rapper wie Cro, Casper oder Dizzee Rascal wurden ebenso gefeiert wie die elektronische Beiträge von Modestep, Moonbootica oder Fritz Kalkbrenner. Vor allem die Night-Specials von Boys Noize und den großartigen The Bloody Beetroots hinterließen unter den Zuschauern Eindrücke wie "Wusste gar nicht, dass die so gut sind" oder "Klingt ja schon besser als das, was ich so aus dem Radio kenne." Dasselbe gelang in den vergangenen Jahren auch schon Deadmau5, Skrillex oder Jay-Z. Allein die Wartepause vor The Prodigy, in der ausschließlich harte Elektro-Musik gespielt wurde, zeigte, dass auch Ring-Rocker gerne dazu tanzen.

Bloody Beetroots Live

Bloody Beetroots Live

Nervig und enttäuschend

Natürlich gab es auch beim diesjährigen Rock am Ring Enttäuschungen. Zuerst müssen die kultigen Nu-Metaller von Limp Bizkit genannt werden. Vor zwei Jahren noch Headliner wurden sie für dieses Jahr als Korn-Vorband auf die Alternastage degradiert. Nach ihrem lustlosen Auftritt kein Wunder. Neue Songs wurden gar nicht gespielt, Sänger Fred Durst wanderte mit finsterer Mimik hin und her und brabbelte immer wieder moralisches Zeug, ohne den Spaß und den Esprit, den die Band früher versprühte. Zu allem Übel spielten sie neben ihren bekannten Covern auch noch weitere von Nirvana und Rage against the Machine – einfallsloser ging es nicht. Überspringen wollte der Funke auch nicht bei The BossHoss. Erst als das Publikum Sänger Boss Burn aufforderte das gekünzelte Englisch sein zu lassen gab er nach. Zwischen Stone Sour und Airbourne hatten es die Countrymusiker aber auch nicht leicht.

Kleine Geheimtipps

Wie bereits erwähnt haben sich The Bloody Beetroots mit ihrem spektakulären Nachtauftritt einen Namen gemacht, ebenso wie die Dubstep-Band Modestep, die mit Gitarre und Drums noch einmal mehr Druck hinter ihre Musik brachte. Auch bei WAX muss der Fazit gezogen werden, dass er mehr als nur "Rosana" kann. Ein witziger, erfrischener Auftritt mit Live-Band. Für die Metal-Freunde bewies Ex-Metallica-Bassist Jason Newsted mit einer seiner eigenen Formation, dass er es noch drauf hat. Gute, harte Riffs, die an alte Metallica-Zeiten erinnerten. Auch Korn-Gitarrist Brian Welch überzeugte mit seiner neuen Band Love and Death auf ganzer Linie. Wer demnächst ein Festival besucht und über die Namen MC Fitti (Party-Hip-Hop) und Nekrogoblikon (Death-Folk-Symphonic-Metal) stolpert, dem sei ans Herz gelegt: Einfach hingehen und Spaß haben.

Gesehene Konzerte
Gig-Noten des Autors

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