Sozialdemokratisch: Kunst allen offen - Zugang zur Kunst im Ruhrgebiet

Alle Ruhrkunstmuseen zeichnet eine sozialdemokratisch begründete Herangehensweise an die bildende Kunst aus – auch wenn dies heutzutage kaum mehr offen gesagt wird. Diese umfasst sowohl die Auswahl wie auch die Präsentation der Kunstwerke, heißt aber nicht, dass Kunst als plattes sozialrevolutionäres Instrument verstanden wird oder nur Künstler aus dem Arbeitermilieu gezeigt werden. Bevorzugt werden aber Künstler, die im weitesten Sinne sozialpolitisch, gesellschaftlich "engagiert" sind.

Und ein Schwerpunkt der Museen ist immer auch ihr Bildungsauftrag – auch wenn dieser – abgesehen von niedrigsten oder gar freien Eintrittspreisen und Klassenfahrten mauliger Schüler in die Welt der Kunst – kaum über die klassischen bürgerlichen Bildungsschichten hinausführt. Der Anspruch bleibt "Kunst für alle".

Ältere Kunst gibt es jedoch aufgrund dieses aus dem sozialdemokratischen Bildungsauftrag rührenden Ansatzes kaum – und natürlich auch, weil die Sammlungsgründungen erst mit dem Aufschwung des Ruhrgebiets im 19. Jahrhundert zusammenfielen. Die Sammlungen beginnen daher meist erst mit der klassischen Moderne Anfang des 20. Jahrhunderts, nur wenige ältere Kunstwerke sind zum Beispiel im Essener Folkwang, im DKM in Duisburg oder im Hammer Gustav-Lübcke-Museum zu sehen.

Eine Kunstauswahl, die im Übrigen den Zugang "von allen" zur Kunst durchaus erschwert, ist doch die moderne Kunst im kleinbürgerlichen Verständnis "keine Kunst" oder gar – das haben die heftigen Reaktionen auf die Säuberung von Martin Kippenbergers Installation erschreckenderweise gezeigt "entartete" Kunst (der Leser-Kommentar mit dem "entarteten" Urteil wurde inzwischen gelöscht, was übrigbleibt, ist jedoch immer noch bezeichnend genug).

Was ist Kunst?

K.O. GÖTZ, tella, Museum Küppersmühle, Duisburg (Bild: Vera Kriebel, 24.7.2010)

Infos

  • Schöne Übersichts-Broschüre der Ruhrkunstmuseen (liegt auch kostenlos bei den beteiligten Museen aus).
  • Ruhrkunstmuseen im Internet.
  • Ruhrgebiets-Museumsführer Teil 1 der Übersicht über die Ruhrkunstmuseen: Der Museums-Osten.

Übersicht über die Ruhrkunstmuseen, Teil 2: Der Westen

Kunstmuseum Bochum

  • Adresse/Anfahrt: Kortumstr. 147, 44787 Bochum, Tel. 0234 / 910 42 30, Internet.
  • Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag - Sonntag 10 - 17 Uhr, Mittwoch 10 - 20 Uhr, Montag geschlossen.
  • Eintrittspreise: 3 €, ermäßigt 1,50 €, Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre frei.

Kunstsammlungen der RUB: Campusmuseum

  • Adresse/Anfahrt: Universitätsstr. 150, 44801 Bochum, Tel. 0234 / 32 26782, Internet.
  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11 - 17 Uhr, Samstag und Sonntag, Feiertag 11 - 18 Uhr, Montag geschlossen.
  • Eintrittspreise: Eintritt frei.


Kunstsammlungen der RUB: Situation Kunst

  • Adresse/Anfahrt: Nevelstr. 29c, 44795 Bochum, Tel. 0234 / 2988901, Internet und Moderne.
  • Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 14 - 18 Uhr, Samstag und Sonntag, Feiertag 12 - 18 Uhr, Montag und Dienstag geschlossen.
  • Eintrittspreise: Dauerausstellung frei, Kubus: 5 €, ermäßigt 3 €.

Flottmann-Hallen Herne

Hier fällt erst einmal nicht die Kunst, sondern der unnachahmliche Straßenname auf!

  • Adresse/Anfahrt: Straße des Bohrhammers 5, 44625 Herne, Tel. 02323 / 16 29 53, Internet.
  • Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 14 - 20 Uhr.
  • Eintrittspreise: Eintritt frei.

Städtische Galerie, Emschertal Museum Herne

 

  • Adresse/Anfahrt: Karl-Brandt-Weg 2, 44629 Herne, Tel. 02323 / 16 10 72, Internet.
  • Öffnungszeiten: Dienstag - Freitag 10 - 13 Uhr und 14 - 17 Uhr, Samstag 14 -17 Uhr, Sonntag und Feiertag 11 bis 17 Uhr.
  • Eintrittspreise: 2 €, ermäßigt 0,50 € 

Kunsthalle Recklinghausen

  • Adresse/Anfahrt: direkt am Hauptbahnhof, Tel. 02361 / 50 1935, Internet.

Museum Folkwang in Essen

Fast völlig durch die Nazis ausgeblutete "entartete" Sammlung. Inzwischen wieder eine kleine Sammlung der klassischen Moderne (Expressionismus) und eine seit der Nachkriegszeit aufgebaute Sammlung mit Gegenwartskunst (konkrete Kunst, abstrakter Expressionismus und so weiter). Riesige Grafische, Foto- und Plakat-Sammlungen, aus der nur in Sonderausstellungen eine Auswahl gezeigt werden kann. Sehr ambitionierte und sehenswerte Sonderausstellungen.

Weitere Infos, Adresse, Anfahrt, Öffnungszeiten, Eintrittspreise,...

Frieder Grindler: Italienische Nacht, Museum Folkwang Essen, 2011 (Bild: Vera Kriebel, 15.4.2011)

Kunst in Gelsenkirchen, Marl, Bottrop, Oberhausen

Kunstmuseum in Gelsenkirchen - Eintritt frei!

  • Adresse/Anfahrt: Horster Straße 5-7, 45897 Gelsenkirchen, Tel. 0209 / 169 4361, Internet.
  • Öffnungszeiten: dienstags - sonntags 11- 18 Uhr, Montag geschlossen.
  • Eintrittspreise: Eintritt frei.

Skulpturenmuseum Glaskasten in Marl - Eintritt frei!

  • Adresse/Anfahrt: Creiler Platz, Rathaus, 45768 Marl, Tel. 02365 / 99 22 57.
  • Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr, Montag geschlossen.
  • Eintrittspreise: Eintritt frei.

Das Geschenk -
Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop - Eintritt frei

Bottrop zeigt sich herausgeputzt - und hat sich schon in den 70er Jahren selbst beschenkt - mit dem Quadrat: Inmitten in einem verwunschenen Garten... Mammut, Mineralien, leuchtende Farben...

  • Adresse/Anfahrt: Im Stadtgarten 20, 46236 Bottrop, Tel. 02041 / 29716.
  • Öffnungszeiten: Dienstag - Samstag 11 - 17 Uhr, Sonntag, Feiertag 10 - 17 Uhr, Montag geschlossen.
  • Eintrittspreise: Heimatmuseum und Josef Albers-Sammlung umsonst. Sonderausstellung 5 €, ermäßigt 4 €. Freitags für alle Bottroper freier Eintritt.

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

Hat immer recht publikumskompatible Ausstellungen (zum Beispiel 2011 zu Walter Moers, dem Erfinder des "Kleinen Arschloch" und Käpt'n Blaubärs). Nur wenige hundert Meter entfernt vom Centro Oberhausen und vom Gasometer Oberhausen.

  • Adresse/Anfahrt: Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen, Tel. 0208 / 412 49 28, Internet.
  • Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 11-18 Uhr, Montag geschlossen.
  • Eintrittspreise: 6,50 €, ermäßigt 3,50 €. Kombiticket Ludwig-Galerie und Gasometer 8,50 €.
Mülheimer Kunstmuseum - Stil und Charme

Mülheim: Bilder der Klassischen Moderne im stilvollen Kabinett (Bild: Vera Kriebel, 2012)

Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr - Überraschende Entdeckung

Ein sehr schönes, kleines Museum, das die Zweifler (und dazu gehört auch der Autor!) Lügen straft, die Kunst im Ruhrgebiet lieber in einem Haus von dann überregionalem Rang zusammenzufassen.

Eine Würdigung und alle Infos.

  • Schwerpunkte: Grafik, Klassische Moderne, Expressionismus.
  • Adresse/Anfahrt: Synagogenplatz 1, Mülheim an der Ruhr, nur 5 min. vom Hbf entfernt!
  • Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag 11-17 Uhr, Donnerstag 11-21 Uhr, Samstag - Sonntag 10-17 Uhr, Montag geschlossen.
  • Eintrittspreise: 4 €, ermäßigt 2 €, Mittwoch ab 14 Uhr freier Eintritt.

Lehmbruck-Saal, Duisburg, Lehmbruck Museum (Bild: Vera Kriebel, 7.8.2010)

Duisburg - Kunsthauptstadt des Ruhrgebiets

Essen, Dortmund und Duisburg sind die Kunstzentren des Ruhrgebiets. Dortmund hat eine aktive Künstler-, Essen eine kleine Galerie-Szene.

Doch Duisburg ist aufgrund der Größe und Vielfalt seiner Kunstmuseen inzwischen (wenngleich sicher nicht unumstritten) die Kunststadt des Ruhrgebiets: mit dem Dreiklang von

  1. Museum DKM/Stiftung DKM mit aktueller und asiatischer Kunst,
  2. Museum Küppersmühle (MKM) mit Schwerpunkt deutscher Informel (und leider ebenfalls mit dem Schwerpunkt spektakulärer und verpfuschter Anbau) und
  3. dem traditionsreichsten, dem Lehmbruck Museum, mit Fokus auf der klassischen Moderne, insbesondere früh-expressionistischen Skulpturen.

(Unter den Links gibt es umfassende Infos zu Anfahrt, Öffnungszeiten, Programm,...)

Duisburg ist damit tatsächlich eine Kunstreise wert: Hier muss man sich nicht durch das Autobahnwirrwarr des Reviers kämpfen - alle Museen sind so nah beieinander, dass sie fußläufig erreichbar sind. Obwohl man dafür gut und gerne ein ganzes Wochenende benötigt.

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