Nutze die Kraft deiner Gefühle (Lucia Scholz)

Dass es keinen Sinn macht, negative Gefühle wegschieben oder unterdrücken zu wollen, werden die meisten Leser dieses Beitrags schon selbst erlebt haben. Die bessere Lösung – und das bestätigt auch die Psychologie: Gefühle einfach da sein lassen. Es ist okay, sich schlecht zu fühlen. Ja, ich strecke ganz offiziell die Waffen und beende den Kampf gegen mich selbst.

Gefühle wollen wahr genommen werden und aus diesem Grund sollen wir sie willkommen heißen wie Gäste in unserem Haus. (Wer je das berühmte Gedicht des persischen Mystikers Rumi gelesen hat, der weiß, was gemeint ist.)

Weil das aber gar nicht so einfach ist, tut es gut, etwas Unterstützung zu haben: Lucia Scholz hat ein "Willkommensritual" für alle Arten von (schwierigen) Gefühlen entworfen und hilft dem Leser, dieses ganz praktisch im eigenen Leben umzusetzen.

Raus aus der Glücksfalle – Ein Umdenkbuch in Bildern (Russ Harris)

Nein, wir müssen nicht immer nur positiv denken und uns gut fühlen – so sind wir Menschen einfach nicht gepolt, behauptet Russ Harris, Therapeut der Akzeptanz- und Commitmenttherapie.

Und warum sollten wir negative Gefühle überhaupt so wichtig nehmen? Schließlich sind es nur Bilder und Worte in unserem Kopf und Empfindungen in unserem Körper. Auch mit negativen Gedanken und unangenehmen Gefühlen kann man ein erfülltes, sinnvolles Leben führen, erklärt Russ Harris.

Emotionen entstehen aus Worte und Bildern im Kopf und Symptomen und Empfindungen im Körper. Doch "positiv" und "negativ" sind nur Etiketten, die den Gefühlen angehängt werden.

Wie genau Gefühle entstehen und wo wir in diesen Prozess eingreifen können, um uns das Leben leichter zu machen, erklärt er in seinem Buch "Raus aus der Glücksfalle – ein Umdenkbuch in Bildern". Sehr vernünftig, praktisch, klug und anschaulich – mit vielen Übungen, die man sofort umsetzen kann.

Die Hohe Schule der Einsamkeit (Mariela Sartorius)

Jemand hat einmal behauptet, dass es Mut kostet, ein Buch über Einsamkeit zu lesen. Einsamkeit ist ein Thema, das jeden von uns irgendwie und irgendwann im Leben betrifft, doch kaum jemand möchte sich wirklich damit konfrontieren.

 "Die Hohe Schule der Einsamkeit" habe ich schon zweimal gelesen. Nicht deshalb, weil ich so mutig bin. Nein, Mariela Sartorius hat es tatsächlich geschafft, ein Buch über Einsamkeit zu schreiben, dessen Lektüre nicht Mut kostet, sondern Mut macht.

Hat man sich in den etwas außergewöhnlichen, aber wie ich finde auch sehr geistreichen Schreibstil der Autorin erst einmal "eingelesen", kann man jede Menge interessanter Erkenntnisse über die Einsamkeit gewinnen.

Mariela Sartorius erzählt vom Leben berühmter Einzelgänger und erklärt, warum Eremiten entgegen aller Vorurteile sicherer und gesünder leben.

Sie zeigt auf, was Einsamkeit mit Kreativität, Religion und Naturerfahrung zu tun hat. Und vor allem gibt sie wertvolle Denkanstöße, wie man aus einem vermeintlichen einsamen Leben ein zufriedenes Leben gestalten kann: "Die Kombination aus Einsamkeit und Zufriedenheit ist die optimale für ein gutes Leben!"

Mariela Sartorius bezeichnet sich als "überzeugte Einzelgängerin, die weiß, wie man Elend in Freude kippen lassen" kann und sie gewinnt der Einsamkeit sogar eine humorvolle Seite ab – hier ein kleiner "Überlebenstipp" aus dem Buch:

"Spielen Sie Ihren Kummer aus! Übertreiben Sie jegliche Grenze des guten Geschmacks und der körperlichen Schonung! … unübertrefflich günstig für schwarze Gedanken: Die Vorstellung, wie alle anderen Menschen auf der Welt in diesem Augenblick leben – und das heißt sich LIEBEN und nichts anderes. Man soll nicht mäßig bedrückt sein, sondern ganz extrem: dann setzt nämlich eine heilsame biologische Reaktion ein."

Unglücklichsein sein – eine Ermutigung (Wilhelm Schmid)

Dieses Buch wird vielleicht nicht jedem gefallen, doch ich fand es erfrischend: Endlich mal ein Autor, der zugibt, dass auch das Unglücklichsein in dieser Welt seine Berechtigung hat! Nein, wir müssen und können eben nicht alle glücklich sein. Wilhelm Schmidts Worte habe ich nicht als Resignation oder Schwarzmalerei empfunden, sondern als eine gelassene Art der Akzeptanz.

So mancher steckt vielleicht tief in der Krise und fragt sich, warum ein gutes Leben nur allen anderen zu gelingen scheint, aber nicht einem selbst. Für einen solchen Menschen mag Wilhelm Schmids kleine Abhandlung über das Unglücklich tatsächlich eine "Ermutigung" darstellen:

Wie viele Menschen werden unglücklich, nur weil sie glauben, glücklich werden zu müssen? (…) Die eigentliche Herausforderung des menschlichen Lebens besteht nicht darin, glücklich zu sein (…) Weitaus schwieriger ist es, mit dem Unglücklichsein zurechtzukommen, es aufzunehmen und auszuhalten; ein solches Leben ist heroisch.

Finde, indem du aufhörst zu suchen (Annemarie Postma)

Annemarie Postmas Buch ist wahrscheinlich nicht für jeden geeignet, denn was sie vom Leser fordert, ist schon ziemlich "radikal": Bedingungsloses Ja-Sagen, absolutes und totales Bejahen dessen, was ist.

Wie wird Ihr Leben sein, wenn Sie sich selbst zugestehen, Ihre Ideen darüber, wie Ihr Leben aussehen sollte und wie Sie selbst sein sollten, einfach ziehen zu lassen?

Überlassen Sie dem Leben selbst, was geschieht und was nicht.

Das sei Lebenskunst für Fortgeschrittene, schreibt die niederländische Autorin, die selbst seit ihrer Kindheit im Rollstuhl sitzt.

Annemarie Postmas Forderung der radikalen Akzeptanz erinnert mich an die Lehren Byron Katies – wer The Work mag, wird vielleicht auch "Finde, indem du zu suchen aufhörst: Die heilende Kraft der Akzeptanz" als bereichernd empfinden.

Mitfühlend leben (Erik van den Brink, Frits Koster)

Wenn wir mit unseren und den Emotionen anderer mitfühlend umgehen können, dann kann das vieles leichter machen. Die beiden niederländischen Autoren Erik van den Brink und Frits Koster wiesen in "Mitfühlend leben" darauf hin, dass wir Menschen alle im selben Boot sitzen:

Das menschliche Dasein ist mit Schmerz und Leiden verbunden, (…) wir müssen mit Umständen leben, die wir uns nicht selbst ausgesucht haben.

Van den Brink und Koster erklären, wie unser "emotionales Regulationssystem" funktioniert, wie wir Mitgefühl und Fürsorge – auch für uns selbst! - bewusst trainieren können und warum das so effektiv und wohltuend ist. Dabei werden vor allem Übungen aus dem Buddhismus und dem Achtsamkeitstraining vorgestellt, u.a. die Metta-Meditation, die Praxis der Selbstfürsorge oder Tonglen, das mitfühlende Atmen.

Schon der verständnisvolle, einfühlsame Ton, den die beiden Autoren anschlagen, tut dem Leser gut.

Eure Buchtipps sind willkommen!

Habt ihr eines dieser Bücher gelesen? Wie hat es euch gefallen?

Habt ihr ein anderes Buch gelesen, das euch in schwierigen Zeiten gut getan hat?

Über Feedback und Empfehlungen freue ich mich!

(Ohne Gewähr - Die hier vorgestellten Informationen wurden sorgfältig recherchiert und erstellt, können eine professionelle Beratung durch ausgebildete Ärzte bzw. Therapeuten aber nicht ersetzen.)

Michaela, am 08.02.2017
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