Wer kennt das nicht: Stumm, vielleicht schon seit Jahren, liegen Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Trauer und Ängste auf unserer Seele; die unerfüllt gebliebene Liebe oder auch "nur" das Wissen um einen lieb gewordenen Menschen und sein Schicksal. Es sind Dinge, über die man sich gerne mit anderen austauschen möchte, doch es fehlen die Worte und es fehlt der Mut.

"Farbemotionen" heißt ein Buch von Silke Lund, das 2010 im Wunschworte Verlag erschienen ist, ein Buch, das in Bildern und Gedichten all die verborgenen, aus sich heraus drängenden und  zutiefst menschlichen Emotionen sichtbar und begreifbar zu machen vermag.

Leinwand oder Papier sind ihr ein fruchtbarer Boden – doch gleich einer reichen Ernte erwachsen Silke Lunds Bilder erst im Blick, im Kopf des Betrachters zu voller Reife. Es sind Sinn- und Spiegelbilder dessen, was wir erlebt, was wir erfahren haben – wovon wir träumen oder wonach wir uns sehnen.

Träume leben, Freude und neuen Lebensmut schenken, eine Tiefe finden zur seichten Oberflächlichkeit unserer Zeit, stille Emotionen und ganz intensive Gefühle spüren, wollen, erinnern, sprechen lassen durch Farben und Worte – vielleicht ist es das, was uns Silke Lunds Bilder so vertraut macht, obgleich doch jeder etwas anderes in ihnen sieht.

Liebe & Glück

Glück – "Ein riesengroßes Wenig: sich suchende Augen …", ein Blick, ein Augenblick nur, der das ganze Leben zu ändern vermag.

Frau sein, Mann sein, natürlich, ganz und gar, Mensch sein dürfen, leben, erleben – bedingungslos, wolkenlos, Symphonien der Lust…

"Weißt Du noch, wie es begann? Behutsam und doch schon entschieden…"

Vier halbe Tage, die ein Leben bedeuten, unerfüllte Liebe, verbotene Liebe – die Blume, die nur ein einziges Mal erblüht, Herzen, die stumm zueinander sprechen, Momente der Sehnsucht, der Hingabe, die für ein ganzes Leben reichen müssen….

Immer wieder drehen sich Silke Lunds Gedichte um Liebe und tief innerliche Zweisamkeit.

Stürme aus Feuer und Leidenschaft, sich erschöpfend im strömenden Regen, Gewitterregen aus schweren, dunklen Wolken, tiefes Atmen, Wohllust, Wollust, Erlösung, klare, reine Luft, die Farben des Regenbogens: "Götterspeise" - ein Bild, in dem man sich wohl fühlt.

"Gespräch unter Blumen", "Harmonie in blue" - Himmel und Meer ineinanderfließend, wärmendes Feuer in freier Natur, Momente zu zweit – zeitlos, Nähe, ein Lächeln, ein Flüstern, Haut an Haut, Kuscheln. DAS ist Glück!

Liebe ist etwas Tieferes, tief im Herzen Verborgenes und doch leicht wie tausend kleine Segel im Wind. Liebe ist immer neu, immer einzigartig, etwas unbeschreiblich Schönes, Zärtliches, Intimes – und doch kraftvoll, flammend, ja gewaltig gleich einer Explosion aus Farben und Gefühlen.

„Treibgut“ – Stille, Stillstand?

Endlich allein! Eingesperrt mit mir selbst, in mir selbst, mich selbst suchend, woher? Wohin? Und überhaupt: Warum?

Allein zu sein heißt, mit niemandem verglichen, nicht bewertet, nicht gebeugt, gebogen, verbogen, erniedrigt, erhöht werden; nicht in Zwänge, Bedingungen, zu Ja oder Nein gedrängt und in immer mehr Erwartungen gepresst werden.

Doch wie erträgt man das Alleinsein? Wie erträgt man sich selbst?

Vergänglichkeit

Blumen im Wind, die Feder eines Vogels, Blüten – Spuren der Zeit und der Schönheit des Augenblicks, Vergänglichkeit...

Rückblick oder Ausblick? Das Grün der Wiesen und des Waldes, Das Rot der Dächer und des Blutes, Schatten und Licht, innen und außen – eine Tür, ein Weg, ein Licht in der Dunkelheit: "2 x Rot" nennt Silke Lund dieses Bild.

„Was ist nur?“

Alles wie zuvor?

Die Wohnung, die Möbel, das Buch noch auf dem Tisch, Spiel des Lichtes auf dem Teppich. Alles ist wie immer – und doch:

Kalt und leer wirkt der Raum, stumme Gespräche, Abschied. Die Seele fehlt – fortgegangen, für immer...

Leer und verlassen auch die wild romantische Unendlichkeit vergangener und künftiger Liebe. Kinderlachen – verklungen. Entspannte, ausgelassene nackte Natürlichkeit – Erinnerung und neues Ahnen zugleich: "Strandkörbe im Gespräch" – farbgewaltiges Bild eines verlassenen Strandes unter feuerrotem Himmel…

„Traumbaum“

Die letzten Strahlen der Sonne, versinkend hinter Bergen, ein See, ein Hauch von Du. Ein Bild vom Anfang, vom Erwachsen, ein Bild der Ruhe und der Vollkommenheit – je länger man es anschaut, umso bunter wird es.

Schatten, geheimnisvolle Lichter, Gesichter, Vergangenes, Künftiges …?

„Das große Gelb“ – Sehnsucht nach Freiheit

Es ist einfach da – kein Bild im herkömmlichen Sinne, ein Tor, eine Tür, mitten im Wald oder irgendwo auf einer Sommerwiese. Davor und dahinter ist HIER und doch führt das Tor, das Bild ins DORT.

Wo ist der Weg – heraus aus der endlosen Einsamkeit und Enge, heraus aus 8 m² "Lebensraum" ohne Privat- oder Intimsphäre, heraus aus dem unerträglichen Wechselbad zwischen Verzweiflung und Hoffnung, aus Angst und Verachtung, Angst vor Verachtung, Vorurteilen, Nachurteilen, Angst vor dem bösen Blick hinter gardinenverhangenen Fenstern, den stinkenden Worten hinter vorgehaltener Hand?

Weggeräumt aus dem öffentlichen Gewissen, verzweifelt, sprachlos und verloren – und doch: MENSCHEN!

Es gibt einen Weg! Einen bescheidenen, schmalen Weg – aber einen Weg! Für Dich …!

„Höhlentauchen“

Schweigende Tiefe, letzter Grund des Seins und der Seele. Aber auch ganz unten ist Farbe, ist Sehnsucht, sind Menschen voller Gefühl, voller Hoffnung, mit Ängsten und Träumen und einer großen Sehnsucht …

Die Künstlerin und ihre Bilder

Silke Lunds Bilder leben, atmen, schweigen voller Gefühl, sie verändern sich. Glück, Zufriedenheit, die Lust, sich zu erinnern und hinauszuschauen in eine spannende, geheimnisvolle Zukunft durchströmen die Seele des Betrachters. Es reicht nicht, diese Bilder nur einmal anzuschauen. Anders leuchten und sprechen sie im Licht der Sonne, anders nach einem erfrischenden Sommerregen vor der reinen, klaren Kulisse des Waldes oder einer in sattem Grün stehenden Sommerwiese; bei Kerzenlicht, dem fahlen Schein des Vollmondes oder unter dem unwirklichen, gespenstisch wirkenden Schwarzlicht.

Träume leben, Freude und neuen Lebensmut schenken, eine Tiefe finden zur seichten Oberflächlichkeit unserer Zeit, stille Emotionen und ganz intensive Gefühle spüren, wollen, erinnern,
sprechen lassen durch Farben und Worte – vielleicht ist es das, was uns Silke Lunds Bilder so vertraut macht, obgleich doch jeder etwas anderes in ihnen sieht.

Allein wer nie gelebt hat und auch nicht leben will, sieht in Silke Lunds Bildern – NICHTS!

***

Silke Lund, geb. 1954 in Flensburg, studierte Sozialpädagogik, später Spielpädagogik mit Schwerpunkt Kunst und Theater. Viele Jahre arbeitete sie mit schwerstbehinderten, kriegsverletzten Kindern aus Asien.

Seit 1998 ist Silke Lund als freischaffende Künstlerin mit starkem sozialem Engagement tätig. In Flensburg, Falshöft, Dänemark (u. a. Insel Ærø, Fåborg und Svendborg/Fünen) sowie auf Ibiza machte sie mit eigenen Ausstellungen und Galerien von sich Reden.

Von 2008 bis 2010 lebte und arbeitete sie im Museumsdorf Unewatt (Langballig/Schleswig-Holstein) und ist heute mit ihrem Atelier "Scheune 10" in Grundhof bei Flensburg ansässig.

© Mario Lichtenheldt

Silke Lund, Farbemotionen, 60 Seiten, Wunschworte-Verlag Harrislee, 2010,
ISBN-10: 9783981145960, ISBN-13: 978-3981145960, 19,90 EUR.

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