german angst im Hühnerstall

Libertarianismus hat gerade in hiesigen Breiten einen schweren Stand. Deutsche und Österreicher wurden vom Staat längst dermaßen domestiziert, dass sie sich ein Leben außerhalb der engen Maschen ihrer Käfige gar nicht erst vorzustellen vermögen. Alleine der Gedanke daran, dass einer aus ihrer Mitte dem Käfig entfliehen und selbstverantwortlich leben könnte, bereitet ihnen schlimmste Ängste, eben die auch in den USA bekannte "german angst". Das Leben im Käfig ist ja auch gar zu bequem: Das Steuervieh wird gefüttert und gehegt, so lange es von Nutzen ist, und vor der großen, weiten, furchteinflößenden Welt da draußen beschützt. Wer es wagt, das Gewaltmonopol des Staates auch nur leise in Frage zu stellen, darf sich des empörten Aufschreies des Kollektivs gewiss sein.

Folglich überrascht es nicht wirklich, dass ein wider den Mainstream gestriegeltes Magazin wie "eigentümlich frei" für Entsetzen bei den Apologeten des Staates sorgt. "eigentümlich frei" propagiert Libertarianismus in all seinen schillernden Ausprägungen: Vertreter des "Nachtwächterstaates", der lediglich für den Schutz des Bürgers und dessen Eigentums zuständig ist, geben sich die Klinke in die Hand. Für das staatsgläubige Kollektiv ein nur schwer zu schluckendes Konzept: Das Individuum solle mehr zählen, als das von einer politisch-wirtschaftlichen Elite gesteuerte Kollektiv. Das ist ja ungeheuerlich!

Nun könnte man sich damit beruhigen, "eigentümlich frei" als Nischenprodukt skurriler Gestalten einzustufen, würde die Zeitschrift nicht monatlich hunderttausende Leser finden. Folglich muss man das Magazin mit dem nötigen Ernst, wenngleich angeekelt betrachten. Flugs die Wäscheklammer auf die Nase geklemmt und Handschuhe übergezogen: Angetreten zur Sezierung der "Neuen Rechten"!

Wie "rechts" ist "eigentümlich frei"?

Der Herausgeber André F. Lichtschlag beschreibt die Ziele von "eigentümlich frei" unter anderem wie folgt:

Die Zeitschrift und aktuelle Online-Artikel dienen dazu, aktuelle Themen aus einer ungewöhnlichen, in den Mainstream-Medien selten oder gar nicht zu findenden Sicht zu kommentieren.

Dies wird bei Wikipedia freilich anders gesehen. Die Positionen von "eigentümlich frei" würden

von Politikwissenschaft und Publizistik hingegen in der Neuen Rechten verortet werden

In der Rezeption der Zeitschrift heißt es folglich etwa:

Die Soziologin Karin Priester sieht eigentümlich frei als ein Forum des minimalstaatlichen Libertarismus – nach den Theorien von Ayn Rand, Murray Rothbard u. a. –, der seit 2007 auch die Nähe zum Rechtsextremismus suchen würde. "Neben dem NPD-Vorsitzenden Udo Voigt und dem Nationalanarchisten Peter Töpfer kam Angelika Willig, bis 2009 Chefredakteurin von Hier & Jetzt, der Theoriezeitschrift der sächsischen NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten und Vordenkerin eines grundsätzlichen Systemwechsels, zu Wort." Als ideologisches Bindeglied zwischen Libertarismus und Rechtsextremismus fungiere "der Sozialdarwinismus als Ideologie der naturgewollten Überlegenheit der Starken gegenüber den Schwachen, der Elite gegenüber der Masse.

Auf den unbedarften Leser mag dies als hinreichende Beweisführung genügen. Wie hanebüchen und absurd diese Unterstellungen sind, möchte ich kurz erläutern.

Mit der dunkelroten Sozi-Brille betrachtet mutet es ungeheuerlich an, "rechten Andersdenkenden" eine öffentliche Plattform zu bieten. Hierzu sei aber noch einmal an eines der Ziele von "eigentümlich frei" verwiesen, aktuelle Themen aus einer ungewöhnlichen, in den Mainstream-Medien selten oder gar nicht zu findenden Sicht zu kommentieren. Libertär ist nicht bloß ein durch die inflationäre Verwendung der Floskel "neo-liberal" in Verruf geratenes Wörtchen, sondern die Überzeugung, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und Ansichten selbst dann Gehör zu schenken, wenn man sie aus ganzem Herzen ablehnt - hierzu gleich mehr.

Der Vorwurf der Annäherung oder gar Überschneidung mit der "Neuen Rechten" könnte bei genauer Betrachtung gegen fast jeden unliebsamen Zeitgenossen erhoben werden. wie der bizarre Fall Nadja Drygalla belegt, wo Sippenhaftung offenbar wieder en vogue zu kommen schien. Wer einen "Rechten" zum Freund hat oder ihm wie "eigentümlich frei" ein Sprachrohr bietet, wird zum Abschuss durch das politisch korrekte Establishment zum rhetorischen Abschuss freigegeben. Dieses will nicht nur bestimmen, wer auf Linie und somit ein Guter bzw. ein "Rechter" und damit ein Böser ist; mittlerweile kann man bereits durch herbeiphantasierte Querverbindungen ins Kreuzfeuer geraten. So heißt es auf Wikipedia weiter:

Dies bestätige die Einschätzung Thomas Sagers von Lichtschlags Magazin als "Beispiel für die Querfrontstrategie neurechter Kräfte"

Diese "Einschätzung" kann man unmöglich ernst nehmen, denn: Vertreter des Libertarianismus in all seinen Ausprägungen ausgerechnet mit, nennen wir das Kind beim Namen, Faschisten in einen Topf zu werfen, stellt nicht zu toppenden Unsinn dar. Vorrangiges Ziel von Libertären ist die Zurückdrängung des staatlichen Einflusses und Machtbereichs, wobei Anarchisten sogar die völlige Überwindung des Staates anstreben. Wer auch nur die eine oder andere Guido-Knopp-Dokumentation gesehen oder im Geschichteunterricht ausnahmsweise mal wach war wird den krassen Gegensatz zum Faschismus erkennen: Die einen wollen einen Minmal- oder gar keinen Staat, die anderen einen allmächtigen Staat. Die einen wollen unbegrenzte Freiheit des Individuums, die anderen streben Kollektivismus unter Führung einer Elite an.

Zwei extremere Positionen sind kaum vorstellbar. Und dennoch sollen ausgerechnet die Libertären oder gar Anarchisten in einem Boot mit den Faschisten rudern? Selbst die perfide Unterstellung, Sozialdarwinismus fungiere als ideologisches Bindeglied zwischen Libertären und Faschisten ist lächerlicher Humbug. Ganz im Gegenteil lehnen Libertäre den Sozialdarwinismus schon alleine durch ihr Misstrauen oder ihre Ablehnung dem Staat gegenüber ab, der für sich in Anspruch nimmt, nach Gutdünken seiner Elite die mit ihm verbündeten "Starken" zu belohnen und die "Schwachen" - das gutmütige Stimmvolk und Steuervieh - auszubeuten. Eine alles beherrschende Elite kann sich schließlich nur in einem staatlichen bzw. staatsähnlichen System herausbilden.

Wider den Status Quo des Systems: eigentümlich frei

Natürlich ist verständlich, wie verstörend ein Magazin wie "eigentümlich frei" auf die Anhänger der reinen Staatsreligion wirken muss. Nicht nur widmen sich die Beiträge oft Themen, die in den mit staatlichen Zwangsabgaben gemästeten Medien kaum oder wenn doch meist manipulativ behandelt werden, sondern es kommen auch noch Leute zu Wort, die - Schockschwerenot! - politisch nicht genehme Sichtweisen vertreten. Gerade daran erkennt man, wie weit es mit der "Freiheit" in "unserer" Demokratie her ist, wenn unerwünschte Mitmenschen reflexartig als "rechts", "rechtspopulistisch" oder "Hetzer" diffamiert werden.

Dahinter steckt Methode, wenngleich diese von schlechtem Stil und mangelndem Freiheitsverständnis zeugt. Schließlich muss man schon mit ideologischer Blindheit geschlagen sein, um den Zug der Zeit nicht zu erkennen, wo Korruption, dauerhafte finanzielle Versklavung junger und noch ungeborener Generationen und offensichtliche Widersprüche und Ungerechtigkeiten des politischen Systems völlig ignoriert werden. Wichtig erscheint vielmehr die Erhaltung des Status Quo: Brav an die Wahlurnen schreiten, Steuern abliefern und die Klappe halten.

Im ekelhaften, politisch korrekten und sich an die jeweilige Machtelite unterwürfig anbiedernden Mediensumpf bildet "eigentümlich frei" einen der ganz wenigen Lichtblicke. Freilich: Dem Blinden bedeutet Licht nichts, weshalb wir uns über die Zuordnung von "eigentümlich frei" zur "Neuen Rechten" nicht wundern sollten: EIne der wichtigsten Aufgaben der Staatsapolegeten besteht darin, beständig "Feinde" des Systems zu orten und Alarm zu schlagen - vermeintlich im Interesse und zum Schutze des Volkes, das doch von den Nutznießern des Staates rücksichtslos ausgebeutet wurde und wird. Das Infragestellen dieses Systems stößt somit logischerweise ins Herz der Sklavenhalter und ihrer Vasallen, die alles daran setzen, ihre Machtpositionen zu erhalten. Alleine schon deshalb erfüllt "eigentümlich frei" eine ungeheuer wichtige Aufgabe und ist eine der leider wenigen unabhängigen Quellen für alternative Berichterstattung.

Selbstverständlich kann, darf und soll Kritik geübt werden. Dass sich diese im üblichen "Die sind rechts!"-Vorwurf erschöpft, spricht wahrlich Bände. Wer sich vor unbequemen Ansichten nicht scheut und zumindest einen Rest an selbstständigem Denken bewahrt hat, möge sich auf der Website "eigentümlich frei" von der hohen Qualität dieser Zeitschrift überzeugen, die sich mit so gut wie allen Aspekten von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auseinandersetzt.

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