Lust auf Skandale: Nina Hagen

Nina Hagen masturbiert – und eine Nation rotiert!

Der 9. August 1979 ging dank Punk-Röhre Nina Hagen in die österreichische Fernsehgeschichte ein. Dabei war sie lediglich als Gast zur seriösen Diskussionssendung "Club 2" unter dem Thema "Jugendkultur" eingeladen worden. Unaufgefordert gab die Berlinerin plötzlich Masturbationstipps, durch Gesten anschaulich untermalt, und sorgte auf diese Weise für einen der bis heute größten Skandale im österreichischen Fernsehen. Dennoch, oder gerade deshalb, gilt diese spezielle "Club 2"-Folge als unvergesslich. Übrigens nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für Moderator Dieter Seefranz: Er musste nach dieser Ausgabe den Hut nehmen.

 

Nina Hagen verstand es auch in weiterer Folge, für Aufsehen zu sorgen. Etwa 2005, als sie in der Talkshow "Menschen bei Maischberger" "Grünen"-Ikone Jutta Ditfurth mehrmals beleidigte. Diese Beleidigungen steckte Ditfurth aber gelassen ein und blieb ruhig.

 

Ruhiger, als es dem populären Wissenschaftsjournalisten Joachim Bublath zwei Jahre später – übrigens erneut in der Talkshow "Menschen bei Maischberger" – möglich war. Beim Thema "Ufos, Engel, Außerirdische – sind wir nicht allein?" verließ er während der Live-Sendung entnervt das Studio. Sehr zur Freude von Nina Hagen, die ein, gelinde ausgedrückt, extravagantes Verhalten an den Tag legte.

Das Salz im Einheitsbrei des Fernsehens: Skandale!

"Wetten, dass..." Gottschalk angeschwindelt wurde?

Es schien eine Wette wie so viele andere zu sein. Ein Kandidat behauptete in der "Wetten, dass …?"-Sendung vom 3. September 1988, er könne die Farbe eines Buntstiftes alleine am Geschmack erkennen. Die Erklärung für seine verblüffende Fähigkeit klang einleuchtend: Zitronengelb etwa schmecke leicht säuerlich. Auch in der Praxis demonstrierte er seine Fähigkeit eindrucksvoll: Er gewann die Wette ganz souverän.

 

Doch unmittelbar nach dem Wettgewinn der Skandal: Bei dem Kandidaten handelte es sich um den Redakteur des Satire-Magazins "Titanic", der die Sendung für einen genialen PR-Trick nutzte indem er erklärte, er hätte geschwindelt und würde in der nächsten Ausgabe seines Magazins das Geheimnis des Betrugs lüften. Tatsächlich konnte die "Titanic" daraufhin die höchste Auflage der Magazingeschichte erzielen.

 

Allerdings erwies sich die Erklärung des Schwindels als höchst trivial. Der "Titanic"-Redakteur hatte einfach unter dem Rand der Brille hindurch gelinst und auf diese Weise die Farbminen gesehen.

 

Wünsch dir was... etwa eine transparente Bluse

Nackte Tatsachen zählten und zählen zu den beliebtesten Aufregern. Zumal dann, wenn sie von unverdächtigen Berühmtheiten enthüllt werden. 1970 beispielsweise trat in Dietmar Schönherrs Rateshow "Wünsch dir was" eine damals 17-jährige Kandidatin auf, die sich in transparenter Bluse als Model präsentierte. Zugegeben: Ein eher kleiner Skandal, der aber im Gedächtnis der Zuschauer hängen blieb. Ebenso wie jene Sendung, in der ein mit Kandidaten besetztes Auto in einem Pool versenkt wurde und eine Insassin zu ertrinken drohte. Nur der rasche Einsatz von Tauchern rettete das Leben der Kandidatin. Die Folge waren heftige Diskussionen über die Sendung.

 

Mike Krüger unschuldig an "Nipplegate"

Erheblich größere Wellen schlug in den USA der so genannte "Nipplegate"-Zwischenfall. Und ausgerechnet Teenie-Idol Justin Timberlake geriet ins Schussfeld der Moralwächter! Sein Vergehen datiert zum 1. Februar 2004 zurück, als er während der "Super Bowl"-Pause ein Duett mit Janet Jackson sang. Dabei zog er nicht den Nippel durch die Lasche, sondern lediglich ein Stückchen von Janets Bluse so weit zur Seite, dass ihre Brust für kurze Zeit entblößt wurde.

 

Der Skandal war perfekt und Millionen US-Amerikaner offenbar traumatisiert von der schrecklichen Wahrheit: Frauen haben Brüste! Eine Bankangestellte, unfreiwillige Augenzeugin des grauenhaften Vorfalls, reichte bei Gericht sogar Klage ein, zog diese aber später wieder zurück. Immerhin: Ein zweites "Nipplegate" konnte bislang erfolgreich verhindert werden. Vielleicht werden männliche Duett-Partner auch einfach nur besser geschult …

Eva Hermans Autobahn

Fahr'n fahr'n fahr'n auf der Autobahn …

Doch zurück nach Deutschland. Dort tagte am 9. Oktober 2007 in Johannes B. Kerners Talkshow ein Tribunal der bekannten Historiker Senta Berger, Margarethe Schreinemakers und Mario Barth. Anlass waren umstrittene Äußerungen der Ex-"Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman, die beispielsweise das Fahren auf der Autobahn verharmloste und dergestalt zu recht für Empörung sorgte. Nach knapp einer Stunde wurde Herman von Kerner ausgeladen, um den harmonischen Abend nicht weiter zu stören.

 

Zumindest Margarethe Schreinemakers hatte mit Skandalen bereits eigene Erfahrungen gesammelt. Als sie 1996 während ihrer Sendung "Schreinemakers Live" zu Steuerhinterziehungsvorwürfen Stellung nehmen wollte, unterbrach SAT 1 die Sendung und ließ Ulrich Meyer eine vorgefertigte Erklärung verlesen.

 

Ein Leben ohne Skandale? Unvorstellbar!

Mitunter mögen Skandale tatsächlich für Erschütterung, Aufregung oder ehrliche Empörung sorgen. Nüchtern betrachtet brauchen wir diese Ablenkungen von der perfekten Medieninszenierung. Denn seien wir ehrlich: Ein Leben ohne Skandale ist unvorstellbar und erscheint den meisten von uns auch nicht als erstrebenswert. Solange es die Skandale anderer Leute sind …

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