Systemkamera ist deutlich kompakter.

DSLR Nikon D90 und die Systemkamera Olympus OM-D (Bild: Fotos: Syntaxe)

Technische Unterschiede

Systemkameras benötigen keinen Spiegelkasten, deswegen können sie kleiner gebaut werden als DSLR. Außerdem sind bei den DSLR die Objektivbajonette so groß, dass sie sowohl Vollformat- als auch Halbformatobjektive aufnehmen können. Vollformat bedeutet: Der Sensor ist so groß wie ein vom Film bekanntes Negativ, nämlich 24 mal 36 Millimeter. Bei den DSLR mit Halbformat-Sensor ist dieser 18 mal 24 Millimeter groß.

Wie groß ist der Sensor in Systemkameras? Das hängt vom Modell ab. Es gibt welche, die die Halbformat-Größe verwenden wie zum Beispiel die Fuji X-E1. Dagegen setzte Olympus und Panasonic auf Micro Four Thirds, kurz MFT. Dieser Sensor ist 13 mal 17 Millimeter groß. Andere Hersteller wie Nikon setzten auf kleinere Sensoren. Sony dagegen bei der Rege der A7_kamerad auf Vollformatgröße.
Je kleiner der Sensor, desto kleiner können die Objektive sein. Allerdings ist es auch schwieriger, eine gute Bildqualität zu erhalten.

Mit der Größenveränderung des Sensors verändert sich auch der Bildwinkel. Vereinfacht erklärt: Setzt man ein Objektiv mit 50 mm Brennweite an eine DSLR mit Vollformatsensor, hat man die gewohnte 50mm-Brennweite. An einer DSLR mit Halbformat-Chip ist sozusagen der "Ausschnitt" kleiner, man hat sozusagen ein 75mm-Objektiv. An MFT hat das gleiche Objektiv sogar 100 mm. Dabei bleibt die Lichtstärke gleich: Ein 1,8 / 50 mm Objektiv ist an MFT sozusagen ein 1,8 /100 mm.

Außerdem wird bei gleicher Lichtstärke die Tiefenschärfe anders. Vereinfacht ausgedrückt: Je kleiner der Sensor, desto größer ist bei gleicher Blende der scharfe Bereich. Das kann Vorteile haben, wenn man einen möglichst großen scharfen Bereich haben möchte. Unscharfe Bereiche und Üergänge von scharf zu unscharf sind jedoch wichtige stilistische Mittel beim Fotografieren Je größer der Sensor, desto gezielter kann man damit arbeiten - bei gleicher Blende, versteht sich. In der Praxis bedeutet dies, dass zum Beispiel ein Objektiv 1,8 /90 bei Blende 1,8 und einer Vollformatkamera bei einem Kopfporträt nur den Augenbereich scharf lässt. Ein 1,8/45 für MFT bei 1,8 dem ergibt ein Foto, bei schon ein Teil der Nase und der Stirn scharf sind. Möchte man dies bei Vollformat, blendet man einfach auf um die Blende 2,8 ab. Möchte man bei dem MFT einen kleineren Schärfebereich, geht dies nicht - schließlich wurde das Foto bereits mit Blende 1,8 gemacht. Mehr geht nicht.

Einen Vorteil haben Systemkamera im Weitwinkelbereich: Weil kein Spiegel hochklappt, können die Linsen des Objektivs näher Richtung Sensor reichen. Damit ist es einfacher, gute Objektive zu bauen.

Bei diesem Artikel möchte ich mich auf den Unterschied zwischen DSLR und MFT beschränken, weil MFT die gängigste Größe bei den Systemkameras ist. Olympus und Panasonic stellen Kameras mit MFT-Standard her.

Größe und Gewicht

Nikon D90 und Olympus OM-D dienen dazu, die Unterschiede deutlich zu machen - wobei es auch kleinere und größere DSLR sowie vor allem kleinere Systemkameras gibt. Die beiden Kameras haben laut Zeitschrift Colorfoto ungefähr die gleiche Bildqualität. Wobei die Fotos die nackten Zahlen beim Größenunterschied gut verdeutlichen.

Abmessungen Nikon Höhe, Breite, Tiefe: 103 × 132 × 77 mm
Abmessungen OM-D: 87 x 121 x 42 mm

Die kleinen Abmessungen bei der OM-D haben allerdings einen Nachteil: Die Kamera liegt schlechter in der Hand. Das betrifft besonders Menschen mit großen Händen. Als Zubehör gibt es einen Batteriegriff namens HLD-6 - der macht allerdings die Kamera größer und schwerer.

Gewicht Nikon 630 Gramm, inklusive Akku 735 Gramm
Gewicht OM-D 375 Gramm, inklusive Akku 425 Gramm.


Objektive

Für den Vergleich habe ich Objektive herausgesucht, die bei umgerechneter Brennweite und Lichtstärke ungefähr gleich sind und mich nur aufs Gewicht beschränkt.

Nikon: Es gibt nichts vergleichbares
Olympus Zuiko 2/12 130 Gramm

Nikon AF Nikkor 1,8/50 D 155 Gramm
Olympus Zuiko 1,8/45 116 Gramm

Nikon AF-S 3,5/85 Micro 355 Gramm
Olympus 2,8/60 Makro 185 Gramm

Nikon AF-S Nikkor 1,8/85 350 Gramm
Olympus Zuiko 1,8/75 305 Gramm

Nikon: es gibt nichts vergleichbares
Olympus 9-18 155 Gramm

Nikon 16-85 485 Gramm
Olympus 12-50 211 Gramm

Nikon 55-200 255 Gramm
Olympus 40-150 200 Gramm

Pi mal Daumen: Die OM-D ist samt Objektiven ungefähr ein Drittel kleiner und leichter als eine vergleichbare DSLR. Dies hat im Alltag einen großen Vorteil: Man kann Kamera und Objektive in Jackentaschen stecken, bei DSLR ist das vor allem beim Gehäuse nicht möglich und auch die meisten Objektive sind zu sperrig.

Mit der DSLR sind alledings bei einer Batterieladung deutlich mehr Fotos möglich. Wer viel fotografiert, muss bei der Olympus einen oder zwei Ersatzakkus mitnehmen, was die Gewichtsbilanz verschlechtert. Die Nikon macht mit einer Batterieladung gute 1000 Bilder, dafür benötigt die Olympus rund drei Akkuladungen. Insbesondere bei langwierigen Einstellarbeiten zu Beispiel bei der Makrofotografie verbrauchen Kameras mit elektronischem Sucher viel Strom. Bei einer DSLR kann man unter Umständen einiges einstellen, ohne die Kamera überhaupt einzuschalten.

Sonstige Vor- und Nachteile

Bei den meisten DSLR können mit eine Batterieladung mehr Fotos gemacht werden als mit einer Systemkamera, weil bei letzteren für Display oder elektronischen Sucher ständig Strom verbraucht wird, außerdem sind die Akkus kleiner. Das macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn man lange einstellt, bevor das Foto gemacht wird. Bei DSLR kann man sogar das Bild komponieren, ohne die Kamera anzuschalten, bei Systemkameras muss sie eingeschaltet sein, damit man das Motiv im elektronischen Sucher oder auf dem Display sieht.

Der Autofokus ist bei Systemkameras oft etwas schlechter als bei DSLR: Diese haben den so genannten Phasen-Autofokus, Systemkameras Kontrast-Autofokus. Das hängt jedoch stark vom jeweiligen Kameramodell, dem Umgebungslicht, dem gewählten Obektiv und auch den Bewegungen des Objekts, as fotografiert wird, ab.

Vorteil von Systemkameras: Über Adapter lassen sich alte Objektive verwenden. Dies ist vor allem bei Makroobjektiven sinnvoll, weil bei Makrofotos meist die Schärfe manuell eingestellt wird. Autofokus und Blende werden nicht übertragen, an den Systemkamera muss bei per Adapter verwendetem "Altglas" Fokus, Belichtungszeit und am Objektiv oder am Adapter die Blende manuell eingestellt werden. Insbesondere alte Objektive von Pentax oder Nikon sinddafür gut geeignet, weil man die Blende am Objektiv wählen kann. Bei AF-S-Objektiven von Nikon sowie AF-Objektiven von Canon sind Aapter mit eingebauter Abblendmöglichkeit nötig.

Systemkameras sind im Alltag auch etwas unauffälliger als DSLR. Insesondere in fernen Ländern ist das ein Vorteil - auch deshalb, weil Systemkamera oft mit Kompaktkameras verwechselt werden und nicht so wertvoll wirken.

Die Objektivauswahl ist derzeit bei den DSLR deutlich größer als bei Systemkameras. Bei letzteren fehlen aktuell noch starke Teleobjektive mit hoher Lichtstärke. Wobei es bei der Wahl der Systemkamera auch davon abhängt, zu welchem System man greift: Die größte Auswahl an Objektiven gibt es bei MFT. Zum Beispiel bei Fuji ist sie deutlich kleiner - wer jedoch gern die Brennweiten nutzt, die von Fuji angeboten werden, kann auch gut ein Modell dieses Herstellers kaufen. Es kommen jedoch sowohl von Fuji als auch für MFT (Oympus und Panasonic, aber auch Sigma und neuerdings Tamron bauen dafür Objektive) ständig neue "Linsen" auf den Markt, die bereits einen großen Teil der Wünsche ambitionierter Amateure und teilweise sogar Profifotografen abdecken.

Stichwort Schärfentiefe: Wie schon gesagt - ganz grob gesagt ist der Schärfebereich größer, je kleiner der Sensor ist. Beispiel: Objektiv 100 mm an MFT und 135 mm an Halbformat-DSLR ergibt den gleiche Bildwinkel (sozusagen jeweils ein 200-mm-Objektiv auf Kleinbild-Brennweite gerechnet). Stellt man an den Objektive jeweils Blende 4 ein, ist der Schärfebereich an MFT größer. Bei fünf Metern Entfernung ist ungefähr im Bereich von 22 Zentimetern alles scharf, bei MFT 28 Zentimeter. Das ist ein Vorteil, wenn man einen möglichst großen Bereich scharf haben möchte, aber ein Nachteil, wenn er klein sein soll. Zum Beispiel dann, wenn man ein Motiv - zum Beispiel bei einem Portrait der Kopf - "freistellen" möchte, also der Hintergrund möglichst verschwommen sein soll.
Man kann den Schärfebereich verkleinern, indem man die Blendenzahl kleiner wählt. Bei dem Beispiel wären es bei MFT bei Blende 2,8 20 Zentimeter. Das geht allerdings nur, wenn die Objektive das zulassen, sprich: Lichtstark sind, also möglichst große offene Blenden wie 2,8, 2 oder kleiner haben.

Andere Stärken und Schwächen hängen von den jeweiligen Modellen ab: So hat beispielsweise die OM-D einen Stabilisator im Gehäuse, Nikon DSLR haben einen solchen in modernen Objektiven (aber nicht in allen) - dafür hat die Nikon einen kleinen eingebauten Blitz, die OM-D einen winzigen Aufsteckblitz. Das neuere Modell OM-D E-M10 hat übrigens einen eingebauten Blitz. Bei ungefähr gleicher Bildqualität ist es günstiger als die E-M5, für diees mittlerweile ein etwas verbessertes Nachfolgemodell gibt.

Fazit

Systemkameras sind vor allem dann interessant, wenn Größe und Gewicht zählen, also Kamera und Objektive im Alltag oder zum Beispiel bei Wanderungen oder im Urlaub immer dabei sein sollen. Das ist der Einsatzbereich bei den meisten Hobby-Fotografen. Wer die Ausrüstung nicht ständig herumträgt, viele Fotos bei schnellen Motiven (Sport) macht oder gar im Studio arbeitet, ist mit einer DSLR oft besser bedient. Die Kameras mit elektronischem Sucher holen jedoch auch dabei auf.

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