Schloss

Das Schloss der Herzöge von Pommern (Zamek Książąt Pomorskich) wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört. Ab 1958 wurde es im Stil der Renaissance rekonstruiert. Das Schloss erhebt sich im Nordosten der Altstadt und prägt die Silhouette der Stadt mit seinen Türmen. Zum Schloss gehört die Schlosskirche. Heute ist das Schloss ein Kulturzentrum für die Woiwodschaft Westpommern.

Südflügel mit Uhrenturm (Bild: haros)

Frauenturm

Um den benachbarte Frauen- oder Siebenmäntelturm (Baszta Panieńska/Baszta Siedmiu Płaszczy) rang sich eine Legende. Ein Schneider sollte dem Herzog von Pommern sieben Mäntel nähen. Doch der wollte sich mit dem wertvollen Stoff absetzen. Nach seiner Festnahme musste er in diesem Turm der Stadtmauer seine Strafe verbüßen. So kam der Turm zu seinem Namen.

Loitzenhof

Der gotische Loitzenhof (Dom Loitzów) aus dem 16. Jahrhundert steht unterhalb des Schlosses. Hier residierte die bedeutende Kaufmannsfamilie Loitz, die durch den Salzhandel reich geworden war. Sie waren als Bankiers in vielen Städten Nordeuropas vertreten waren. Doch ihr Imperium brach 1572 zusammen. Denn Kredite an den König Sigismund II. August von Polen und an Kurfürst Joachim II. von Brandenburg wurden nach deren Tod nicht zurückgezahlt. Die Familie Loitz war pleite und musste aus Stettin fliehen.

Loitzenhof (Bild: haros)

Hakenterrasse

Die Hakenterrasse (Wały Chrobrego) ist das bekannteste Bauensemble der Stadt. Die hoch über der Oder gelegene Straße entstand zwischen 1900 und 1914 auf dem Gelände des aufgegebenen Forts Leopold. Eine breite Freitreppe führt hinunter zur Oder. Hier entstanden drei monumentale Gebäude: Die Seefahrthochschule ist ein Bau der deutschen Neorenaissance. Ein Jugendstilbau mit dem markanten in Kupfer gedeckten Mittelturm beherbergt heute einen Theatersaal, die Spielstätte des Teatr Współczesny ("Theaters der Gegenwart"), und das Meeresmuseum. Im Stil nordischer Renaissance entstand der Bau der Regierung von Pommern. Den nutzt heute die Woiwodschaft Westpommern.

Kirche St. Peter und St. Paul

Die spätgotische Kirche St. Peter und St. Paul (Kościół Piotra i Pawła) steht an der Stelle des ersten christlichen Gotteshauses der Stadt. Hier feierte der Bischof Otto von Bamberg schon 1124 die Messe. Sie ist heute Gotteshaus der altkatholischen Polnisch-Katholischen Kirche. Das Gotteshaus gehört zu den denkmalgeschützten Sehenswürdigkeiten an der "Europäischen Route der Backsteingotik".

Peter und Paul (Bild: haros)

Kathedrale St. Jakob

Für die Jakobikirche (Katedra pw. Św. Jakuba) war die Lübecker Marienkirche das Vorbild. Die spätgotische dreischiffige Hallenkirche entstand im späten 14. Jahrhundert unter der Leitung des Baumeister Hinrich Brunsberg. Die Kirche war sehr reich ausgestattet. Doch wurde sie 1677 durch Kriegsereignisse zerstört. 1894 stürzte der zuvor aufgestockte Westturm ein. Er wurde wieder aufgebaut. Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs führten erneut zum Einsturz des damals 119 Meter hohen Turms und verursachten große Schäden am Kirchenschiff. Die Kirche wurde wieder aufgebaut. Dabei wurde die Nordwand in moderner Form im Stil der 1950er Jahre gestaltet. Die Jakobikirche ist heute die Kathedrale des katholischen Erzbistums Stettin-Cammin. Auch dieses Gotteshaus gehört zu den denkmalgeschützten Sehenswürdigkeiten an der "Europäischen Route der Backsteingotik".

Nördlich von St. Jakob erstreckt sich der Plac Orła Białego (Platz des Weißen Adlers, früher Rossmarkt). Die hier stehende barocke Statue der Göttin Flora wurde 1730 durch Johann Konrad Koch geschaffen. Die Brunnenplastik aus Sandsein entwarf der Baumeister Johann Friedrich Grael. Dieser Endpunkt einer Frischwasserleitung von den Warsower Höhen wurde 1732 eingeweiht. An der Westseite des Platzes steht das 1724/25 erbaute Palais Grumbkow. Das wurde als Sitz des damaligen Regierungspräsidenten des preußischen Herzogtums Pommern, Philipp Otto von Grumbkow erbaut. Sein Giebelaufsatz hat dem Haus seine heutige Bezeichnung Pałac pod Globusem ("Palais unter dem Globus") eingebracht.

Kathedrale St. Jakobi (Bild: haros)

Weißer Adler Brunnen (Bild: haros)

Franziskanerkirche St. Johannes Evangelist

Ein weiterer Kirchenbau an der "Europäischen Route der Backsteingotik" ist die ehemalige Franziskanerkirche St. Johannes Evangelist. Die dreischiffige gotische Hallenkirche stammt aus dem 14. Jahrhundert. Ihre Innenausstattung ist modern.

Altes Rathaus

Das Alte Rathaus stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde nach Kriegsschäden ab 1677 im barocken Stil wieder aufgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde es erneut zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte nach der ursprünglichen gotischen Gestaltung. Die Fassade zum Neuen Markt (Rynek Nowy) erhielt einen vereinfachten gotischen Ziergiebel. Die Fassade zum Heumarkt zeigt Formen der Renaissance. In dem Gebäude befindet sich heute das Museum für Stadtgeschichte. Der Ratskeller bietet Speis und Trank.

Altes Rathaus (Bild: haros)

Rotes Rathaus

Das neogotische "Rote Rathaus” entstand ab 1875 nach einem Entwurf von Karl Kruhl auf dem Gelände der damaligen Neustadt. 1879 wurde es eingeweiht. Die Kasematten an seiner Südseite werden heute als Markthalle genutzt.

Königstor und Berliner Tor

Das barocke Königstor (Brama Królewska) an der nördlichen Begrenzung der Altstadt und das Berliner Tor (Brama Portowa) am plac Zwycięstwa (Siegesplatz, früher Hohenzollernplatz) entstanden nach 1725. Diese prächtigen Schmuckbauten des preußischen Festungsbaumeisters Gerhard Cornelius von Walrave erinnern mit ihren Reliefs an die Erwerbung dieses Teils Pommerns durch Preußen 1721.

Berliner Tor (Bild: haros)

Nationalmuseum

Ebenfalls von G. C. Wallrave stammen die Entwürfe für den barocken Palast in der ulica Staromłyńska ("Altmühlenstr.", früher Luisenstraße). In diesem Haus tagte früher der pommersche Ständetag. Seit 1928 ist es Teil des Pommerschen Landesmuseums, dem heutigen Muzeum Narodowe w Szczecinie (Nationalmuseum Szczecin). Im ehemaligen preußischen Generalkommando gegenüber ist heute das Museum für polnische Kunst des frühen 20. Jahrhunderts untergebracht.

Unabhängigkeitsallee

Die aleja Niepodległości ("Unabhängigkeitsallee", früher Paradeplatz) ist heute der wichtigste Straßenzug der Innenstadt. Auf der östlichen Seite der Straße sind Geschäfte und Restaurants zu finden. Die westliche Seite wird von repräsentativen Bauten dominiert. Der neobarocke Bau der Pekao-Bank. Dieser entstand zwischen 1891 und 1895 nach Plänen von Emil Drews als Sitz der staatlichen Pfandbriefanstalt Pommersche Landschaft. Daneben steht der neogotische Bau der Oberpostdirektion aus dem Jahren 1903 bis 1905.

ehemalige Oberpostdirektion (Bild: haros)

plac Zwycięstwa (Siegesplatz)

Die Garnisonskirche St. Adalbert oder Bugenhagenkirche ist eine neogotische Kirche mit einem 65,5 m hohen Turm. Erbaut wurde sie 1906-1909 nach einem Entwurf des Berliner Baumeisters Jürgen Krüger. Während der alliierten Bombenangriffe wurde sie schwer beschädigt, aber gleich nach Kriegsende wieder aufgebaut. Seit 1948 ist sie die Garnisonskirche St. Adalbert.

Die Herz-Jesu-Kirche entstand 1919 nach einem Entwurf von Bernd Stahl in Stahlbeton auf dem alten Garnisonsfriedhof. Sie diente bis 1945 als Garnisonskirche. Es ist ein dreischiffiger Bau auf einem rechteckigen Grundriss mit einem hufeisenförmigen Chor. An der Turmfront steht eine Christusstatue des Bildhauers A. Szulc. Über dem Mitteleingang gibt es ein Relief. Das stellt den Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen dar. Im Inneren befindet sich ein neugotischer Altar aus der Zeit um 1880. Den Triumphbogen ziert eine Darstellung mit Jesus und polnischen Heiligen.

St. Adalbert (Bild: haros)

Herz-Jesu-Kirche (Bild: haros)

Literatur

  • Jan Musekamp: Zwischen Stettin und Szczecin – Metamorphosen einer Stadt von 1945 bis 2005. Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-447-06273-2
  • Ryszard Kotla: Stettin – Stadtführer für Menschen mit Behinderungen. Szczecin 2009, ISBN 978-83-62018-04-8
  • Grażyna Kling und Wolfgang Kling: Polen: Ostsee & Masuren. Peter Meyer Verlag Frankfurt 2007, ISBN 978-3-89859-139-3
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig Verlag Würzburg 2002, ISBN 978-3-8818-9439-5
  • Ernst Völker: Stettin – Daten und Bilder zur Stadtgeschichte. G. Rautenberg Leer 1986, ISBN 3-7921-0317-6
  • Otto Kunkel und Hans Bernhard Reichow: Stettin – so wie es war. 2. Auflage Droste Düsseldorf 1975, ISBN 3-7700-0351-9

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