Air Bulgaria oder die Schönheit der Stewardessen

Coffee or Tea?" fragt mich die Stewardess auf meinem ersten Flug von Wien nach Sofia. Ich beginne alle Stewardessen die mir in meinem bisherigen Leben Kaffee serviert haben hinsichtlich ihres makellosen Aussehens im Geiste Revue passieren zu lassen und entscheide mich für einen Kaffee. Bulgarische Frauen zählen zu den schönsten der Welt,  bekam ich schon oft zu hören und während ich die Stewardess, die schon dem nächsten Fluggast grazil Kaffee serviert, noch flüchtig betrachte, verwerfe ich den Stewardessen Schönheitsvergleich, da Stewardessen grundsätzlich immer schön sind, um mich dem Boardmagazin der Bulgarian Airline zu widmen. Ein Interview mit dem bulgarischen Wirtschafts- und Tourismus-Minister Traycho Traykov erweckt gleich meine Aufmerksamkeit. Wohlwollend nicke ich hinsichtlich der Pläne des Ministers, den Individual- und Kulturtourismus in Bulgarien zu forcieren und bemerke gar nicht, daß sich die Maschine bereits im Landeanflug auf Sofia befindet.

Wahlplakat Volen Siderov (Bild: Heimo Eberhard)

Abenteuer Taxifahrt

Der erste Kontakt mit dem Einheimischen eines Landes – reist man mit dem Flugzeug an- findet meistens mit der Spezie der Taxifahrer statt. Der ordentliche und gut organisiert wirkende Flughafen weckt in mir die Hoffnung, dass auch das Unterfangen "Taxi nach Sofia" in geordneten Bahnen verlaufen wird. Wer Belgrad oder Istanbul kennt und dort schon gelandet ist, kennt auch das für Mitteleuropäer befremdliche Verhalten der Taxifahrer, die sich oft in unfeiner Manier auf den Ankommenden stürzen, was bei selben häufig ein Unbehagen auszulösen vermag. Nicht so in Sofia. Freudig überrascht, rauche ich die erste Zigarette auf bulgarischen Boden und nehme wahr, daß kaum von mir Notiz genommen wird. Als dann doch endlich ein Taxifahrer mit den obligatorischen "Taxi" auf sich aufmerksam macht, packe ich die Gelegenheit beim Schopf, verstaue mein Gepäck im Kofferraum und mache es mir auf der Rückbank des geräumigen Mercedes bequem. Taxifahrer egal welcher Nationalität führen in der Regel gerne Konversation. So auch dieser. Der Umstand, daß sich meine Bulgarisch Kenntnisse  auf wenige Sätze beschränken und er der Englischen Sprache nicht mächtig ist, vermag seinen Redeschwall jedoch nicht zu stoppen. Als ich das blaue Glasauge,  in der Türkei "Boncuk" oder "Mavi Göz" genannt, das seinen Besitzer vom "Bösen Blick" bewahren soll, am Rückspiegel sichte, glaube ich richtig zu kombinieren und ordne den Taxifahrer der türkischen Minderheit des Landes zu. Gewissermaßen stolz auf meine Kombinationsgabe und meine Türkischkenntnisse, die ich während  längerer Aufenthalte in der Türkei erworben habe, beginne ich enthusiastisch auf Türkisch zu antworten.  Als sich die Miene des Taxifahrers verfinstert und er weiterhin auf Bulgarisch auf mich einredet, jetzt allerdings in einem unfreundlicheren Tonfall, beginne ich mich zunehmend unwohl zu fühlen und sehne das Ende meiner ersten Taxifahrt in Bulgarien herbei. Am Fenster ziehen Plakate mit Politikern verschiedener Parteien an mir vorbei und kündigen die im Oktober stattfindenden Wahlen an. Aus den österreichischen Medien ist mir vollem Volen Siderov, Parteichef der rechtspopulistischen Ataka Partei bekannt. Nach dreißig minütiger Taxifahrt, entlohne ich den Taxifahrer und freue mich auf den Komfort eines bulgarischen Vier-Stern Hotels.

Alexander Nevski Kathedrale (Bild: Heimo Eberhard)

Sofia oder Balkan Light

Überrascht, daß in Sofia Geschäfte und Boutiquen auch am Sonntag geöffnet haben, genieße ich das  Flair der geräumigen Einkaufstraßen der Innenstadt. Studenten die das Wochenende in einer der zahlreichen Bars ausklingen lassen, ältere Damen mit Dauerwellen die ihren Sonntagskaffe inklusive Torte in Konditoreien genießen und Jungfamilien mit Kleinkindern bevölkern die Innenstadt und die angrenzenden Parkanlagen.  Vieles in der Innenstadt von Sofia erinnert mich an Wien. Der Sofianer ist höflich, aber zurückhaltend gegenüber Fremden, nicht unähnlich dem Wiener.  Da wie dort wird Zurückhaltung oft mit Überheblichkeit verwechselt und ist wohl eher Auslegungsache des jeweiligen Betrachters. Die aus kommunistischer Zeit stammenden kolossalen Bauwerke stehen in einem charmanten architektonischen Kontrast mit  anderen Baustilen, der verschiedenen Epochen und ziehen den Besucher rasch in seinen Bann. Sofia, präsentiert sich seinen Besuchern, weniger laut und chaotisch als Belgrad. Das der serbischen Hauptstadt typische Balkan Flair sucht man in Sofias Innenstadt allerdings vergeblich.  Den ersten Tag in Bulgarien, lasse ich mit Freunden in einem Folklore Restaurant ausklingen und freue mich auf den nächsten Tag

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