Mindmap zu Textsorten

Mindmap zu Textsorten (Bild: Gerhard Ott)

Mit Tatsachen will ein Journalist seine Leser möglichst objektiv informieren. Dazu dienen:

•    Meldung
•    Nachricht
•    Bericht
•    Interview

Die wichtigsten Merkmale der journalistischen Textsorten werden von Christoph Fasel, Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Medien in Calw dargestellt:

Meldung

Die wichtigsten Merkmale einer Meldung sind: Sie ist die kürzeste aller journalistischen Darstellungsformen. Das Wichtigste kommt zuerst und die grundlegenden W-Fragen (was? wer? wo? wann?) werden beantwortet.

Nachricht

Das heute übliche Aufbauprinzip einer Nachricht ist der zweiteilige Aufbau in Kopfteil (englisch "lead") und Nachrichtenkörper. Das Wichtigste kommt an den Anfang. Das kann jede Antwort auf die fünf W-Fragen (wer? was? wo? wann? woher?) sein. Im zweiten Teil, dem Nachrichtenkörper folgen ausführlichere Informationen.

Ein möglicher Nachteil dieses Aufbauprinzips ist: Der (eilige) Leser liest nur das Lead. Oder: Die Chronologie von Abläufen wird nicht dargestellt. Da in der Regel der Nachrichtenkörper von hinten gekürzt wird, dürfen auf keinen Fall Lead-Anteile im Körper vorhanden sein, weil sonst unter Umständen der Sinn der Nachricht nicht erhalten bleibt.

Von der Meldung zur Nachricht und zum Bericht

Die Meldung kann so neutral objektiv sein, dass sie nicht jedermann interessiert. Wer kennt nicht den schulterzuckenden Satz "Wen interessiert, wenn ein Sack Reis in China umfällt?" Ein Faktor, der eine Meldung zur Nachricht macht, ist die Nähe zu Leser. Der Nachrichtenfaktor "Nähe" besteht aus den Aspekten räumlicher, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Nähe. Die Lokalpresse berichtet andere Nachrichten als die überregionale Zeitung. Schulpolitische Fragen werden Eltern mehr interessieren als Singles. Nicht alle steuerpolitischen Fragen berühren jeden Bürger. Kulturell bestehen deutliche Unterschiede zwischen einer Tageszeitung und einem Szenemagazin.

Der Unterschied zwischen einem Bericht und einer Nachricht ist oberflächlich der, dass ein Bericht ausführlicher als eine Nachricht ist. Dabei ist nicht allein die Länge des Berichts der unterscheidende Faktor, sondern auch Aufbau und Sprache des Textes. Eine Nachricht soll kurz die Information vermitteln. Ein Bericht verpackt die Information anziehend und macht sie für den Leser interessant.

Kommentare sind Meinungen

Wenn auf der Titelseite der ZEIT zwei Texte unter vollem Namen veröffentlichte Artikel mit unterschiedlichem Inhalt veröffentlicht werden, sind dies Kommentare zu einem Thema. Die meisten Zeitungen bringen Meldung und Nachrichten auf der Titelseite und Kommentare auf der zweiten Seite.

Ein typischer Kommentar ist zweiteilig. Im ersten Teil steht, worum es geht, das Thema, das Problem. Im zweiten, mittleren Teil wird argumentiert und Pro und Kontra abwogen, um im dritten und letzten Teil, dem Schluss, eben schließen zu können, so oder so sei nach Meinung des Kommentators die Lösung des Problems oder das Thema zu bewerten. Wesentliches Element eines typischen Kommentars ist die Tatsache, dass der Autorenname genannt wird. Daraus verdeutlicht, dass hier ein Autor seine Meinung wieder gibt. Die unbeantwortete Frage "Welche Bedeutung hätte das für das eigene Selbstverständnis?" ist ebenfalls typisch für einen kommentierenden Text. Es wird bewertet.

Der Sprung vom Bericht zur Reportage

In einer Reportage wird – noch mehr als in einem Bericht – das Interesse des Lesers geweckt: Interesse kommt aus dem Lateinischen inter esse, so viel wie "dazwischen sein". Durch angemessen "gefühlsvolle", packende Sprache erweckt der Schreiber für den Leser den Eindruck, dieser sei selbst bei dem Geschehen dabei gewesen. Deshalb auch das deutsche Wort Erlebnisbericht für Reportage. Reportage kommt von lat. reportare, etwas zurückbringen, heimbringen heißt (im übertragenen Sinne auch "gewinnen", also den Leser für den Text gewinnen).

Ein Journalist kann einen Bericht über einen Sachverhalt unter Umständen alleine anhand von Unterlagen, Stoffsammlungen (Recherche) schreiben. Für eine Reportage muss der Reporter vor Ort dabei gewesen sein, damit er etwas in die Redaktion "heimbringen" kann und dort dem Leser die Reportage liefert. Das Lateinische redactus ist das Partizip Perfekt Passiv von redigere. Das heißt so viel wie "zurückbringen" und steht bildlich auch für "in einen Zustand "versetzen". Mittels einer Reportage kann der Reporter/Redakteur/Journalist den Leser glauben zu machen, selbst dabei gewesen zu sein. Deshalb kann die Reportage durch Bilder unterstützt werden.

Nutzwertjournalismus

Was dieses kleine Praxisbuch von anderen lehrreichen Büchern unterscheidet, ist der Aspekt des Nutzwertes. Deshalb widmet der Autor diesem Thema ein eigenes Kapitel. Schon aus diesem Grunde ist das kompakte Buch lesenswert.

Christoph Fasel: Textsorten. UVK VerlagsGmbH Konstanz und München. 142 Seiten.
ISBN 978-3-86764-437-2

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