The Thing 2011

Hatte Däniken doch recht?

Die junge Paläontologin Kate (Mary Elizabeth Winstead," Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt") wird von Dr. Sander Halversen (Ulrich Thomsen) gebeten, sich einem norwegischen Forschungsteam in der Antarktis anzuschließen. Schließlich hätte man dort einen sensationellen Fund gemacht, der einer genauen und fachmännischen Überprüfung bedürfe. Kate, neugierig geworden, akzeptiert und erkennt, dass der Wissenschafter nicht übertrieben hat. Eher zufällig waren zwei Norweger über ein im ewigen Eis begrabenes Raumschiff gestolpert, das sich dort seit mindestens 100.000 Jahren befindet. Und mehr noch: Der Pilot des außerirdischen Gefährts befand sich unweit der Absturzstelle und konnte geborgen werden.

 

Wandlungsfähiges Alien

Trotz Kates Bedenken wird dem Außerirdischen eine Gewebeprobe entnommen, die Verblüffendes über den Erdenbesucher enthüllt. Womit niemand rechnete: Die furchteinflößende Kreatur ist keineswegs seit Äonen tot, wie angenommen wurde. Rasch regeneriert sich das unheimliche Wesen und beginnt eine blutige Schneise durch das norwegisch-amerikanische Forschungsteam zu schlagen. Sein Vorteil: Es kann jede beliebige organische Form annehmen, sodass die Männer und Frauen nicht wissen, wer noch ein Mensch ist und wer in Wahrheit bereits zum Monster mutierte. Für Kate beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn das Ungeheuer darf die Antarktis nicht verlassen - andernfalls könnte es binnen weniger Wochen die gesamte Menschheit auslöschen...

Prequel zu "Das Ding aus einer anderen Welt"

Das "Blade Runner"-Schicksal

John Carpenters Das Ding aus einer anderen WeltAls 1982 der damals höchst erfolgreiche John Carpenter das Remake des Science-Fiction-Klassikers "Das Ding aus einer anderen Welt" ins Kino brachte, schlug ihm ein eisiger Wind entgegen. Viele Kritiker verrissen den Streifen, der auch finanziell weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Gleich Ridley Scotts "Blade Runner" - ebenfalls 1982 wenig erfolgreich in den Kinos gelaufen - gewannt "Das Ding aus einer anderen Welt" im Laufe der Jahre eine treue Fanbasis und mauserte sich vom Geheimtipp zum Klassiker. Mittlerweile zählt John Carpenters Remake unbestreitbar zu den Perlen des Horrorgenres. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für ein Remake also!

 

Dieser reizvollen Aufgabe nahm sich der niederländische Regisseur Matthijs van Heijningen Jr. mit seinem ersten Hollywoodausflug an, wobei "The Thing (2011)" kein Remake, sondern ein Prequel darstellt. Nun könnte man, wenig originell, der Traumfabrik erneut Ideenarmut vorwerfen: Das Prequel zum Remake eines Klassikers. Dennoch: Das Szenario klingt zunächst vielversprechend. Auf den Spuren eines Meilensteins des Horrorgenres und ein üppiges Budget (35 Millionen Dollar) sollten zumindest ein ansprechendes Filmerlebnis garantieren.

 

Aus alt mach fad

Leider schafft es Matthijs van Heijningen nicht, selbst gedämpfte Erwartungen zu erfüllen. Zu überhastet in Szene gesetzt wirkt "The Thing (2011)" die gesamte Laufzeit über. Positive Erwähnung können einzig die Referenzen an John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" finden. Doch bereits hierin verbirgt sich die Crux: Welche Spannung kann ein Film erzeugen, dessen wesentliche Plotpunkte bereits bekannt sind? Das Prequel endet bekanntermaßen dort, wo die Version aus 1982 beginnt. Gewiss: Es hat schon einen gewissen Reiz, die Vorgeschichte eines Klassikers zu erzählen, zumal dieser filmische Prolog Potenzial für allerlei Schreckensszenarien geboten hätte. Eben jenes Potenzial kommt freilich nicht zur Geltung und wird zugunsten einer uninspirierten Adaption des Originalstoffs sträflich vernachlässigt.

 

Ganz offensichtlich war der Regisseur mit seiner Aufgabe überfordert. Denn was Carpenters Version zum zeitlosen Klassiker machte, gerät in "The Thing (2011)" zum lieblosen Schießbudenzauber. Der Plot entwickelt sich nicht, sondern er geschieht einfach. Während 1982 die "Enthüllung" des außerirdischen Monsters für offene Münder sorgte, wird dieser erste große Höhepunkt eines solchen Filmes dreißig Jahre später völlig unspektakulär in Szene gesetzt. Auch in weiterer Folge tapst Matthijs van Heijningen von einem cineastischen Fettnäpfchen ins nächste und begeht so gut wie alle Kardinalfehler, die man im Horrorgenre nur finden kann. Charaktere werden nicht eingeführt und entwickelt, sondern einfach auf die Leinwand geklatscht. Deren Ableben erregt höchstens ein Achselzucken seitens des Zuschauers.

 

Auf dem Ponyhof zeitgenössischer Horrorkunst

Anstatt Spannung zu kreieren, sorgt "The Thing (2011)" meist für Langeweile. Die wenigen halbwegs ansprechenden Szenen wurden sinnigerweise aus Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" abgekupfert, etwa die 1982 noch extrem spannende Blutuntersuchung um herauszufinden, wer Mensch und wer Monster ist. Im Prequel werden stattdessen die Zähne der Überlebenden in Augenschein genommen, da der Außerirdische kein anorganisches Material, und somit auch keine Zahnfüllungen imitieren kann. Falls Matthijs van Heijningen für unfreiwilligen Humor sorgen wollte, ist ihm dies jedenfalls bestens gelungen. Kurios, dass in einem Horrorfilm an einer passenden Stelle kein Blut fließt, sondern Gebisse wie bei einer Pferdeauktion begutäugt werden.

John Campbells "Who Goes There?"

Mit der paranoiden Grundstimmung am wohl isoliertesten Punkt der Erde, die John Carpenter perfekt einfing, hat "The Thing (2011)" nichts mehr zu schaffen. Das Alien agiert denkbar aggressiv und zeigt wenig Ambitionen, seine Anwesenheit zu verstecken. Überraschungen sind dadurch ausgeschlossen: Das Monster greift an, tötet, und danach diskutieren die Überlebenden, wie weiter zu verfahren ist. Eben jene Paranoia aus John Campbells berühmter Science-Fiction-Novelle "Who Goes There?" fällt praktisch komplett weg und reduziert eine der spannendsten und unheimlichsten Geschichten der Literaturwelt auf eine mäßig interessante Monsterhatz, bei der offenbar eine unbegrenzte Anzahl an Flammenwerfern zur Verfügung steht - im Gegensatz zu Carpenters Version, in der es nur einen einzigen gab und der somit eine besondere Stellung einnahm.

 

Einen weiteren Kritikpunkt liefern die Spezialeffekte ab, die ihren CGI-Ursprung nicht verbergen können. Für einen x-beliebigen Monsterfilm mag dies genügen. Es befremdet aber, dass dreißig Jahre alte Effekte um Welten überzeugender wirken als moderne Tricktechnik, wobei insbesondere auch das uninspirierte Alien-Design sauer aufstößt. Zwischen H. R. Gigers meisterhaften Alptraumvisionen und Standard-Monstern aus der Blechtrotteldose wäre jede Menge Platz. "The Thing (2011)" zeigt daran aber genauso viel Interesse wie an einer spannenden Story und Inszenierung, also gar keines.

 

Fazit: Ernüchterung

Was bleibt nach knapp 100 Minuten als Fazit übrig? Nun: Wenig gewollt und erreicht - Mission erfüllt! Für Fans des Horrorklassikers ist dieses Prequel ein Schlag in die Magengrube. Als hätten die Produzenten alles in ihrer Macht stehende dafür unternommen, nur bloß keine Sekunde lang schweißtreibende Spannung zu erzeugen. Selbst schlicht gestrickte Splatterfans-Gemüter dürften restlos enttäuscht sein angesichts des lieblos hingeschluderten Machwerks. Kurzum: "The Thing (2011)" wurde gnadenlos in den Sand, respektive ins Eis gesetzt und weckt höchstens die Lust, sich im Anschluss an die Enttäuschung noch einmal John Carpenters grandiose Version anzugucken.

Originaltitel: The Thing

Regie: Matthijs van Heijningen Jr.

Produktionsland und -jahr: USA, 2011

Filmlänge: ca. 103 Minuten

Verleih: Universal Pictures Germany

Deutscher Kinostart: 17.11.2011

FSK: Freigegeben ab 16 Jahren

Die beste "Das Ding"-Version lautet ...
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