Trap – blosses Bassgepumpe?

Eines ist klar: Trap ist (bislang) musikalisch sicherlich weder anspruchsvoll noch komplex - Bassmusik ist das Stichwort der Stunde.

Trap lebt von einem enorm wuchtigen und mitreißenden Bass, der die Massen zum Mitwippen animieren soll. Und das geht natürlich nur, wenn der Bass auch spürbar ist. Trap ist also nichts für Kopfhörer oder Laptop Lautsprecher, sondern lässt sich nur angemessen über adäquate Boxen mit starkem Bassbereich hören.

Wer also nicht über eine solche Ausstattung verfügt, sollte sich bei seinem Urteil über Trap ein wenig zurücknehmen.

 

All dies soll allerdings nicht heißen, dass Trap einfältig, langweilig oder abwechslungsarm sei. Gute Produktionen haben das gewisse Stück Raffinesse, das der Masse an zweit- und drittklassigen Stücken fehlt. Das liegt vor allem an einer Menge Detailarbeit, die von den hochkarätigen Produzenten mit großem Arbeitsaufwand in die Stücke investiert wird.

Die Fakten – Was ist Trap?

Technisch und nüchtern betrachtet weist Trap eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 BPM (je nach Produktion gelegentlich 130-170 BPM) auf. Die vorherrschenden Drumelemente sind aus dem Repertoire des klassischen Roland-TR 808 Drumcomputer zusammengestellt. Zwischendurch untermalen das Geschehen Effekte wie gepitchte Vocalsamples oder Schüsse. Die Basslines und Leadsynths sind meist aus dem elektronischen Bereich, insbesondere des Dutch House und Hardstyles, entlehnt. Bei der künstlerischen Gestaltung eines Tracks sind bei Trap jedoch keine Grenzen gesetzt, sodass im ein oder anderen Stück auch für die Richtung exotische Instrumente wie Trompeten oder Geigen zu hören sind.

 

Im Gegensatz zu den vielfältigen Elementen setzt Trap von der Struktur betrachtet keine neuen Maßstäbe und bedient sich des althergedienten Popschemas.

Das drumlastige Intro steigert sich allmählich und löst die Spannung im sogenannten Drop, der Moment, wenn die Bässe einsetzen und das Geschehen dominieren. Abgelöst durch einen meist überraschenden und kontrastierenden Zwischenteil wird eine erneute Spannung erzeugt, und der Aufbau beginnt von Neuem.

Melting pot - Zwei Genres verschmelzen - Wie klingt Trap?

 

Der Rhythmus und Stil erinnern an amerikanischen Hip-Hop; und es steckt auch tatsächlich eine ganze Menge Hip-Hop in Trap.

Ein Crossover aus Crunk und Hip-Hop entwickelte sich erstmals Anfang der 2000er Jahre in den Südstaaten. Der ursprüngliche Begriff Trap ist angelehnt an das Album "Trap Muzik", welcher damals als Synonym für zwielichtige Drogenumschlagplätze Gebrauch fand.

Der noch sehr raplastige Trap, stilgebend geprägt durch den Rapper T.I., fand in den letzten Jahren immer größeres Interesse in der elektronischen Szene. 
Wichtige Produzenten in diesem Zusammenhang sind Flosstradamus (Duo aus J2K und Autobot, siehe Titelbild), die mit ihrem Remix von Major Lazers Original Don Trap auf ein anderes Level angehoben hatten. Die durchweg positive Resonanz gegenüber Flosstradamus verleitete viele Produzenten der elektronischen Szene dazu, auf Trap umzusatteln.

Nicht alleine die Tatsache, dass Trap eine stark vernachlässigte Komponente in die elektronische Musik bringt, nämlich Hip-Hop, sondern auch, dass die Clubtauglichkeit von Trap von kaum einem anderen Genre zu übertreffen ist, lässt ebensolche Produktionen aus sämtlichen Lagern schießen.
Als Tribut an Flosstradamus Pionierarbeit wird dabei oft von anderen Produzenten das Sample "Damn son, where did you find this?" verwendet, welches in Original Don (Flosstradamus Remix) zu finden ist.

 

 

Neben Flosstradamus konnten sich Produzenten wie Munchi oder Baauer auch bei einem breiteren Publikum etablieren und einer großen Beliebtheit erfreuen. Denn durch die Fusion der Genres kommen Hip-Hop Fans sowie "Raver" zusammen und erleben eine überwältigende Verschmelzung zweier Kulturen, die ohne Kompromisse auskommt.

 

Es ist davon auszugehen, dass Trap (als heutzutage stark elektronische Musikrichtung, die ihre Wurzeln im amerikanischen Hip-Hop hat) in der nächsten Zeit weitere Vertreter an die Spitze der Mainstreamcharts katapultieren wird. Nicht zuletzt hat Baauer mit Harlem Shake das internationale, ja globale Potential von Trap aufblitzen lassen.

Ein Hype mit Verfallsdatum?

Wie immer bleiben Fragen offen: Wie lange wird sich der Hype halten? Bleibt Harlem Shake als Trapproduktion eine einmalige Erscheinung in der Öffentlichkeit?

 

Ähnlich wie bei anderen Hypes, wie um beispielsweise Dubstep, werden Hörer in baldiger Zeit wohl oder übel in einer Flut von Trapproduktionen schwimmen, sodass die Lust an der Musik durch eine Überdosis abgetötet wird. Glücklicherweise darf man aber als Fan dieses Genres davon ausgehen, dass Trap sich aufgrund seiner ausgesprochen hohen Innovationskraft noch einige Zeit erhalten und den Hörer noch mit den ein oder anderen raffinierten Bässen durchschütteln wird.

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