Betreibt Lego Volksverhetzung?

Angeblich strotzen der Palast und die Figuren nur so von Vorurteilen und Unterstellungen gegenüber dem Morgenland. "Züge von Volksverhetzung" will die türkische Gemeinde dabei laut eigenen Angaben erkannt haben, und stellt den Spielehersteller Lego nun an den öffentlichen Pranger.

 

In einem Bericht von Yüksel Karaman auf der offiziellen Webseite der Türkischen Kulturgemeinde Österreichs erfahren wir von den Vorwürfen und Forderungen der Gemeinde gegenüber Lego.

 

Zusammengebaut erkennt die türkische Gemeinde im "Jabba's Palace" sogar eine 1:1 Abbildung der Hagia Sophia (Heilige Weisheit) in Istanbul. Ein Muezzin würde dabei als Krimineller mit Axt und Maschinengewehr dargestellt.

 

Hinter dem Link der Bericht der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich.

Sehen Sie sich auch die "Beiweisbilder" dieses Artikels an!

Rechtliche Schritte gegen Lego?

Die Türkische Kulturgemeinde überlegt in weiterer Folge eine Klage gegen den dänischen Spielehersteller einzureichen. In Österreich, Deutschland sowie der Türkei könnte man eine Sachverhaltsdarstellung von Lego wegen Verhetzung beziehungsweise Volksverhetzung einfordern. Weiters pocht man darauf, das Spiel aus den Geschäften entfernen zu lassen.

 

Lego selbst reagiert vorerst gelassen. Man habe nicht vor, den Bausatz vom Markt zu nehmen. "Jabba´s Palast" wäre dem "Krieg der Sterne"-Original so nah und realistisch wie nur möglich nachgebaut und man habe sich stets am besagten Film orientiert.

LEGO Star Wars 9516 – Jabba´s Palace

Hier der skandalöse Lego-Bausatz, der übrigens längst keine 139,99 Euro mehr kostet.

Den wahrhaftigen Skandal an diesem Produkt haben wir allerdings bei der Beschreibung der Produktmerkmale entdeckt: Lego definiert diesen Bausatz geschlechterspezifisch als für Jungen geeignet! Wir werden diesen Sachverhalt unverzüglich der "Österreichischen Gesellschaft für Mädchen" mitteilen. Wer weiß, vielleicht können die dann eine Sachverhaltsdarstellung von Lego erzwingen...

Jetzt mal im Ernst: Ihr habt es leider noch immer nicht kapiert.

Während in der türkischen Gemeinde sehr viele Mitglieder muslimischen Glaubens anzutreffen sind, dürften sie sich nicht so ganz darüber bewusst sein, dass sie mit Wien in einer durch und durch säkularisierten Großstadt leben.

 

Die Jugend von Wien pfeift auf Weltreligionen genauso wie sie darauf pfeift, ob Lego Kriegsspielzeug verkauft, oder ob ein dänisches Satiremagazin "Mohammed"- oder "Jesus"-Karikaturen verbreitet. Wer an etwas glauben will, der sucht sich seinen individuellen Glauben heutzutage selbst, dabei darf auch zwischen den Kulturen gemixt werden. Der Geist zeigt sich frei, und es wird ihm dabei das Recht eingeräumt, selbst zu entscheiden, woran man glaubt, oder eben nicht.

 

Nicht gerade wenige "Wiener" betrachten Religion, vor allem aber Weltreligionen lediglich als "Opium fürs Volk". Also für nicht viel mehr als ein Mittel, um einfache Gemüter zu manipulieren und ruhig zu stellen.

 

Die türkische Gemeinde gibt sich in Österreich wie auch in Deutschland äußerst konservativ, man meint fast, die Auffassungen dort seien orthodoxer und altmodischer als in der eigentlichen Türkei. Die Türkei selbst bewegt sich sehr geschickt in der Mitte zwischen Ost und West, und hat sowohl wirtschaftlich, politisch wie auch kulturell gelernt, damit umzugehen. Die sogenannten "Auslandstürken" sind weiterhin diejenigen, die dabei noch hinterherhinken.

 

Es bleibt für uns weiterhin die Frage offen, welchen Sinn und Zweck dieser Lego-Aufruhr eigentlich haben soll. Was die Auswirkungen betrifft, kann man deutlich erkennen, dass der Durchschnitts-Österreicher eher genervt abwinkt, wenn er von den Vorwürfen gegenüber Lego hört.

 

 

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Autor seit 12 Jahren
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