Urkost - nur eine weitere einseitige Diät?

Alternative Ernährungsformen und Gurus, die sie propagieren, gibt es viele. Manche unterscheiden sich wie Tag und Nacht, aber alle versprechen Gesundheit und Wohlbefinden. Oft stellen sie eine Gruppe von Nährstoffen auf Kosten der übrigen in den Vordergrund. Gesundheitsexperten beurteilen sie deshalb als einseitig und warnen vor Mangelerscheinungen. Beispiele sind etwa die Low-Carb-Diät, die auf hohen Fleischkonsum und Vermeidung von Kohlehydraten setzt, oder die Makrobiotik, deren bevorzugtes Nahrungsmittel ungeschälter Reis ist, ergänzt durch wenig stark gesalzenes und lange gekochtes Gemüse. Nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) führen beide Ernährungsformen, konsequent praktiziert, zu Vitaminmangel.

In der Urkost gibt's Vitamine im Überfluss

Dieses Manko wenigstens kann man der Urkost nicht nachsagen. Urkost ist eine radikale Form der vegetarischen, genauer gesagt veganen, noch genauer gesagt roh-veganen Ernährung. Während vegetarische Kost nur auf den Konsum von Fleisch und Fisch verzichtet, werden in der veganen Küche keinerlei Tierprodukte verwendet, also auch keine Eier, keine Milch, kein Käse oder Honig. In der roh-veganen Küche darf natürlich nichts gekocht oder gebacken werden, es gibt folglich kein Brot, höchstens Frischkornbrei aus eingeweichten Körnern. In der Urkost gilt jedoch selbst rohes Vollkorngetreide als schädlich. Die Ernährung besteht nur aus rohem Obst, Gemüse, Nüssen und Wildkräutern. Diese Wildkräuter machen auch den Unterschied zu einer ähnlich radikalen Ernährungsform aus, der Sonnenkost nach Helmut Wandmaker, die hauptsächlich aus frischem Obst besteht.

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Was sind Wildkräuter?

Der Gärtner bezeichnet sie als Unkraut und verbringt einen großen Teil seiner Zeit damit, sie entweder auszurupfen oder mit der chemischen Keule zu erschlagen. Gemeint sind zum Beispiel Brennnesseln, Löwenzahn, Giersch, Breit- und Spitzwegerich, Vogelmiere und Gänseblümchen. In der Urkost zählen sie zu den wertvollsten Lebensmitteln und sollen zu jeder Mahlzeit gegessen werden. Im Idealfall sammelt man sie täglich frisch und verzehrt sie am besten gleich an Ort und Stelle. Denn je frischer sie sind, umso größer ist der Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Wobei Wildkräuter im Vergleich mit Kulturpflanzen ohnehin ein Vielfaches dieser Stoffe enthalten.

Eine weitere Empfehlung der Urköstler lautet, Wildkräuter möglichst ungewaschen zu verzehren. Denn auch die Mikroorganismen, die sich auf den Blättern befinden, sind wichtig für eine vollwertige Ernährung. Sie sollen unter anderem dazu beitragen, einem Mangel an Vitamin B12 vorzubeugen, der sonst bei einer rein veganen Ernährung leicht entstehen kann.

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Vor dem Sammeln sollte man sich über Wildkräuter informieren:
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Von der Urkost zur Urmethodik

Wer jeden Tag ein paar Kilometer läuft, um zu seinen Wildkräuter-Sammelplätzen und wieder zurück zu gelangen, ist schon auf dem besten Weg zur Urmethodik. Denn Ernährung ist nicht alles; zu einer gesunden Lebensweise gehört auch viel Bewegung. Der Begründer der Urkost, Franz Konz, stellt in seinem Buch Der große Gesundheits-Konz eine ganze Reihe von Gymnastikübungen vor, die den Urköstler bis ins hohe Alter fit halten. Wer sich konsequent an diese Vorschriften hält, ist jeden Tag mehrere Stunden beschäftigt. Denn es ist ja klar, dass man die Wildkräuter nicht an der nächsten Straßenecke sammelt, wo die Hunde hinpinkeln, sondern an unberührten Plätzen in der Natur, die weder von Autoabgasen noch chemischen Pflanzenschutzmitteln verseucht sind.

Die "Bibel" der Urköstler:
Der große Gesundheits-Konz: Wildkräuter - UrMedizin gegen...
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Spart Urkost Geld?

Eindeutig nein. Obwohl selbst gesammelte Wildkräuter nichts kosten (außer Zeit) und Obst und Gemüse im Supermarkt vergleichsweise billig sind, geht die wirklich vorschriftsmäßig praktizierte Urkost ganz schön ins Geld. Denn es soll keine chemisch behandelte, sondern nur Bio-Ware verzehrt werden, und Nüsse, die wegen ihres Eiweiß- und Fettgehaltes in der Urkost eine wichtige Rolle spielen, müssen Rohkostqualität haben, dürfen also nicht zum Haltbarmachen erhitzt worden sein. Solche Nahrungsmittel sind vor Ort nicht immer leicht zu bekommen, deshalb greifen Urköstler gern auf Tropenkost-Versender zurück, die Nüsse und reif geerntete Tropenfrüchte per Luftfracht versenden. Das hat natürlich seinen Preis.

 

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Macht Urkost krank?

Die DGE ist der Meinung, dass Urkost eine Mangelernährung darstellt, weil sie zu wenig Eiweiß und Vitamin B12 enthält. Es wird auch immer wieder von Fällen berichtet, in denen Urköstler, vor allem Kinder, schwere Mangelerscheinungen aufwiesen. Dagegen stehen die Erfahrungen von Menschen, die sich selbst durch konsequente Urkost von schweren Krankheiten geheilt haben wie etwa Franz Konz, der Begründer der Urkost, selbst, der an Magenkrebs litt und nun schon jahrzehntelang mit seiner Urkost fit und gesund lebt. Was man ohne Einschränkungen und guten Gewissens behaupten kann, ist wohl, dass ein hoher Anteil an rohem Obst und Gemüse und ganz besonders Wildkräutern in der Ernährung sehr positive Auswirkungen hat. Das werden die meisten bestätigen, die es mal einige Wochen lang probiert haben.

Kräutersaft voll Lebenskraft (Bild: Prof. Dr. Bernd Gerken / pixelio.de)

Autor seit 12 Jahren
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