Deutschland vor und nach dem Bau der Mauer

Es war einmal ein Land, so stolz und mächtig. Ein einig deutsches Vaterland.

Den Dichter Heinrich Heine hatte es um "den Schlaf gebracht", wenn er dachte, an Deutschland in der Nacht. Die schlimmen "Nachtgedanken" des Heinrich Heine waren sicherlich nicht nur seine.  

Kriege hatte Deutschland überstehen müssen, war zerrissen, vom Bombenhagel zerstört und dennoch ungebrochen. Aus den Trümmern kamen sie gekrochen, die Deutschen, und machten sich voll Tatendrang daran, die Scherben des Krieges zusammenzutragen.

Gehungert wurde auch in den kargen Nachkriegstagen. Manch einem blieb für Trauer nicht einmal Zeit. Frauen hatten ihre Männer im Krieg verloren, Kinder wurden inmitten dieser schlimmen Zeiten geboren. Die Kinder der Zukunft - die sie damals schon waren, waren es, die Deutschland später in zwei Teilen sahen.

Wie konnte aus einem einig deutschen Vaterland, über dem nur eine Sonne strahlte und ein Mond am nächtlichen Himmel stand, plötzlich ein geteiltes Deutschland werden?

Wir alle wissen es auf Erden.

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Die DDR

 

Wilhelm Pieck war der erste Mann, der das Sagen hatte in der Deutschen Demokratischen Republik. Ihm zur Seite stand Otto Grotewohl als Ministerpräsident. Doch später kam ein böser alter Mann und der war schuld daran, dass der Mauerbau begann. Walter Ulbricht hielt das Schicksal der DDR in seiner Hand. Er, der böse alte Mann, ließ eine Mauer errichten, teilte Deutschland und so begannen die Geschichten, die Mythen und Märchen, die sich rankten um ein Land, was einstmals ward ein einig deutsches Vaterland. Doch nach dem Mauerbau in Berlin konnten nur im Westteil von Deutschland noch die Wiesen, Bäume und Blumen blühen.

Im Ostblock sah alles grau, schmutzig und traurig aus. Nichts zu essen hatten die armen Bürger in der DDR. Schlange mussten sie in den Läden stehen, wollten Sie Südfrüchte, wie Apfelsinen und Bananen erstehen. Oh, diese armen Bürger in der DDR hatten es tatsächlich schwer. Blaue Hemden musste die Jugend tragen, "rote" Lieder singen auch an grauen Tagen. Die Freie Deutsche Jugend baute die DDR mit auf.

Frei, so heißt es aber, war die Jugend nicht, die Berliner zum Beispiel hatten täglich die Mauer vor dem Gesicht. Die anderen Ossis im "Tal der Ahnungslosen" jedoch nicht.

Was war so schlimm an der Mauer in Berlin?

Sie - die zusammengehörten, konnten nicht zusammenfinden - erst mussten sie die Mauer und den Stacheldraht überwinden.

Die Freiheit, von der sie träumten, lag zum Greifen nah. Doch da waren noch die Grenzpatrouillen der NVA.

Die Männer, die angehalten waren, auf alles zu schießen, was Beine hatte und es war nicht eine verirrte Ratte, auch Hasen waren es nicht, die mit toten Augen, einem Loch im Schädel, mit blutendem Gesicht auf dem Todesstreifen lagen.

Die hinterhältigen Menschenmorde an der Staatsgrenze der DDR gingen in die Geschichte ein.

 

Morde an der Staatsgrenze - Hinrichtungen in der DDR

Von BEIDEN Seiten wurde geschossen. In der langen Liste der Todesopfer befinden sich keinesfalls nur Ausreißer, die in den Westen fliehen wollten. Ebenfalls kamen Grenzsoldaten zu Tode. Bereits vor der Gründung der BRD und der DDR gab es an den Zonengrenzen Opfer zu beklagen. Nach dem Bau der Mauer wurde der 21-jährige Grenzunteroffizier Jörgen Schmidtchen hinterrücks ermordet. Im Mai 62 war es ein gelernter Maurer, der von seinem Fahnenflüchtigen Kameraden eiskalt erschossen wurde. Ebenfalls im Mai 62 kam der gleichfalls 21-jährige Peter Göring im Kugelhagel ums Leben, erschossen von Westberliner Polizisten. 

Es hatten auch Hinrichtungen in der DDR stattgefunden. Jene waren nicht offiziell als solche gekennzeichnet. Die grausame Wahrheit kam erst viel später ans Licht der Welt.

Hinter dem Eisernen Vorhang

Es heißt, dass die Menschen in der DDR "arme Schweine" waren, die nichts hatten, als ihr nacktes Leben. Es heißt ebenso, dass die DDR-Bürger unglückliche Menschen waren. Sie waren gezwungen, arbeiten zu gehen. Arbeitslose gab es schließlich nicht in der DDR. Alles war von der Pike auf geplant. Die neuen Erdenbürgen kamen in Kindergrippen und Kindergärten unter, damit die Mütter nach deren Geburt wieder arbeiten gehen konnten, um die Produktion der DDR voranzutreiben. Waren die Kleinen aus dem Vorschulalter raus begann die Schulzeit.

Das Schulsystem der DDR war ausgeklügelt genug, um Kindern Werte zu vermitteln, sie zu zielstrebigen, ehrlichen und rechtschaffenen Bürgern zu erziehen. Die Lehrer waren streng und hatten keine Angst vor ihren Schülern, denn die waren brav, weil sie noch Achtung vor den Älteren hatten. Wenn die Kleinen unartig waren, etwas anstellten in der Schule, den Unterricht nicht folgen wollten, gingen die Lehrer zu deren Eltern nach Hause, um darüber zu sprechen.

In Pioniergruppen und während der FDJ-Zeit kamen die Kinder und Jugendlichen der DDR in den Genuss von zahlreichen Veranstaltungen, an denen sie teilnehmen mussten. Wer nun glaubt, die armen Kinder und Jugendlichen der DDR hätten keinen Spaß daran gehabt, der irrt. Denn nicht alles, was Zwang war, war zwangsläufig furchtbar oder sinnlos. Dies allerdings verschweigen viele ehemalige Kinder der DDR aus Scham. Schließlich können sie nicht einfach zugeben, dass es gar nicht so schlimm war, das blaue oder rote Halstuch zu tragen oder das FDJ-Hemd. Sie dürfen heute noch nicht einmal offen bekunden, dass sie aus voller Kehle  "Immer bereit" - und später nicht ohne Stolz, da sie doch zu den "Großen" gehörten - "Freundschaft" gebrüllt haben.

Da waren sie - die FDJ-Stunden und Pioniernachmittage, die nur darauf ausgerichtet waren, den Kindern und Jugendlichen "falsche Werte" zu vermitteln, Wer heute jedoch behauptet, er habe Spaß daran gehabt, am Pioniernachmittag teilzunehmen oder die FDJ-Veranstaltungen zu besuchen, der lügt wie gedruckt.

Was auferzwungen war kann schließlich keine Freude bereiten. Wer allerdings nicht das machte, was er tun sollte, hatte durchaus Spaß an solchen Veranstaltungen und die arglosen Kinder ohnehin.

 

Aber das darf so nicht stehen bleiben, denn in der DDR war alles schlecht und von Spaß war nie die Rede. Wer etwas anderes sagt, der lügt. Ebenso wie der böse, alte Mann, der die Mauer in Berlin errichten ließ. Was dem berüchtigten Schlusssatz jener Rede vorausging, steht nicht zur Debatte. Dass der Lügner vielleicht gar keiner war, ebenso auch nicht.

Denn die Geschichte sagt - der Ulbricht hat die Mauer errichten lassen.

Und ob der berühmte Satz von Walter Ulbricht:

"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!"

tatsächlich der Schlusssatz seiner Rede war, bleibt auch im Argen. Jede Videoaufzeichnung endet mit diesem Satz.

Was folgte nach diesem Satz?

Vielleicht ein Wenn oder Aber?

Interessiert doch nicht, die Mauer, die Ulbricht nicht errichten wollte, wurde hochgezogen. Fakt!

Die armen Ossis

 

Die Menschen in der DDR durften nicht ins Ausland reisen. Dies ist so nicht richtig. Natürlich durften DDR-Bürger reisen, die, welche privilegiert waren, sogar in den "Goldenen Westen". Überdies gab es Auszeichnungen, die mit Reisen ins Ausland verbunden waren. Auch sonst war Urlaub angesagt, jenseits der Mauer - wenngleich auch diese Reisen nur in die "Bruderländer" führten.

Mit dem Fall der Mauer kam ja dann doch die lang ersehnte Reisefreiheit. Fragt sich nur, wie viele Menschen der ehemaligen DDR nach dem Mauerfall von dieser Reisefreiheit tatsächlich profitieren konnten.

Die DDR ist Geschichte, doch ist sie als ewig "böser Staat" in eben diese eingegangen. Dabei war allerding nicht alles schlecht in der sozialistischen Gesellschaft. So jedenfalls sagen es heute noch viele ehemalige DDR-Bürger, die sowohl das Davor, als auch das Danach erlebt haben. Sie sprechen von den Wirren des Krieges, der kargen Nachkriegszeit, ihrer Zeit in der DDR - die sie tatsächlich als Schönste und Glücklichste in ihrem Leben bezeichnen. Nicht, weil sie eingesperrt und gefangen waren, sondern weil sie von den Vorteilen profitierten.

In der DDR gab es ein kostenloses Gesundheitssystem, die Mieten der Wohnungen waren spottbillig, um seinen Arbeitsplatz musste niemand fürchten, zu essen gab es reichlich - Hunger musste niemand leiden. Die Wurst schmeckte noch nach Wurst, das Fleisch war Fleisch und keine Masse aus Pressspan und Wasser. Ein Brötchen schmeckte wie ein Brötchen und kostete nur 10 Pfennige. Mit einer Straßenbahnfahrkarte konnten die DDR Bürger durch die ganze Stadt fahren, ohne sich dumm und dämlich zu zahlen. Fahrkarten kosteten ermäßigt 50 Pfennige und Erwachsene zahlten 1 Mark.

Aber es war ja alles schlecht in der DDR und wer heute das Gegenteil behauptet, der lügt oder ist eine "rote Socke".

Das Ende der DDR und der neue Anfang

Das Märchen, was Geschichte ist, hat ein Happy End - die Eröffnung der Grenze - noch vor dem Fall der Mauer - ermöglichte es den Menschen aus der DDR, in die Freiheit zu streben. Glücklich schlossen die Ostberliner die Westberliner in die Arme. Endlich durfte zusammenwachsen, was zusammengehörte. Plötzlich war das Leben schön und bunt. Der Weg in den Westen war frei und dort gab es alles im Überfluss, was das Herz begehrte.

Herzlich wurden die Ossis empfangen, sie erhielten später auch ein nettes Begrüßungsgeld, um nach Herzenslust im Westteil der Stadt Berlin einkaufen gehen zu können. Was gab es da nicht alles für tolle Dinge. So viele materielle Werte, mit denen die "bösen Kapitalisten" beeindrucken konnten. Endlich durften die armen Ostdeutschen das genießen, was ihnen jahrelang verwehrt blieb.

Weg mit der alten "Pappe" - dem Trabi - denn es gab viel schnittigere Autos. Je größer, umso besser. Ein Kredit musste herhalten, um sich den neuen Luxus finanzieren zu können. Her mit den tollen Klamotten, der schicken Wohnungseinrichtung, der DDR-Schrott musste weg.

Es war so einfach, nach der Wende an Geld zu kommen. Günstige Kredite ermöglichten viel. Die Kredithaie wussten nur zu gut, die Leichtgläubigkeit der dummen Ossis auszunutzen. Schließlich gab es in der DDR keine Gauner, von denen sich die "Hinterwäldler" über den Tisch ziehen lassen mussten. Der Westen konnte also nur Gutes bieten. Das Böse lag schließlich hinter ihnen. Oder etwa nicht?

Einigkeit, Recht und Freiheit - Brüh im Licht dieses Glückes

 

Nachdem die Euphorie über den Fall der Mauer und die Freude über die neu gewonnene Freiheit abgeklungen waren, kam das Innehalten. Die Angst erwachte vor jedem Morgen, der von Arbeitslosigkeit geprägt war.

Woher das Geld für die Miete noch nehmen?

Wie die hungrigen Mäuler der Kinder stopfen?

Ach was, kein Problem - es gibt staatliche Unterstützung. Damit kommt jeder über die Runden im vereinigten Deutschland.

Und was ist mit Reisen?

Es gibt das Internet, da kommt jeder an das Reiseziel seiner Wünsche, ohne je ein Flugzeug zu besteigen.

Was ist mit der Gesundheit, die nur mittels teurer Medikamente und oftmals sinnlos veranlasster Operationen zu gewährleisten ist?

Irgendjemand muss doch schließlich die Staatskassen füllen, ganz gleich, in welchen Topf die Gelder fließen.

Und überhaupt. Wozu alt werden?

Nach der Rente mit 69 wartet eh der Sensenmann, wenn er denn nicht bereits viel früher auf der Matte steht, um die zu holen, die für drei arbeiten.

Einigkeit, Recht und Freiheit hatten sich viele Menschen aus der DDR sicherlich anders vorgestellt, als abgezockt zu werden, ihren Arbeitsplatz zu verlieren und das Fünffache an Miete zu zahlen. Wen wundert dann die "Brühe", die im Lichte des Glückes blüht.

Das Leben jenseits der Mauer ist halt doch nicht so goldig, wie es erwartet wurde.

So eine Brühe aber auch.        

Über das Gute und Böse lässt sich immer streiten. Unbestritten bleibt, dass in der DDR viel zu viel Unrecht geschehen ist, doch ebenso unbestritten ist die Tatsache, dass nicht alles schlecht war in der Deutschen Demokratischen Republik.

Es ist nicht anders, als in der BRD - das Gute wird hervorgehoben, wenn es vorgezeigt werden soll. Das Schlechte wird verschwiegen, um besser dazustehen. Es gibt keinen einzigen Staat auf dieser Welt, in dem kein einziges Verbrechen geschieht, in dem alles Gold ist, was glänzt, und in dem nur glückliche Menschen leben.

Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille und diese sollten auch gesehen werden.

KreativeSchreibfee, am 02.10.2011
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