Vorbemerkung: Nachfolgender Wochenrückblick kann Aussagen enthalten, die bei manchen Zeitgenossen zu schlimmen seelischen Verletzungen führen könnten. Deshalb rät der Autor Personengruppen, die hierfür anfällig sind, von der Lektüre dieses Artikel dringend ab. Sollten Sie wider besseren Wissens dennoch weiterlesen und sich hernach schrecklich gekränkt fühlen, übernimmt der Autor dieser Zeilen in bester sozialistischer Manier keinerlei Verantwortung.

Endlich wieder Bücher vernichten!

Traditionen überleben sich zwar meist rasch, geraten aber ebenso plötzlich wieder ins Bewusstsein, wenn man an sie unversehens erinnert wird. Die Hexenverfolgung etwa, die nachweislich Europa viele Jahre lang vor der Plage der Aufklärung schützte, tritt heute nur noch ab und an ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Etwa, wenn in Saudi-Arabien ein Mann wegen Hexerei hingerichtet wird. Freilich: Die Wehen der Sentimentalität wollen sich bei einem solchen Fall einfach nicht einstellen, nachdem der zweifellos schuldige Delinquent lediglich enthauptet, anstatt auf einem zünftigen Scheiterhaufen abgefackelt wurde. Auch halten sich die Reaktionen der Berufsempörten in derlei Angelegenheiten in überschaubar abgesteckten Grenzen. Kritik könnte schließlich allzu leicht als - Allah und die Grün-Naiven bewahre! - Islamophobie ausgelegt werden.

Deutschland schafft sich ab - noch nicht recyceltes ExemplarVöllig gefahrlos hingegen kann massive Kritik an einem autochthonen Deutschen wie Thilo Sarrazin geübt werden, der sich erdreistet, nicht die offizielle etatistische Agenda zu vertreten. Eine Ungeheuerlichkeit, die mit medialer Verachtung und Empörung der meist gutmenschlichen Gesinnungsschickeria bestraft wurde. Verstörenderweise fand sein Buch "Deutschland schafft sich ab" trotzdem Gehör und traf den Nerv vieler Mitteleuropäer. Weit über eine Million Exemplare gingen über die Ladentische, was für Linke bedeutet, dass mindestens eine Million rechtspopulistische Faschistennazis in Deutschland, Österreich und der Schweiz leben. Da vernünftige Argumentationen der Marke: "Wer dieses Buch gut findet, ist ein Menschenfeind" aus unverständlichen Gründen den Erfolg nicht schmälern konnten, muss man eben zu anderen Methoden greifen.Etwa jener eines tschechischen Künstlers, der im Rahmen der 7. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst dazu aufruft, Exemplare des Buches zu sammeln und für einen "guten Zweck" zu recyceln. Welcher gute Zweck das sein soll, ist mir leider nicht bekannt. 

Mein Vorschlag hierzu lautet: Flyer mit der Mahnung: "Nie wieder öffentliche Büchervernichtung in Deutschland!"

Sollten Sie an dieser Aktion teilnehmen, die ich als toleranter Mensch natürlich vollauf unterstütze, können Sie sich bei Amazon mit mehreren Exemplaren hierzu eindecken. Denken Sie daran: Je mehr Bücher "recycelt" werden, desto guter der Zweck! Und es kurbelt die Wirtschaft an!

Trauern oder Arbeitslager!

Vor ganz anderen Problemen stehen die vom Kapitalismus in bitterster Armut gefangenen Nordkoreaner. Nach dem Tod von Kim Jong-il - vielleicht von einem seiner zahllosen Pornofilme auf typisch westlich-dekadente Weise dahingerafft - will sich einfach keine richtige Trauer beim Volke einstellen. Deshalb verhängt das Regime nun offenbar Haft für Leute, die keine standesgemäße Trauer zeigen. Ob Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer - jahrelanges Präsidiumsmitglied der "österreichisch-nordkoreanischen Freundschaftsgesellschaft" - den Anforderungen genügt hätte, lässt sich leider nicht ergründen. Die Präsidentschaftskanzlei dementierte jedenfalls, dass er kondolierte, wie es seitens der nordkoreanischen Botschaft in Wien geheißen hatte.

Jedenfalls kam es angesichts des aktiven Ablebens des geliebten Führers der Massen zu keinen Jubelkundgebungen in Washington, wie nach der Paradisierung von Osama bin Laden. Sei es, weil keine amerikanische Spezialeinheit in die Liquidierung involviert war, sei es, weil der Leichnam nicht im Meer versenkt, sondern einbalsamiert wurde.

Sollte ein nordkoreanisches Regierungsmitglied diesen Artikel lesen, möchte ich, der ich gleichsam an der Seite des Volkes gegen kapitalistische Auswüchse wie Nahrungsmittel im Überfluss kämpfe, folgenden Ratschlag erteilen: Liebe Genossen! Ihr müsst einfach nur Elton John dazu bringen, zu Gunsten Kim Jong-ils eine Ballade zu singen! Sein anlässlich des Todes von Prinzessin Diana veröffentlichter Song "Candle in the Wind" würde sich hervorragend eignen, weltweit für Trauer zu sorgen. Es ist nicht einmal "r", über das ihr stolpern könntet, im Titel enthalten. Bis es soweit ist, halte ich die Erinnerung an den teuren Verblichenen mit nachfolgendem Clip aus einem berührenden Dokumentarfilm über unseren geliebten Führer in Ehren.

Kim Jong-Il: Die Wahrheit über unseren geliebten Führer!

Armes Österreich!

Apropos "verblichen" und "teuer": Die Ratingagentur Standard & Poor's stufte Österreichs Kreditwürdigkeit herunter. Anstatt der AAA-Bonität, ist Österreich nur noch eines lächerlichen AA+ würdig. Der Schock und die Verwunderung sitzen tief. Wie aus heiterem Himmel erfolgte diese Herabstufung, mit der nun wirklich niemand rechnen konnte. Die Staatsverschuldung ist zwar horrend, die Neuverschuldung erfreut sich steigender Gesundheit, Steuern und Bürokratie erdrücken die Privatwirtschaft.

Trotzdem konnte hiermit niemand rechnen. Folglich sitzt der Schock tief, wenngleich klar ist, wer Schuld an der Herabstufung trägt: DIe amerikanische Regierung, der neo-liberale Kapitalismus, die Finanzindustrie. Als Österreicher kann ich bestätigen, dass es amerikanische Banken waren, die diverse Bundesregierungen mit vorgehaltenen Pistolen zum Schuldenmachen und Geldverprassen zwangen. Glücklicherweise rückt die sozial gerechte Regierung, gebildet aus linken Traumtänzern und einem pseudo-konservativen Feigenblatt nicht von ihrem Kurs ab, das Paradies auf Erden mitten in Europa zu errichten und weiß, wie es die laut rechtspopulistischen Menschenfeinden unverantwortlichen Schuldenberge reduzieren wird.

Natürlich nicht durch Subventionskürzungen, Entrümpelung des undurchdringlichen Steuerdschungels, massiven Abbau der Bürokratie oder ähnliches Teufelszeug des Kapitalismus, sondern durch Erhöhung der Tabaksteuern und eine Solidarabgabe für Reiche. Der Plan sieht wohl folgendes voraus: Wenn jeder Reiche täglich eine Milliarde Zigarettenpackungen kauft, könnte das Budget in wenigen Jahren saniert werden. Ja, für derlei geniale Schachzüge bezahlt unsereins gerne die roten Gerechtigkeitsritter auf ihren schwarzen Schlachtrössern!

 

Somalische Piraten legen sich mit Kriegsschiff an

Die Verwechslung der Woche passierte ausnahmsweise nicht in Deutschland, wo sich Heidi Klum nach wie vor für eine richtige Moderatorin hält, sondern vor der Küste Somalias. Hiesige Piraten griffen versehentlich ein spanisches Kriegsschiff an, das sie für einen Frachter hielten. Anstatt sich den vom Imperialismus ausgebeuteten Angreifern zu ergeben, eröffneten die höchst unchristlich agierenden Soldaten das Feuer, wobei einer der sieben Piraten getötet worden sein soll. Die übrigen sechs Piraten wurden angeblich verhaftet.

Selbstverständlich verurteile ich diesen menschenverachtenden, rassistischen Akt der Spanier aufs Schärfste. Schließlich handelt es sich bei somalischen Piraten um ehemalige Fischer, die nur widerwillig aufs Entern von Schiffen umgestiegen sind. Nur ein bösartiger Zyniker könnte die Frage stellen, wie angeblich bitterarme ehemalige Fischer plötzlich zu Motorbooten und Maschinengewehren gelangten und weshalb sie nicht, sagen wir mal, ein ehrbares Gewerbe ergreifen, anstatt Menschen zu überfallen und mitunter zu töten.

Den bemitleidenswerten Kapitalismusopfern mag dies hoffentliche eine Lehre gewesen sein und sie suchen sich leichtere Beute: Deutsche, die im Falle der Gegenwehr als Rassisten beschimpft werden würden.

Laden ...
Fehler!