Seit jeher markieren Vollbärte das Bild eines in Saft und Kraft stehenden Mannes. Umso seltsamer mag es deshalb zunächst anmuten, weshalb sich die meisten Männer regelmäßig rasieren - ausgenommen natürlich die Taliban, die den Gebrauch von Rasierern ablehnen, da im Koran an keiner einzigen Stelle die Verwendung von Elektrorasierern als Glaubensbeweis gefordert wird.

Jene 2010 veröffentlichte, in Fachkreisen umstrittene Studie am renommierten Gender Mainstreaming Institute of Ellis Black, wonach Männer endlich ihre weibliche Seite entdecken und sich dem Ideal des geschlechtslosen Menschen annähern würden, hat aus Sicht des Artikelautors wenig für sich, erblickt man doch tagtäglich mehr und mehr Frauen mit Haaren auf den Zähnen.

Allerdings scheint ohnedies fraglich, ob weltliche Wertbegriffe, Moralvorstellungen oder schlichtweg modische Überlegungen einem göttlichen Wesen wie dem lieben Gott nicht gänzlich fremd sind. Eingedenk dessen erlaubt sich der Autor, die seiner Ansicht nach schlüssigsten Theorien anzubieten, weshalb sich der liebe Gott nie rasiert.

"Das Leben ist bunt, Hoschis!" (Bild: Abebay)

Gott hat keine Zeit für eine Rasur

Wohl jeder ist mit dem berühmten Schnappschuss des brasilianischen Fußballers Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni; besser bekannt unter seinem Künstlernamen Michelangelo, vertraut, das Gott bei einem seiner seltenen Erdenbesuche zeigt.

"ICH feiere eine Orgie, und DU bist ...

"ICH feiere eine Orgie, und DU bist nicht eingeladen, hehehe!" (Bild: Wikipedia)

Wenngleich Verschwörungstheoretiker die Echtheit des Fotos anzweifeln, steht für Experten die Authentizität völlig außer Frage. Markant ist neben der umstrittenen Vorliebe des Herrn für barbusige Schönheiten und blondgelockte Knaben der dichte Bart. Wie so manche Satiriker immer wieder anmerken, könnte eine gründliche Rasur den lieben Gott gleich um ein paar tausend Jahre jünger aussehen lassen. Auf dermaßen schlüpriges Niveau wollen wir uns jedoch nicht begeben, sondern uns vielmehr der Theorie widmen, wonach Gott schlichtweg keine Zeit zum Rasieren hat.

Einen Einblick in seinen dichten Terminkalender gewährt seine kürzlich beim Vatikan-Verlag erschienene Autobiographie "Die Bibel". Aus welchen Aktivitäten setzt sich eine typische Arbeitswoche des lieben Gottes zusammen?

Am Montag erschafft er das Licht, womit er sich prompt Ärger mit der EU einhandelt, die ihm deshalb Energieverschwendung und Mitschuld am Klimawandel vorwirft.

Dienstag: Gott erschafft das Himmelsgewölbe, nachdem er endlich eine entsprechende Baugenehmigung erhalten hat.

Am Mittwoch erschafft er die Pflanzen, damit es ein bisschen gemütlicher und wohnlicher wird.

Der Donnerstag bringt neuen Ärger ins Himmelsreich: Bei der Erschaffung der Himmelskörper wird dem Pluto die Klassifizierung als Planet verweigert. Diese unerwartete Wendung wirft Gott aus dem Konzept und er schwingt die Venus in die falsche Richtung. Seither ist das Luder andersrum, worauf andere Gottheiten wie Allah, Buddha oder das Fliegende Spaghettimonster natürlich nur gewartet hatten, um den lieben Gott mit Hohn und Spott zu überschütten.

Am Freitag merkt man ihm die Strapazen an: Bei der Erschaffung von Meerestieren und Vögeln unterlaufen ihm Patzer wie fehlende Flügel bei den Pinguinen.

Unermüdlich schuftet der liebe Gott selbst am Samstag noch: Er erschafft die Landtiere, auf dass sie dem Menschen als Füllung für BigMacs dienen mögen, und schließlich die Menschen selbst. Dabei riskiert der liebe Gott einen handfesten Skandal, als er zwei Geschlechter formt, anstatt sich mit dem weiblichen zu begnügen, wie es FeministInnen forderten. Dass er dem verhassten Geschlecht des Mannes ein lächerliches Geschlechtsorgan verpasst, wirkt dabei fast schon wie eine verschämte Wiedergutmachung an die Weibchen.

Erst am Sonntag findet er endlich Ruhe... jedenfalls war dies sein Ansinnen, als er den Sabbat schuf. Womit er nicht rechnete: Aus dem Sabbat würden später Black Sabbath hervorgehen, die mit ihrem hysterischen Metal-Gedröhne rund um den aus der DDR stammenden Leadsinger Ozzy Ostborn den Krach in die Welt brachten.

Urteilen Sie selbst, werter Leser: Wie sollte der liebe Gott bei einem dermaßen dicht gedrängten Kalender Zeit für eine Rasur finden? Der gute Mann - pardon: das Gott, wie Familienministerin Schröder herausgefunden hat - erschuf die gesamte Fauna und Menschheit an einem einzigen Tag! Boris Becker braucht alleine schon länger, um einen zusammenhängenden Satz herauszuwürgen.

Gott ist Single und lässt sich gehen

Etwas heikler ist eine erst kürzlich aufs Tapet gebrachte Theorie des bekannten Papst-Imitators und Teilzeit-Theosophen Joseph "Joe" Ratzinger: Ist Gott Single und schert er sich deshalb weder die Haare, noch um seinen Ruf? Tatsächlich klingt diese Theorie einleuchtend, wird in der Bibel doch nirgends von einer Frau Gott gesprochen. Beweise für das Single-Dasein Gottes gibt es jedoch keine, schweigt sich dieser doch über etwaige Affären geflissentlich aus, ohne Gerüchte zu bestätigen oder zu verifizieren. Somit könnte man rasch zu der Vermutung gelangen, dem lieben Gott wäre sein Aussehen völlig egal, da er keine erotischen Verbindungen pflege.

Gegen diese Theorie spricht aber der offenkundig uneheliche Sohn Jesus von Nazaret (der Ort, nicht die schottische Rock-Band). Obwohl seine Existenz nach wie vor einer Jungfrauengeburt angerechnet wird, hatten sich von Beginn weg Zweifel an diesem angeblichen Wunder geregt. Hartnäckig halten sich die Gerüchte, Maria sei von einem Unbekannten mit Alkohol abgefüllt worden und hätte aus Scham eine verrückte Geschichte erfunden, um ihrer Familie die Schande zu ersparen.

Absurd mutet die Theorie an, wonach Maria von einem gewissen Mick Jagger künstlerisch befruchtet worden oder alleine durch einen Blick von Chuck Norris schwanger geworden sei.

Obwohl der liebe Gott die Vaterschaft niemals abstritt, äußerte er sich an keiner Stelle zu den exakten Umständen. Das unterkühlte, geradezu distanzierte Verhältnis zu seinem Sohn fand seinen emotionalen Tiefpunkt in der Kreuzigung Jesu, die Gott nicht verhinderte, da er sicih angeblich auf Geschäftsreise befunden habe.

"Darf ich dir einen Bloody Mary ...

"Darf ich dir einen Bloody Mary anbieten, schönes Kind?" (Bild: Saufbay)

Gott ist zu groß für einen Rasierer

Abschließend sei noch eine Außenseiter-Theorie kurz angerissen, wonach Gott schlichtweg zu groß für einen herkömmlichen Rasierer sei. Anhänger der "Gott ist groß"-Theorie behaupten, alleine Gottes Kopf hätte annähernd die Masse des Planeten Jupiter, da andernfalls die Erschaffung der Planeten und somit der Erde logistisch gar nicht zu bewältigen gewesen wäre. Träfe diese Theorie zu, ergäben sämtliche Erzeugnisse aus der weltweiten Stahlindustrie kaum genug Material für eine einzige Klinge.

Dem widersprechen jedoch Zeugenberichte, etwa jener eines gewissen Mose, der Gott hinter einem brennenden Dornbusch gehört haben will. Freilich wenden Skeptiker ein, dass der Zeuge möglicherweise heimlich eine Zigarette hinter einem Busch rauchte und dabei versehentlich das Buchwerk abfackelte und dies als göttliche Erscheinung verschleiern wollte. Zugegebenermaßen seltsam mutet der angebliche Dialog mit dem lieben Gott an. So soll Gott ihm befohlen haben näherzukommen, woraufhin dieser antwortete: "Hier bin ich!". Spötter mutmaßten, Gott habe wohl seine Brille zu Hause vergessen, weshalb sonst hätte es dieser Antwort Mose bedurft?

Dennoch gibt es zu viele Augen- und Ohrenzeugen, um die Präsenz eines menschlichen Maßstäben begreifbaren Gottes schlüssig zu beweisen. Zudem ergäben sich viele weitere Probleme mit der Vorstellung eines Gottes, dessen Kopf so groß wie der Jupiter sei: Welche Wattestäbchen verwendete ein solches Wesen? Und woher nähme es bei Kopfschmerzen die nötige Portion Aspirin?

Schlussfolgerung: Gott rasiert nicht!

in Abwandlung eines Zitats des berühmten Stummfilmkomikers Albert Einstein wollen wir festhalten: Gott rasiert nicht!

Nicht im Bild: Marilyn Monroes ...

Nicht im Bild: Marilyn Monroes hochgerutschter Rock (Bild: Quelle: Internet)

Autor seit 13 Jahren
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