Seufzen macht das Leben leichter

Rein physiologisch gesehen ist Seufzen einfach ein leises Geräusch, das man macht. Dabei stößt man Luft aus, die man zuvor eingeatmet hat. Da hierbei die Stimmbänder ebenfalls leicht in Schwingung geraten, ist es nicht nur ein lautloses Hauchen, sondern mit einer Lautäußerung verbunden. Wenn man seufzt, kann die Luft (wieder) frei durch den Körper strömen und dem Organismus frischen Schwung geben. So fühlt man sich wieder lebendiger als vorher.

Aber das Seufzen hat darüber hinaus auch eine Funktion für unser Wohlbefinden. Durch das Ausstoßen von Luft wird Druck abgebaut. Probieren Sie es einmal selbst aus: Seufzen Sie einmal herzhaft! Bestimmt spüren Sie einerseits, wie die Luft frei aus Ihrer Kehle erst ein- und dann ausströmt. Und andererseits fühlen Sie sich irgendwie befreit und erleichtert. Wenn Sie einen sprichwörtlichen Kloß im Hals haben vor Kummer und dann seufzen, merken Sie, wie plötzlich etwas von der Last von Ihnen abfällt. Wiederholen Sie den Vorgang, verstärkt sich die entlastende Wirkung wahrscheinlich noch. 

Häufig seufzt man eher unbewusst. Insbesondere, wenn man gerade alleine ist, während man seufzt, wird dieser Vorgang vor allem so eine eigentherapeutische Wirkung haben wie im vorigen Absatz beschrieben. Die wohltuende Wirkung des Seufzens lässt sich jedoch eventuell auch intensivieren, indem man es ganz bewusst integriert, zum Beispiel in Form einer Atemübung. Bei vielen Atemtechniken, aber auch beim Yoga, wo sehr viel auf die Atmung geachtet wird, kann Seufzen eine Rolle spielen bzw. die Atemübungen sinnvoll ergänzen.

Man kann aber auch mehr oder weniger bewusst seufzen, um seinem Unmut anderen gegenüber Ausdruck zu verleihen. Ob es dann auch immer so wahrgenommen wird, ist eine andere Frage. Doch falls auf so ein Seufzen nicht so reagiert wird, wie es wünschenswert wäre, haben Sie ja immer noch die Option zu schimpfen oder zu fluchen. Aber bitte auf zivilisierte Weise und ohne jemanden zu beleidigen! Sonst hätte wiederum das Gegenüber einen Grund zum Seufzen, und ein Teufelskreis begänne.

Kultur des emotionalen Seufzens

Es ist übrigens wissenschaftlich erwiesen, dass Seufzen nicht grundsätzlich von irgendeiner Kultur abhängt. Vielmehr wird eine solche emotionale Lautäußerung in den meisten Fällen von allen verstanden, egal, woher sie stammen. So fanden britische Psychologen in Tests heraus, dass sowohl die englischen als auch diejenigen Probanden des afrikanischen Ureinwohnerstammes der Himba positive und negative Lautausdrücke von Emotionen korrekt auf den hierfür abgespielten Tonaufnahmen identifizieren konnten.

Nur bestimmte Formen des Seufzens konnten die in Namibia lebenden Himba nicht ohne Probleme einordnen: Das erleichterte Seufzen und die Lautäußerungen, die bei Stolz auf einen Erfolg ausgestoßen wurden. Die Wissenschaftler vermuteten, dies sei darauf zurückzuführen, dass im Verlauf der menschlichen Evolution diese Empfindungen nur untereinander geteilt wurden und nicht über die Grenzen zu anderen Kulturen hinweg.

Warum Tennisspieler beim Tennis so viel stöhnen

Stöhnen ist praktisch ein etwas lauteres Seufzen, das zudem über eine bestimmte Zeitspanne wiederholt wird. Es mutet beim Anhören etwas "härter" und abrupter an, als wenn man nur leise vor sich hin seufzt. Beide Lautäußerungen unterscheiden sich aber auch darin, aus welchen Gründen sie geschehen. Während Seufzen meist ein Akt des Loslassens ist, steht Stöhnen oft mit einer körperlichen Anstrengung in Zusammenhang. Ob nun beim Sport oder auch, wenn man schwere Sachen schleppen muss.

TennisJedem, der schon einmal ein Tennismatch verfolgt hat, dem wird das berühmte "Ah-" oder "Äh-" Gestöhne aufgefallen sein. Aber warum machen die Sportler mit dem kleinen gelben Ball das?

In vielen Fällen geschieht es wohl unbewusst, um die Anspannung vor den Aufschlag hinauszulassen. Dabei konzentrieren die Spieler ihre ganze Kraft und Aufmerksamkeit auf die Bewegung. 

Die Stöhnerei beim Tennisspielen wurde und wird im Verlauf der Sportgeschichte kontrovers betrachtet. Während manche Trainer die Lautäußerung als im Rahmen der Atemkontrolle und der Übertragung der Körperkraft auf den Ball hilfreich ansehen, fanden Boris Becker und Michael Stich das Stöhnen anstößig. 

In der Historie des Tennisspiels wurde sogar ein Unterschied zwischen dem weiblichen und dem männlichen Stöhnen beim Tennis gemacht. Dieses Geräusch galt bei den Tennisspielerinnen noch bis in die 1990er Jahre als verpönt.

Es mag überraschen, dass diese Sichtweise so lange erhalten blieb. Eigentlich würde man so eine Meinung ja eher zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwarten, als die Frauen zum Tennis noch die unbequemen langen Kleider tragen mussten, mit Blusen, in denen sie sich sicherlich nach entsprechender sportlicher Verausgabung und insbesondere im Sommer totschwitzten (das Outfit kann man in dem verlinkten Wikipedia-Artikel sehen). 

Doch nein: Dieses Bild von den weiblichen Lautäußerungen im Vergleich mit den männlichen beim Tennisspiel scheint sich bis in die Gegenwart erhalten zu haben. Generell hat das Tennisstöhnen keinen guten Ruf. Oftmals wird es als störend wahrgenommen. Aus diesem Grund ist man heutzutage auch bemüht, diese Geräusche herauszufiltern. Man fürchtet, sonst wäre der Kommentator nicht mehr so deutlich zu hören.

Bilderquelle: Pixabay

Die_Utopische, am 04.02.2013
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Bildquelle:
johannes flörsch (So findest du die Sternschnuppen der Perseiden)

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