Warten auf das Weihnachtspäckchen - oder: Jedes Jahr das gleiche Problem mit der spanischen Weihnachtspost

19. November:  Schwiegermutter ruft an und berichtet, dass die selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen auf dem Weg nach Spanien sind. Dieses Mal gab sie es einem Transportunternehmen mit, nicht mehr der gelben Post, denn da kamen die Jahre zuvor die Plätzchen Ende Januar oder einmal ungelogen in der Semana Santa (das ist die Karwoche) an!

20. November: Ich berichte der Familien- und Finca-Runde, dass die begehrten Süßwaren wie jedes Jahr unterwegs seien. Da ist sogar Gärtner Miguel, der sonst nichts Süßes mag, in Vorfreude, denn die Zimtsterne, Vanillekipferl und Walnussplätzchen meiner Schwiegermutter sind weltweit unübertroffen! Miguel kann sich glücklich schätzen, dass ich ihm davon ein Tütchen abgebe.

27. November: Anruf Schwiegermutter, ob wir denn schon das Paket erhalten hätten. Ich winke fernmündlich ab, weil vor dem Zweiten Advent sowieso keiner damit rechnet.

5.Dezember, Nikolaustag: Ob denn immer noch nichts angekommen sei? Ich erläutere Schwiegermama, dass zwischen drittem und 10. Dezember schon mal gar nichts laufe, da mit zwei Feiertagen (Konstitutionstag und Mariä Empfängnis) ganz Spanien sich eine ganze Woche lang einen Vorweihnachtsstress-Urlaub gönne.

10. Dezember: Schwiegermutter nervt, ich sage ihr, ich würde mich selbst bei Paketeingang melden. Ich lasse mir schon mal die Transportnummer aus Deutschland geben und frage, ob sie denn auch unsere Handynummer zwecks Erklärung des Anfahrtsweges dazu geschrieben hätte. Hat sie.

13. Dezember: Ich frage jetzt doch mal bei der deutschen Niederlassung an, wo denn das heiß erwartete Plätzchen-Päckchen bliebe, gerate natürlich an ein Call-Center, erhalte aber nach drei neuerlichen Anrufen eine Telefonnummer und eine völlig neue Transportnummer für Spanien.

14. Dezember: Ich rufe bei dem spanischen Call-Center an. Dazu brauche ich in der Warteschlange alle meine fünfzehn spanischen Lieblingsschimpfwörter. Immerhin erfahre ich, dass unser Päckchen schon gestern in Barcelona war, jetzt aber erst in die Zentrale nach Madrid müsse. Dafür rechne ich aus alter, leidvoller Erfahrung schon mal zwei Tage.

17. Dezember: In Madrid weiß man sogar, dass es auf dem Weg nach Sevilla, der andalusischen Landeshauptstadt ist, dem Verteilerzentrum für Andalusien, obwohl der Direktweg von Madrid nach Málaga um mindestens 300 Kilometer kürzer wäre. Aber das sind ja deutsch-rationale Einwände. Erst von Sevilla aus wird in alle Provinzstädte Andalusiens weiter versandt, also könne das Päckchen übermorgen wahrscheinlich in Málaga weiter unterverteilt werden. Da ist aber Wochenende, wenn ich richtig gerechnet habe.

18. Dezember: Inzwischen muss besorgte Schwiegermutter Zwischenbescheid erhalten, die wirklich die LKW-Aufschrift ernst nahm: "In drei Tagen Deutschland-Spanien".

20. Dezember: Ich finde einen Zettel des Transporteurs im Briefkasten vor, dass er uns nicht antraf. In der einen halben Stunde, in der ich mich von der Finca weg traute, um zur Reinigung zu fahren!! Immerhin mit der netten Unterschrift: Euer "transportista amigo" (das heißt übersetzt "Euer Freund, der Transporteur").

Pikierter Anruf meinerseits auf seiner angegebenen Handy-Telefonnummer, warum er denn nicht über Handy mit uns den Termin absprechen konnte! Erfahre, dass es dem Auslieferer verboten ist, per Firmenhandy Kosten zu verursachen. Ich verspreche verzweifelt, bei Lieferung v o r Weihnachten eine Kostprobe der Plätzchen inclusive Capuccino und dass ich den schwarzen Hund anbinde.

24. Dezember, Heiligabend, 13.15 Uhr: Plätzchen schon daaaaaa! Jetzt ist Gärtner Miguel vor zwei Stunden in Urlaub gegangen bis 7.Januar. Pech für ihn, dieses Jahr erwischt er nichts von den Vanillekipferl, Zimtsternen, Walnussplätzchen!

Schw Hund u Weihanchtsbaum

 Ich verspreche dem Transporteur, dass ich den schwarzen Hund fest halte bei Auslieferung der Weihnachtspakete!

 

 

 

 

 

 

Foto: Reinhard Hefele

Arlequina, am 29.10.2011
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