Germanen aßen Honigkuchen im Winter

Am Anfang war der Honigkuchen, denn schon die alten Griechen nahmen ihn als Talisman mit in die Schlacht. Selbst ägyptische Pharaonen wollten in ihren Gräbern nicht darauf verzichten. Die Germanen aßen honiggesüßte Kuchen zur Wintersonnenwende, um sich für die rauhen Nächte der Sturmgöttin Perchta zu stärken. Vermutlich stand schon damals für Honigkuchen die Bezeichnung Pfefferkuchen. "Pfeffern" hieß ein Kult, bei dem mit grünen Zweigen die Lebensgeister herausgeschlagen werden sollten. Nach dem "Pfeffern" überreichten sich die Germanen Honigkuchen als Weihe- und Dankgeschenk in der Freude über die Sonnenwiederkehr.

Klostergebäck - Pfefferkuchen mit Lebkuchengewürz

Hinter Klostermauern entwickelten Mönche aus dem Honigkuchen den Leb- und Pfefferkuchen. Sie verfeinerten mit kostbaren, orientalischen Gewürzen, die ihnen bei der schweren Verdauungsarbeit helfen sollten. Zu Beginn der Lebkuchenbäckerei kamen die würzigen Zutaten nur in geringen Mengen aus dem fernen Orient über die Alpen und waren daher sehr kostbar. Zu den klassischen Lebkuchengewürzen zählen Zimt, Anis, Ingwer, Kardamom, Koriander, Piment, Nelke und Muskat. "Pfeffer" hießen damals alle exotischen Gewürze. Dennoch schienen manche Klöster daran keinen Mangel zu leiden, wie sonst ließe sich folgende Ermahnung eines Abtes des 12. Jahrhunderts erklären.

"Jeder Verständige wird Recht geben, dass der Pfeffer, welchen man hineintut, für Mönche allzu hitzig sei, und weil sie die Speise stark mit Honigkuchen würzen, schmeckt ihnen jeder Wein sauer und sie machen beim Trunk ärgerliche Gesichter."

Die Bezeichnung Lebkuchen weist ebenfalls auf die klösterliche Entstehung in, denn nach dem Grimmschen Wörterbuch bedeutet das lateinische Wort "libum" Kuchen, Fladen, Opferkuchen. Der Gedanke Lebkuchenteig auf Oblaten zu backen, entstand sicherlich auch in Klöstern, denn die Mönche stellten ohnehin Hostien für das Abendmahl her.

Nürnberger Lebkuchen und Aachener Printen

Im 13. Jahrhundert nahmen sich weltliche Bäcker im sächsischen Schweidnitz, Nürnberg, Aachen und Elsass der Lebkuchenherstellung an. In der Umgebung solcher Städte gab es reichlich Wälder, in denen sich wilder Honig fand. Den schweren, oft monatelang gelagerten Teig rollten sie in aufwendig geschnitzten Formen aus. Nach dem Backen verzierten sie das Gebäck der reichen Leute mit Mandeln, Nelken und sogar Blattgold.

Aus den Luxusnaschereien entwickelten sich zur Zeit der Türkenkriege im 16. Jahrhundert Volksnahrungsmittel. Man benötigte für die Söldnerheere ein kompaktes, nahezu unverderbliches Nahrungsmittel. Süßer Honig, sättigende Vollkornmehle und schmackhafte Gewürze versorgten die Soldaten mit nahrhaftem Proviant. Sie verbreiteten die Kunst der Lebkuchenbäckerei in ganz Europa. Durch Fortschritte in der Imkerei und bessere Versorgung mit Gewürzen herrschte bei den benötigten Zutaten nun kein Mangel mehr.

Beschriftete Lebkuchen-Herzen

Lebkuchen-Herz, annaER, www.pixabay.com Public Domain CCOHeute baumeln massenhaft Lebkuchen-Herzen an den Süßwarenbuden der Jahr- und Weihnachtsmärkte. Mit Sprüchen beschriftet, wie "Du süße Zuckerschnute" oder "In Liebe" aus buntem Zuckerguß reizt der Lebkuchen nicht nur Kinder zum Kaufen und Reinbeißen. Schon lange vor dem ersten Advent quellen die Regale mit weihnachtlich dekorierten Lebkuchen über. Obwohl holländischer Honigkuchen, Nürnberger Lebkuchen oder Aachener Printen wegen der langen Haltbarkeit das ganze Jahr über zu genießen wären, gelten sie gerade in der Weihnachtszeit wie bei den alten Germanen als etwas Besonderes.

 Lebkuchen-Herz

Quelle: pixabay.com  annaER, Public Domain CCO

Wie Lebkuchen aufbewahren?

Oblaten-Lebkuchen schmecken frisch am besten. Sie sind ohne Konservierungsmittel zubereitet und lassen sich im Gegensatz zu Braunen Lebkuchen nicht so lange aufbewahren. Am besten lagern sie in der schützenden Verpackung bei etwa 16 Grad Celsius und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit. So behält das Gebäck sechs bis acht Wochen sein volles Aroma und seine Weichheit. Hartgewordene Lebkuchen können zwei Tage in einem verschlossenen Glas mit kleingeschnittenen Äpfeln stehen bleiben. Die aufgenommene Feuchtigkeit verleiht ihnen wieder den angenehmen, weichen Biss.

Was sind Elisen-Lebkuchen und Domino-Steine?

Aachener Printen sind seit etwa 1820 in der Stadt Aachen sowie in den Nachbarorten nach einer bestimmten Rezeptur gebackenen Kuchen. Printen werden durch die Karamellisierung des Zuckerrüben-Sirups beim Auskühlen so hart.

Nürnberger Lebkuchen bestehen aus vielen Gewürzen, Orangeat, Zitronat, Nüssen (Anteil 12,5 bis 14 Prozent), Marzipan, Honig, Mehl, Zucker und Eiern.

Elisen-Lebkuchen muss mindestens 25 Prozent Mandeln, Haselnüsse oder Walnüsse enthalten. Andere Nüsse sind nicht erlaubt. Mehl darf nur zu 10 Prozent vorhanden sein.

Bei dem Oblaten-Lebkuchen ist der Lebkuchen-Teig auf Oblaten gesetzt, damit es nicht beim Backen am Blech festklebt.

Honigkuchen (Frühstückskuchen) besteht zu mindestens 50 Prozent aus Bienen-Honig, gefärbt mit Zuckerkulör. Es darf auch Kunst-Honig hinein.

Domino-Steine bestehen aus Lebkuchen-Teig, eine Schicht Aprikosen-, Apfel- oder Sauerkirschgelee sowie eine weitere Schicht aus Marzipan oder dem billigeren Persipan. Das Ganze ist von einer dünnen Schicht Schokolade überzogen.

Lebkuchen-Museen

- Das Schafbock- und Lebkuchenmuseum,Kronenstrasse, Einsiedeln, Schweiz, www.goldapfel.ch

- Museum und Pfefferkuchen-Schauwerkstatt, Haus des Gastes Am Markt 30, Pulsnitz, Sachsen, Deutschland, http://www.ernst-rietschel.com/Pfefferkuchen/index.html

- Lebkuchenmuseum 110 rue Principale, Gertwiller, Elsass, Frankreich, http://www.paindepices-lips.com/accueil.html

Lebkuchenbaum oder Japanischer Kuchenbaum

Wie wäre es, wenn es im Garten im Frühling nach Lebkuchen duftet? Diesen Duft verströmen die Blüten des Lebkuchenbaumes. Er ist ein aus Asien stammender, winterharter Baum und erreicht eine Höhe von stattlichen 3,50 Meter. Im Herbst wechseln die sonst grünen Blätter die Farben zu Gelb, Orange und Rot. Er kann mehrere hundert Jahre alt werden. Anfangs wächst er rasch und mit zunehmendem Alter kaum noch.

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