Der genaue Blick macht es aus - Alpenblumenschönheit

Der erste Blick: Da soll etwas blühen? (Bild: a.sansone)

Die Alpenblumen/Bergblumen in ihren Lebensräumen

Was bunt durcheinandergewürfelt wirkt, folgt in Wirklichkeit gewissen Gesetzen. Jeder Lebensraum in den Bergen erfordert von den Pflanzen andere Strategien. So ändert sich für den Bergwanderer deutlich sichtbar der Bewuchs je nach Höhenlage und Beschaffenheit der Böden. Was auf Kalk gedeiht, mag kein Silikatgestein. Was es feucht liebt, gedeiht nicht auf trockenen Stellen. Nordhang ist nicht gleich Südhang, denn den Temperaturstress von sonnigen Tagen und bitterkalten Nächten, den muss man erst mal schaffen. Nicht mehr das Allgemeinklima bestimmt den Bewuchs, sondern das Mikroklima.

Hier folgt ein winzig kleiner, subjektiv gewählter Blick auf eine vielfältige, enorm spannende Welt; eine Welt, die scheinbar unberührt ist, fern moderner Städte und deren allgegenwärtiger Technik. Machen Sie sich auf eine spannende botanische Entdeckungsreise.

 

Blumen in den Bergwäldern

Einigen dieser Pflanzen begegnen Sie sicher auf ihrem Weg den Berg hinauf über die Waldgrenze. Manche Blütenstaude steht dekorativ am Weg- oder Steigrand, andere wiederum verborgen oder nur klein und fast unscheinbar.

Bergwälder

Alpenrebe (Bild: https://pagewizz.com/welche...)

Blumen der Hochstaudenfluren

Hier ist alles, wie der Name "Hochstaude" schon andeutet, groß, üppig, fast urwaldmäßig. Als Wanderer quert man diese baumfreien Bereiche in den Wäldern meist auf zugewachsenen Pfaden. Schön zu wissen, durch welches "Gestrüpp" man sich da durchkämpfen muss.

  • Alpenmilchlattich Cicerbita alpina
  • Schwalbenwurzenzian Gentiana asclepiadea
  • Gemswurz Doronicum austriacum
  • klebriger Salbei Salvia glutinosa
  • gelber Eisenhut Aconitum lyocotonum - so schön er auch ist, er, wie auch der blaue Eisenhut sind tödlich giftig! Also Hände weg.
  • Weidenröschen Epilobium angustifolium
  • Leuzea
  • Alpen-Scharte Leuzea rhapontica - eine wahre Schönheit, wenn auch selten anzutreffen.
Hochstaudenflora

Alpenmilchlattich (Bild: a.sansone)

Bergblumen auf sonnigen Almen/Bergwiesen

"Ah, die Waldgrenze passiert." Frei aufatmen, das Panorama bewundern. Mit etwas Glück führen die Steige sanft ansteigend oder in Serpentinen über die Almgebiete. Hier (von der Waldgrenze bis etwa 2.200 m Höhe) blüht es am artenreichsten. Wer Muße hat beim Zug zum Gipfel, verweilt von Zeit zu Zeit und sieht sich um. Es lohnt sich auf jeden Fall. Nur ein kleiner Auszug, was es alles zu sehen geben kann:

  • Feuerlilie Lilium bulbiferum (Mehr zu den verschiedenen Lilien)
  • Schwefel-Anemone Pulsatilla alpina subsp. apiifolia
  • Goldfingerkraut Potentilla aurea
  • Alpensteinquendel Acinos alpinus
  • Schwarzes Kohlröschen Nigritella nigra - ein aus der Ferne unscheinbares dunkles Knöpfchen. Das sich aus der Nähe als eine wunderhübsche Orchidee entpuppt, die auch noch wunderbar nach Vanille und Schokolade duftet.
  • breitblättriger Enzian Gentiana clusii oder acaulis; je nachdem, ob es auf Silikatboden (acaulis) oder Kalk (clusii) steht. (Mehr zu den Enzianen)
  • Arnika Arnica montana

 

Von Almrosen, Enzian und Kohlröschen

Almrosen (Bild: a.sansone)

Gebirgspflanzen in feuchten Wiesen, Matten und Mooren

So vielfältig wie die verschiedenen Feuchtstandorte sind auch deren Pflanzen. Ein hochsensibler und schützenswerter alpiner Lebensraum, auch wenn "Mensch" dabei nasse Füße kriegt.

  • narzissenblütiges Windröschen Anemone narcissiflora
  • Straußglockenblume Campanula thyrsoides - eine gelbblühende seltene Glockenblume
  • Trollblume Trollius europaeus
  • Schlangenknöterich Polygonum bistorta
  • blauer Eisenhut Aconitum napellus
  • weißer Germer Veratrum album - Achtung! Die Blätter haben Ähnlichkeit mit dem gelben Enzian - leider ist die Verwechslung fatal. Der Germer ist hochgiftig.
    Unterscheidung: Blätter sind unterseits flaumig behaart, oben kahl.
  • Wollgras Eriophorum
  • Heidekraut/Besenheide/Sommerheide Calluna vulgaris, nicht zu verwechseln mit der Schneeheide Erica carnea, die andere Standorte liebt.

Lesetipp: Was ist ein Sumpf, Hoch- oder Niedermoor?

 

Feuchtwiesen, Matten, Moore

Moor (Bild: a.sansone)

Alpenblumen auf sonnigen Bergwiesen (Hochregion)

Auch wenn der Bewuchs kleiner und seltener wird, es gibt noch genug zu bestaunen:

  • Rauer Enzian Gentianella aspera - Hier finden Sie eine große Auswahl an Enzianen
  • Gletscher Mannsschild Androsace alpina - die am höchsten steigende Blütenpflanze
  • Alpenwucherblume Leucanthemum
  • Alpenaster Aster alpinus
  • Edelweiß Leontopodium alpinum
  • Rapunzel Phyteuma
  • Katzenpfötchen Antennaria dioica
  • kleinster Augentrost Euphrasia minima
  • Zwergglockenblume Campanula cochlearifolia
  • Gemsheide/Alpenazalee Loiseleuria procumbens. Dieser rasenförmig wachsende, nur etwa 5 mm hohe Zwergstrauch bedeckt auch in höchster Höhe noch die Felsblöcke. Ein kleiner Überlebenskünstler.
  • Knollen-Knöterich Polygonum viviparum/Persicaria vivipara - Dieser "lebendgebärende" Knöterich hat mit Stärke gefüllte Brutknospen, aus denen im Sommer bereits kleine Blätter treiben. Im Herbst fallen sie als fertige Pflanzen auf den Boden und werden vom Wind an ihren Einsatzplatz gebracht. Clever, kann man nur bewundernd sagen.

Alpenazalee (Bild: a.sansone)

Trockene Felshänge, Schutt- und Geröllhalden, Gipfelbereiche

Auf den ersten Blick - karg, steinig, geröllig. Da kann doch nichts mehr wachsen. Kann nicht, gibt es für Pflanzen (fast) nicht. Man macht sich klein, hüllt sich in einen dicken Pelz (hirsutum) läuft mit dem Geröll mit; Strategien gibt es unzählige, wie sogenannte Pionierpflanzen diese schwierigen Gebiete meistern. Ihnen gehört meine größte Bewunderung. "Chapeau, meine Lieben!", sage ich jedes Jahr aufs Neue.

  • stängelloses Leimkraut Silene acaulis
  • Alpenmohn Papaver rhaeticum Noch mehr Mohnschönheiten gefällig?
  • Edelweiß Leontopodium alpinum
  • Hornkraut Cerastium alpinum
  • Spinnweb-Hauswurz Sempervivum arachnoideum
  • Berghauswurz Sempervivum tectorum
  • Alpen-Thymian Thymus polytrichus
  • Steinbrech-Arten Saxifraga
  • Alpenleinkraut Linaria alpina
  • Krautweide Salix herbacea - Was auf den ersten Blick nach reinem Blattgewirr aussieht, ist der wahrscheinlich "kleinste Baum der Erde" (Diktion Carl von Linné). Der knapp fingerdicke Stamm steckt tief im kargen Boden, die Äste kriechen am Boden entlang, um Schutz vor Wind und Wetter zu haben. Am stärksten fallen die behaarten Samen auf.

Spinnweb-Hauswurz (Bild: a.sansone)

Die Klimaerwärmung macht besonders vor den Alpenblumen nicht Halt

  • Pflanzen, die in höheren Lagen gedeihen, reagieren stärker auf die Klimaerwärmung als solche, die an tieferen Standorten wachsen. Dies fanden Forscher heraus.
  • Mehr zu diesem Thema

 

Wer sind die ersten blühenden Alpenblumen?

Auch sie, die ersten Frühlingsboten in den Bergen, kann man an vielen Orten auch im Hochsommer noch entdecken. Denn die Blütezeit verschiebt sich je nach Höhenlage und Witterung. Viele Bereiche, etwa Schneetäler und Rinnen, in denen sich der Schnee noch bis in den Sommer gehalten hat, zeigen auch im Hochsommer Frühlingsblumen.

Die ersten Alpenblumen, Bergblumen im Frühling und Frühsommer

Ein paar der hübschesten Bergblumen näher ins Auge gefasst:

Adele_Sansone, am 10.07.2014
7 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Hirsutus? Wenn behaarte Pflanzen mit ihren Wimpern klimpern)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Wuschel, Waudel, Pusteblume - Windflieger stellen sich vor)
https://pagewizz.com/kuhschelle-oder-kuchenschelle-ein-fr... (Kuhschelle oder Küchenschelle, ein Frühlingsblüher stellt sich vor)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Wer sind die ersten blühenden Alpenblumen?)

Laden ...
Fehler!