Was schränkt die Fahrtauglichkeit ein?

Natürlich Alkohol - daran wird jeder zuerst denken. Doch wie sieht es bei zunehmendem Alter und Erkrankungen aus. Sind solche Verkehrsteilnehmer noch voll drauf? Sicherlich Hubert S. fährt seit zwanzig Jahren unfallfrei, hat aber in letzter Zeit schon einige Male anderen Autofahrern die Vorfahrt genommen. Das können Anzeichen einer beginnenden Demenz sein. Demenz ist gekennzeichnet durch ein beeinträchtigtes Denkvermögen und Gedächtnis, mangelnde Urteilsfähigkeit und führt schließlich zur Veränderung der Persönlichkeit. Frühe Symptome sind Schwierigkeiten bei alltäglichen Verrichtungen, wie Anziehen oder Einkaufen. Auch der Umgang mit einfachen Geräten wie Kaffeemaschine, Radio und Telefon wird dann zum Problem. Verlaufen oder Verfahren in bekannter Umgebung gehört ebenso zum Erscheinungsbild der Demenz wie häufiges Abschweifen vom Thema ("Faden verlieren") oder rasche Ermüdung. Wie die Unfallstatistik belegt, machen ältere Autofahrer im Straßenverkehr häufig folgende Fehler: Nichtbeachten der Vorfahrt. Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärts-Fahren und Parken. Falsches Verhalten an Fußgängerüberwegen. Seltener sind zu schnelles Fahren oder zu geringer Abstand festzustellen.

Autofahren, Autobahn, Dunkelheit, Regen (Bild: pixabay.com, LoggaWuggler, Public Domain CCO)

Krankheiten als Ursachen für Unfälle - Demenz, Diabetes, Herz- und Kreislauferkrankungen

Häufigste Ursachen für alters- oder krankheitsbedingte Abbauprozesse (Demenz) sind der Morbus Alzheimer, Parkinson-Syndrom, Gefäßveränderungen oder ein überstandener Schlaganfall.

Beim Parkinson-Syndrom kommt es neben den typischen Bewegungsstörungen oft zu schleppenden Handlungen. Der Straßenverkehr erfordert aber schnelle Reaktionen, wie etwa rechtzeitiges Bremsen oder Ausweichen. Ein erhöhtes Unfallrisiko ist bei diesen Autofahrern eindeutig belegt.

Die Demenz vom Alzheimer-Typ verläuft meist unbemerkt und schleichend. Deshalb und wegen mangelnder Krankheitseinsicht fahren diese Menschen häufig länger Auto als andere. Erst ein Unfall lässt sie den Wagen endlich in der Garage stehen lassen. Schon zwei bis vier Jahre vorher bemerkten Angehörige seltsame Reaktionen. Untersuchungen aus den USA über das Fahrverhalten von Dementen zeigen, dass Menschen mit Alzheimer eindeutig häufiger Unfälle verursachen. Ebenso können dies Herzrhythmusstörungen, die vor allem bei Stress (Autofahren!) auftreten, wie sehr niedrige oder sehr hohe Blutzuckerwerte. Dadurch verwirrt bringt der Demente sich, seine Mitfahrer und andere Verkehrsteilnehmer in lebensbedrohliche Gefahr.

Wer sich heute mit seinem Auto in den hektischen Verkehr wagt, muss gut sehen können. Aber gerade mit zunehmendem Alter kommen Augenleiden, wie Grauer Star, Glaukom oder Netzhauterkrankungen, gehäuft vor. Auch Gesichtsfeldausfälle und gestörtes räumliches Sehen schränken die Fahrtüchtigkeit erheblich ein und machen eine verkehrsberuhigte Straße zu einem wahren Horrortrip.

Stadt, Verkehr, Regen (Bild: pixabay.com, music4life, Public Domain CCO)

Medikamente und Autofahren

Viele gebräuchliche Medikamente können die Fahrtüchtigkeit und damit die Sicherheit erheblich beeinträchtigen. Arzneimittel, wie die meisten Schmerz-, Beruhigungs- und Schnupfenmittel dämpfen Reflexe, Sehschärfe und Reaktionen. Selbst eine lokale Betäubung beim Zahnarzt kann das Hirn vernebeln und bestimmte Augentropfen die Sicht trüben. Wenn mehrere verschiedene Medikamente gleichzeitig wirken, bei Senioren keine Seltenheit, können sie sich gegenseitig verstärken oder außer Kraft setzen. Die meisten würden zwar lieber ihre Medikamente weglassen als ihr Auto, aber immerhin fährt doch mancher mit Pillen besser als ohne. Beispielsweise können Diabetiker und Autofahrer mit hohem Blutdruck nur mit ihren Medikamenten wieder hinters Steuer. 

Packungs-Beilage oder den Arzt oder Apotheker fragen

  • Sich rechtzeitig über Nebenwirkungen hinsichtlich des Autofahrens informieren. 
  • Nie unkontrolliert rezeptfreie Arzneimittel oder die rosa Pillen vom Nachbarn, die ihm schon mal gut geholfen haben, nehmen.
  • Auf keinen Fall Alkohol trinken, auch nicht das Gläschen in Ehren, wenn Medikamente eingenommen werden müssen.
  • Besonders zu Beginn einer Behandlung mit neuen Medikamenten, insbesondere mit Psychopharmaka, vorsichtig sein.
  • Viele Beruhigungs- und Schlafmittel wirken noch am nächsten Morgen.

Als Senior Autofahren mit Verantwortung

§ 2 der Straßenverkehrsordnung: "Wer infolge körperlicher oder geistiger Mängel sich nicht sicher im Verkehr bewegen kann, darf am Verkehr nur teilnehmen, wenn in geeigneter Weise Vorsorge getroffen ist, dass er andere nicht gefährdet." Auch wer ein bisschen tüttelig ist, kann sich nicht aus dieser Verantwortung schleichen. Der behandelnde Arzt sollte Menschen mit Verdacht auf Demenz über das Unfallrisiko aufklären. Vor dem Entzug des Führerscheins sollten Arzt und Angehörige bedenken, dass ein großer Teil der Selbstständigkeit und sozialen Kontakte verloren geht. Wenn keine akzeptablen Lösungen gefunden werden, droht unweigerlich die Isolation. Hubert S. gibt seinen Führerschein ab und schenkt das schicke Auto seinem Enkel. Als Gegenleistung muss er ihn und seine Frau einmal in der Woche fahren, wohin sie wollen. Die anderen Ziele können sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Ist auch viel bequemer und Hubert S. muss sich nicht mehr über vogel-zeigende Autofahrer und zugeparkte Straßen ärgern. Wie sie aus der Tageszeitung erfahren haben, fährt zum Einkaufscenter auf der grünen Wiese ein Bus.

Symptome, bei denen das Auto stehen bleiben sollte!

  • Probleme beim Autofahren (Beinahe-Unfälle, gehäuftes Missachten von Verkehrszeichen, Nichtbeachten der Vorfahrtsregeln)
  • Orientierungsstörungen (Verfahren in bekannter Umgebung)
  • nächtliche Verwirrtheits-Zustände
  • Schwierigkeiten bei einfachen Tätigkeiten (Anziehen, Einkaufen) und im Umgang mit Geräten (Kaffeemaschine, Radio)
  • Störungen in den Bewegungen
  • Wahn-Symptome oder schwere Depressionen
  • Mangelnde Konzentration (Abschweifen im Gespräch, schnelles Ermüden)
  • Einnahme von Beruhigungsmitteln

Fahrtauglichkeit beim Abnehmen, Diäten und Fasten

Heilfasten, Nulldiät, kalorienreduzierte Ernährung mit 600 Kilokalorien können die Fahrtauglichkeit herabsetzen. Ärzte, die bei Übergewichtigen Reduktions-Diäten anordnen, sind verpflichtet, ihre Patienten  (z.B. Berufskraftfahrer) auf mögliche Beeinträchtigungen im Verkehr hinzuweisen. Bei eventuell auftretenden Unterzuckerungen mit Schweißausbrüchen, Schwindel und Zittern muss die Fahrt unterbrochen werden. In solchen Fällen Traubenzucker, Süßigkeiten, Obst oder Obstsäfte parat haben. Ganz besonders jugendliche Kraftfahrer bei gleichzeitiger Reduktions-Kost sind gefährdet. Sie neigen leicht zur Überschätzung ihrer körperlichen Verfassung. Während einer Fastenperiode sollte möglichst gar nicht am Straßenverkehr teilgenommen werden. Aber auch bei älteren Menschen kann sich während der Zeit des "Heilfastens" ein geradezu euphorischer Zustand einstellen, der ebenfalls die Fahrtüchtigkeit durch Fehl- und Überschätzung der eigenen Leistung beeinträchtigt.

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