Niemand kennt den wirklichen Geburtstag von Jesus Christus

Unsere heutige Zeitrechnung mit den Angaben "vor Christus (v.Chr.)" bzw. "nach Christus (n.Chr.)" bezieht sich auf die Geburt von Jesus. Allerdings kann es nicht sein, dass Jesus im Jahr 0 oder 1 geboren wurde. Da lebte nämlich König Herodes nicht mehr, auf den die Bibel verweist. Andererseits wird im Lukas-Evangelium behauptet, dass Josef und die mit Jesus schwangere Maria wegen einer Volkszählung nach Betlehem wanderten. Diese Volkszählung soll zu Zeiten des römischen Statthalters Quirinius stattgefunden haben. Quirinius wurde aber erst im Jahr 6 n.Chr. Statthalter. Bereits das Geburtsjahr von Jesus ist also unklar und unbekannt. Den genauen Tag kennt erst recht niemand.

25. Dezember – das römische Fest der Wintersonnenwende

Der römische Herrscher Gaius Iulius Cäsar (100 v.Chr. – 44 v.Chr.) hatte eine Kalenderreform angeordnet. Der kürzeste Tag des Jahres, die Wintersonnenwende, fiel nach dieser Neuregelung auf den 25. Dezember. Im dritten Jahrhundert n.Chr. machte Kaiser Aurelian diesen Tag zum Feiertag des Sonnengottes. Der Glaube an den Sonnengott war damals sehr populär. Da nach der Wintersonnenwende die Tage wieder länger werden, erschien der 25. Dezember geeignet, die Unbesiegbarkeit der Sonne zu feiern. Die meisten Christen der damaligen Zeit lehnten zunächst den volksfestartigen Rummel dieses Sonnengott-Feiertags ab.

Christliche Überlegungen zu Sonne und Licht

Die Haltung der Christen änderte sich erst zu Beginn des vierten Jahrhunderts n.Chr. Aus dem Nahen Osten war über Griechenland der Brauch nach Rom gelangt, unter Christen den wöchentlichen Ruhetag nicht mehr nach der Vorschrift des Alten Testaments samstags (am Sabbat), sondern am Sonntag zu begehen, weil Jesus an einem Sonntag von den Toten auferstanden sein soll. Nun ist aber der Sonntag nach der Sonne benannt, die nichtchristliche Menschen als Gott verehrten. Viele Christen begannen deshalb nachzudenken, was Jesus und die Sonne miteinander zu tun haben könnten.

Es waren vor allem Bibelworte über die Sonne und das Licht, die die Meinung der Christen zum "heidnischen" Fest der "unbesiegbaren Sonne" veränderten. Das Alte Testament beginnt mit der Schöpfungsgeschichte. Dort wird berichtet, dass Gott das Licht erschaffen und die Sonne an den Himmel gesetzt haben soll. Warum sollten Christen es ablehnen, sich darüber zu freuen? Die Sonne steht aber nicht nur am Anfang des Alten Testaments, sondern auch an seinem Ende. Dort ist die Vision des Propheten Maleachi zu lesen, dass von Gott noch eine weitere Sonne in einem übertragenen Sinn kommen werde: "Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und ihre Flügel bringen Heilung. Ihr werdet hinausgehen und Freudensprünge machen, wie Kälber, die aus dem Stall kommen." (Buch Maleachi, Kapitel 3, Vers 20) Die Christen glaubten zu wissen, dass mit der Heilung bringenden Sonne der Gerechtigkeit der Heiland Jesus Christus gemeint war.

Jesus und die Sonne – so wurde das Datum für Weihnachten festgelegt

Nach dem Glauben der Christen wurde in Jesus Gott selbst zu Fleisch und Blut, nahm die menschlichen Sünden auf sich, starb am Kreuz, stand von den Toten wieder auf und zeigte sich so als wahrhaft unbesiegbare Sonne der Gerechtigkeit. Deshalb, so schlussfolgerten sie, geschah die Auferstehung auch symbolträchtig an einem Sonntag, deshalb wurde der Sonntag zum Tag des Herrn. So entschieden sich die Christen dazu, den Tag der Wintersonnenwende als Gedenktag zu begehen, an dem das Alte und das Neue Testament zusammentreffen: Sie dankten am 25. Dezember für das Geschenk der Sonne, die unsere irdischen Tage beleuchtet, und für das Geschenk der Geburt von Jesus Christus, dessen Licht ihrer Meinung nach den Weg ins ewige Leben weist. Dafür fanden sie einen zusätzlichen Beleg im Johannes-Evangelium, in dem berichtet wird, dass Jesus selbst über sich gesagt haben soll: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis untergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Johannes-Evangelium, Kapitel 8, Vers 12)

Der Termin für Weihnachten – bei uns und in der orthodoxen Kirche

Das Datum 25. Dezember ist also ursprünglich nicht als Geburtstagsfest für Jesus zu verstehen, sondern als Tag des Dankes für seine Geburt, deren genauen Tag niemand kennt. Biblische Weisheiten über Sonne, Licht und Auferstehung führten dazu, das Datum auf den kürzesten Tag des Jahres festzulegen. Seitdem hat sich der Kalender mehrfach geändert. Der kürzeste Tag des Jahres ist heutzutage der 21. oder 22. Dezember. Der Termin für Weihnachten blieb jedoch, einmal festgelegt, der 25. Dezember.

In Russland war das auch so. Allerdings galt dort bis 1917 der alte "julianische" Kalender von Gaius Iulius Cäsar, nach dem der 25. 12. erst später stattfindet, wenn nach unserem Kalender schon der 7. Januar ist. Diesen "julianischen" Kalender hat die christliche russisch-orthodoxe Kirche beibehalten. Auch sie feiert Weihnachten also am 25. Dezember; nur ist "ihr" 25. Dezember erst später an "unserem" 7. Januar.

Die griechisch-orthodoxe Kirche richtet sich zwar im Allgemeinen auch nach dem alten "julianischen" Kalender, ist jedoch der Auffassung, dass dies beim Termin für Weihnachten falsch wäre. Ihrer Meinung nach wurde Weihnachten von den Christen seinerzeit auf das konkrete Datum festgelegt, das nach den jeweils gültigen staatlichen Gesetzen "25. Dezember" heißt. Griechenland hat nach seinen staatlichen Gesetzen denselben Kalender wie wir; deshalb feiern die griechisch-orthodoxen Christen auch Weihnachten an demselben 25. Dezember.

Weihnachten – die heilig gemachte Nacht

Das Wort Weihnachten kam im Mittelalter auf und soll zum Ausdruck bringen, dass es um eine Nacht geht, die Gott selbst geweiht und dadurch heilig gemacht habe; denn der Bibel zufolge wurde Jesus nachts in einem Stall der palästinensischen Stadt Betlehem geboren. Die Christen feierten Weihnachten Jahrhunderte lang ohne großen Aufwand und begingen es eher als einen stillen und besinnlichen Tag des Gedenkens und der Dankgebete. Erst seit rund 200 Jahren wurde es zu einem Familienfest mit Geschenken und zu einem herausragenden Ereignis am Ende des Kalenderjahrs. Die christlichen Kirchen waren darüber nicht besonders froh, weil sich nach ihrer religiösen Auffassung das besinnliche Nachdenken über die Geburt von Jesus als "Licht der Welt" nicht gut mit dem Licht von Kaufhäusern und dem alljährlichen Konsumrummel verträgt.

Was hat es mit Heiligabend am 24. Dezember auf sich?

Dem Alten Testament zufolge begann die Schöpfung in der Nacht. Am ersten Tag habe Gott das Licht erschaffen. Ganz wortwörtlich heißt es zusammenfassend im Urtext der Bibel: "Abend war, Morgen wurde – erster Tag." (Erstes Buch Mose, Kapitel 1, Vers 5) Das geht dann genauso weiter: "Abend war, Morgen wurde – zweiter Tag." Die Tage fangen also, biblisch betrachtet, immer mit dem Abend an. In der jüdischen Religion wird das auch heute bei allen Festtagen beachtet. Der Sabbat beginnt mit dem Sonnenuntergang am Freitag und endet mit dem Sonnenuntergang am Samstag. Die Christen übernahmen viele Jahrhunderte lang diese Sichtweise, dass religiöse Tage immer schon lange vor 0:00 Uhr mit dem Sonnenuntergang anfangen.

Für die Zeit von Sonnenuntergang bis 24:00 Uhr am 24. Dezember bürgerte sich die Bezeichnung "heiliger Abend" ein, da er religiös betrachtet bereits zum heiligen Weihnachtstag am 25. Dezember gehört. Seit etwa 100 Jahren wurde dann die Bezeichnung Heiligabend immer öfter auf den gesamten Kalendertag des 24. Dezembers übertragen. Für viele gläubige Christen beschränkt sich allerdings Heiligabend auch heute auf die Zeit nach dem Dunkelwerden am 24. Dezember, wenn in den Kirchen die Gottesdienste stattfinden, die an die Geburt von Jesus Christus erinnern.

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