Was ist Gewalt? Wo fängt die Gewaltspirale an?

Gewalt wird verschieden beurteilt. Menschen, die ihr Leben lang erniedrigt, geschlagen und verhöhnt wurden, reden manchmal erst dann von Gewalt, wenn jemand verletzt oder eine Sache beschädigt wurde. Gewalt fängt aber schon da an, wo Menschen nicht gehört und über ihre Bedürfnisse hinweggesehen wird.

Von Kindern wird verlangt, dass sie bis zu 18. Lebensjahr lernen, Regeln einzuhalten und dann ein eigenes Leben zu führen. Um das zu erreichen, müssen sie Geborgenheit und Anerkennung erfahren und unterschiedliche Fähigkeiten erlernen. Junge Menschen, bei denen diese natürlichen Bedürfnisse nicht gestillt wurden, wissen sich oft nicht anders zu helfen, als auf diese unhaltbaren Zustände mit einer erhöhten Gewaltbereitschaft hinzuweisen.

Gewalt braucht zur Entwicklung einen fruchtbaren Boden. Das anonyme Leben in einer Stadt, die despotische Enge eines dörflichen Lebens, schlechte wirtschaftliche und soziale Verhältnisse, vielfach ohne regulierende soziale Bindungen, tragen, so diagnostizieren Fachleute, viel zu einer Verrohung unserer Gesellschaft bei. Kindern wird vermittelt, dass sie nur dann weiter kommen, wenn sie nach einem Gewinn streben und sich mit ihren Ellenbogen an die Spitze der Gesellschaft durchboxen. Fallen als Zündfunken Hänseleien, ironischen Bemerkungen oder Beleidigungen, Mobbing, Rangeleien und Raufereien darauf, kann, geschürt von einer lange aufgestauten Wut, eine unkontrollierte Effekthandlung entstehen. Traditionelle Werte wie Mitempfinden, Hilfsbereitschaft und Solidarität werden durch solche Verhaltensweisen als unnütz dargestellt und immer mehr verdrängt.

Gewalt anwenden (Bild: Pixabay)

Auch veränderte Familienstrukturen können Gewalt fördern

Heutzutage ist es nicht mehr ungewöhnlich, dass Mütter mit kleinen Kindern vom Partner verlassen werden, Mütter sich nicht um ihren Nachwuchs kümmern. Die Folge davon ist: Alle Arbeiten, die in Familien mit Vater und Mutter oft nur mit Mühe zu schultern sind, müssen in Einelternfamilien plötzlich von einer Person erledigt werden. Das führt unweigerlich dazu, dass Kinder viel zu früh mit Erwachsenenproblemen konfrontiert werden.

Gewaltprävention fängt zu Hause an

Logisch erscheint es, in diesem Zusammenhang, die Kindererziehung nicht zu früh aus der Hand geben. Ein Beispiel: Menschen, die einen Welpen oder eine kleine Katze kaufen, legen Wert darauf, dass das Tier so lange bei dem Muttertier bleibt, bis es seine Ausrüstung fürs Leben erhalten hat. Das Junge wurde so lange gesäugt, bis es genügend Abwehrstoffe entwickelte, um zu überleben. Es ist stubenrein, kennt seine Rangordnung und ist in der Lage seinen Platz im Leben einzunehmen. Kinder bekommen, aus unterschiedlichen Gründen, oft nur einen ungenügenden Start ins Leben. Sie erhalten ihre Erziehung nicht in einer Familie, können kein soziales Verhalten in einer Gemeinschaft aufbauen. Diese Erfordernisse, so wird stillschweigend erwartet, sollen Kindergarten oder Schule, erledigen.

Streit schlichten

Diese Verhaltensweisen stärken das Gemeinschaftsgefühl

  • Freie Zeiten nutzen, um Gemeinschaft zu pflegen
  • Die Wünsche aller akzeptierten
  • Beobachtung und sofortige Reaktion, reguliert Gewalt
  • Einen liebevollen Umgang miteinander pflegen
  • Zu Fehlern stehen, und sie wieder gut machen
  • Gewaltfreie Konfliktlösungen anbieten

Wie wird eine Meinungsverschiedenheit korrekt ausgetragen?

In den Medien ist fast täglich von Konflikten mit Gewaltanwendung zu hören und zu lesen, weniger darüber, wie sie konstruktiv gelöst werden. Bibelfeste Christen haben es einfach. Sie können sich auf die Bibelstelle Matthäus 18,15-17 besinnen und Streit, in diesem Sinn, schlichten. Aber auch Experten auf dem Gebiet der Gewaltprävention empfehlen:

1. Zeitnahe klärende Gespräche zwischen den Kontrahenten

2. Konnte keine Einigung erzielt werden, hinzuziehen von Vermittlern, Zeugen oder Streitschlichtern

3. Im ungünstigsten Fall ist eine Klärung auch jetzt noch nicht in Sicht. Darum muss die Öffentlichkeit informiert und um Mithilfe gebeten werden. In einigen Fällen muss schlussendlich das Gericht ein Urteil fällen.

Vorbildfunktion und Aussöhnung sind wichtig

Schon kleine Kinder ahmen Mama und Papa gerne nach. Sie beobachten, welches Verhalten zum Erfolg führt, und wenden es im eigenen Leben an. Menschen mit einem ausgeglichenen Selbstwertgefühl müssen sich nicht mit Gewalt beweisen oder durchsetzen. Wenn die Spezialisten recht behalten, wird es einem Kind, das mit einer irrealen Welt, wie im Fernsehen oder Computer aufgezeigt, aufwächst, später einmal schwerfallen, sich eine Welt vorzustellen, in der man ohne Gewalt überleben kann. Wer nie gelernt hat, sich verbal auszudrücken und von Menschen verstanden zu werden, wird in extremen Situationen auf Gewalt zurückgreifen. Die Erfahrungen hat man sich schon bei der Schulung von Legionären zunutze gemacht. Aus diesem Grund gilt es, miteinander zu reden und das Gemeinschaftsgefühl in der Familie und auch in der Gartengemeinschaft zu stärken. Viele Gärtner haben gute Erfahrungen mit Jahresfesten gemacht. In zwangloser Atmosphäre können sich Gartennachbarn kennenlernen, Probleme besprechen, lösen. Es besteht die Gelegenheit, in der Öffentlichkeit, einen Streit zu schlichten und sich friedvoll miteinander auszusöhnen. Das trägt zu einem friedlichen miteinander und einem guten Vorbild bei.

MonikaHermeling, am 17.07.2019
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Bildquelle:
Monika Hermeling, Journalistin (Porträt des Liedermacher Markus Mielert -aus Sigmaringen)
©Monika Hermeling (Sind Bärlauch, Salat und Äpfel Lebewesen?)
Castinshow-Gewerkschaft (Hilfe für Kandidaten die durch ein Casting geschädigt wurden)

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