Was sind die Unterschiede zwischen Zeichnen, Skizzieren und Malen?

In einer Galerie erzählte mir der Verkäufer. Er kenne nur Menschen, die entweder gerne malen oder gerne zeichnen. Was ist der Unterschied? Man könnte der Einfachheit sagen, beim Malen arbeitet man mit flüssigen Farben und Pinsel. Auf einer Zeichnung sind Linien, Striche, Kreise oder Formen zu sehen, die mit einem Stift gezeichnet wurden. Eine Skizze wird schnell mit wenigen Strichen angefertigt, um Eindrücke und Gedanken eines Motives einzufangen. Sie kann später als Grundlage für ein ausgearbeitetes Bild dienen.

Aber da ist noch mehr: Beim Zeichnen versucht man, einen Gegenstand, Ort oder ein Wesen möglichst detailgetreu auf das Papier zu bringen. Dabei sind genaue Beobachtungsgabe und ein Gefühl für Größenverhältnisse und Perspektiven gefragt. Für mich hat es etwas von Fotografieren mit Auge und Stift. Nicht umsonst waren bei den großen Entdeckungsreisen früher auch Zeichner dabei, da es noch keine Fotos gab. Der große Naturforscher Alexander von Humboldt war ein Multitalent. Was er erforschte und sammelte, zeichnete er auch. Charles Darwin soll ein lausiger Zeichner gewesen sein, wie er selbst einmal bemerkte. Reisezeichner begleiteten Weltumsegelungen und Forschungsreisen und brachten den Menschen die schönen Bilder von exotischen Landschaften, Flora und Fauna.

Beim Malen kann man kreativ werden und ist an keine Grenzen gebunden. Man kann sich auf dem Papier so richtig auslassen. Ob gegenständlich oder abstrakt bleibt dem Maler selbst überlassen. Um auf den Galeristen zurückzukommen, die einen lieben die feine, detailgetreue Zeichnung, für andere ist die Malerei ein kreativer befreiender Akt.

Was benötige ich zum Zeichnen?

Das Material - es kann am Anfang preiswert sein. Als Kinder haben wir auf alten Tapetenresten meines Vaters gemalt. Nehmen Sie einfaches Papier oder einen großen Zeichenblock von DIN A 3, um sich erst mit den Techniken vertraut zu machen und fröhlich darauf los zu zeichnen. Auf einer großen Fläche lernen Sie besser nicht nur aus der Hand, sondern aus dem ganzen Arm zu arbeiten.

Besorgen Sie sich drei Bleistifte mit unterschiedlichen Härtegraden:

  • H3 (hart, Farbe silbrig-grau, kaum Abrieb, drückt sich leicht ins Papier, für geometrische und technische Zeichnungen)
  • HB (mittelhart, Farbe dunkel-grau, Standard, z.B. zum Schreiben und linearen Zeichen / Vorzeichen geeignet)
  • B5 (weich, Farbe schwarz, starker Abrieb, verwischt leicht, für künstlerische Zwecke, Schattierungen)

Außerdem einen guten Spitzer sowie ein Radiergummi.

Jetzt kann es losgehen? Nur Mut!

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Material erforschen

Nehmen Sie die drei Stifte und das Blatt Papier. Zeichnen Sie mit allen Dreien erste gerade Striche. Sie werden sehen, die unterschiedlichen Minen erzeugen verschiedene Striche. Wenn man mehrere Papiersorten von glatt bis rau zur Verfügung hat, wird der Unterschied noch stärker. Bei harten Stiften ist es eine dünne, klare Linie. Bei weichen Stiften hat sie eine verwischte Struktur.

Zeichnen sie kurze Striche und probieren Sie die günstigste Handhaltung aus. Wenn Sie den Stift wie beim Schreiben zwischen Daumen und Zeigefinger halten, haben Sie einen guten Winkel zwischen Stift und Papier. Nehmen Sie den Stift wie einen Pinsel in die Hand und arbeiten von oben nach unten, können Sie kräftige Striche ausführen, was beim Ausfüllen großer Flächen nützlich sein kann.

Bögen, Schwünge und Formen

Zeichnen Sie erste Bögen, Schwünge und Wellen, dann erste Kreise und Ovale, erst kleine dann große. Einen perfekten Kreis zu zeichnen ist nicht einfach. Seien Sie nicht zu kritisch mit sich selbst. Es ist nur eine Übung. Bei kleinen Formen zeichnen Sie aus der Hand. Für große Formen nehmen Sie den Ellenbogen hoch. Probieren Sie einen Kreis, der fast das ganze Blatt ausfüllt. Zeichnen Sie ruhig das ganze Blatt voll, um ein Gefühl für die Bewegung zu bekommen.

Flächen füllen

Füllen Sie eine Form z.B. den Kreis mit kleinen Punkten und Strichen, mal dicht beieinander, mal weniger dicht. Halten Sie den Stift fast senkrecht. Mit einem weichen Stift führen Sie dann kurze und längere Striche aus, bis eine Fläche komplett gefüllt ist. Wenn Sie den Druck unterschiedlich ausüben, werden die Flächen mal dunkler, mal heller. Damit lassen sich z.b. raue Flächen darstellen. Mit der Hand können Sie die Flächen etwas verwischen. Vergleichen Sie, wie ist die unterschiedliche Wirkung?

Mit gebogenen Linien und Strichen kann man interessante Objekte zeichnen. Das Füllen der Fläche wird auch für Schatten, Hintergründe und Formgebung genutzt.

Abstrakte Zeichnung mit Flächen (Bild: Reisefieber)

Motive zeichnen

Nun beginnen wir mit einem ersten Bild. Wählen Sie ein einfaches Motiv, etwas was Sie mögen, und legen Sie es vor sich. Das kann ein Gegenstand wie eine Vase sein, Ihr USB-Stick, ein Buch oder eine Blume. Legen Sie es vor sich und versuchen Sie es so naturgetreu wie möglich abzuzeichnen. Lassen Sie sich Zeit, beobachten Sie. Vielleicht machen Sie erst eine einfache Skizze, um die Formen zu erkennen und bringen es dann in einer Zeichnung zu Papier.

Als Kind mochte ich Pferde. Ich habe sie immer und immer wieder gemalt, meist von Postkartenbildern. Irgendwann konnte ich sie fast im Schlaf malen. Als ich dann aus dem Kopf mal ein Huhn zeichnen sollte, war das nicht sehr naturgetreu.

Gräser am Wegesrand, Bleistiftzeichnung (Bild: Reisefieber)

In einem Zeichenkurs der VHS erhielten wir natürliche Objekte wie ein Blatt, einen Zweig, eine Hagebutte oder eine Nuss, die wir zu Papier bringen sollten. Ich war die mit dem vertrockneten Zweig - nicht sehr verlockend, wenn man 1,5 Stunden davor sitzt. Nehmen Sie etwas Nettes!

Hier ein Bild mit den unterschiedlichsten Gräsern, wie sie am Rand eines Weges stehen.

Meine Motive bestanden als Tierfan häufig aus den Tieren meiner Umgebung wie unseren Papagei, Katzen oder Hunden. Auch aus einfachen Formen lassen sich eindrucksvolle Bilder anfertigen. Übung macht den Meister! Zeichnen Sie alles, was Sie sehen und seien Sie geduldig mit sich selbst. Mit der Zeit werden die Zeichnungen immer besser, das Sehen wird geschult und auch die Zeichenbewegung selbst geht immer besser von der Hand.

Orientalischer Teppich mit einfachen Formen gezeichnet (Bild: Reisefieber)

Katze, Zeichnung (Bild: Reisefieber)

In Gemeinschaft zeichnen

So manch ein Zeichentalent arbeitet nicht gerne allein zu Hause. Es fehlt die Motivation, anzufangen oder dabeizubleiben. Mit mehreren Gleichgesinnten fällt es uns leichter. Wenn Sie nicht gleich befreundete Zeichenanfänger finden, versuchen Sie einen Zeichenkurs. Die örtliche Volkshochschule bietet interessante und preisgünstige Möglichkeiten. Es macht wirklich mehr Spaß, man übt zu einer festgesetzten Zeit und hat keine anderen Ablenkungen wie z.B. unerledigte Hausarbeit, Familie oder den Fernseher. Man fängt dann wirklich an!

Reisefieber, am 05.02.2015
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